Jugendliche hautnah im einzigen Youth Crisis Center Dänemarks: Bravehearts

Dänemark und skandinavische Länder sind oft dem Vorurteil ausgesetzt, das liberale Paradies der pazifistischen Menschheit zu sein. Sei es durch kostenlose Gesundheitsversorgung, fortschrittliche Infrastruktur oder Lösungsansätze zum Bekämpfen der Klimakrise: Man ist oft vorschnell mit seinem Urteil über das scheinbar perfekte Land; Auch Dänemark hat tiefgreifende strukturelle Probleme, und von einem dieser wird in ‘’Bravehearts’’ berichtet.

Die Dokumentation von Mette Korgaard folgt den Geschichten der Jugendlichen, die im ‘’Joanna Haus’’ in Kopenhagen Zuflucht vor Gewalt in der Familie oder Missbrauch suchen. Neben dem Leben in dem idyllischen Haus am Meer werden die 13- bis 18-Jährigen auch begleitet, wie sie versuchen, mithilfe ihrer Sozialarbeiter nachhaltigere Lösungen für betreutes Wohnen oder Internate zu finden - und wie es ihnen durch rigorose Beschränkungen verwehrt bleibt.

 ‘’Bravehearts’’ ist eine unglaublich persönliche Dokumentation. Das Team hinter Korsgaard folgte insbesondere vier Jugendlichen, die alle aus ähnlichen, doch unterschiedlichen Situationen kamen. 

Asiz hatte Gewalt von seinen Eltern erfahren, Kayla verbrachte ihr Leben auf der Straße, nachdem sich der mentale Zustand ihrer Mutter verschlimmerte und Laura lebte, nachdem ihre Schwester bereits aus der Familie genommen wurde, alleine mit einer Mutter, die kaum für sich selbst, geschweige denn für ein Kind sorgen konnte.

Wir begleiten die Jugendlichen auf ihrem Weg zur Unabhängigkeit und sehen, wie sie ihre Ziele erreichen, wie sie scheitern, wie sie Telefonate mit wenig hilfreichen Sozialarbeitern führen, die ihnen vorschlagen, zurück zu gewalttätigen Familienmitgliedern zu gehen; wie ihnen Anträge auf Wohnungen oder Internate durch lästige Bürokratie verwehrt bleiben. Das ‘’Joanna Haus’’ konnte zum Zeitpunkt des Filmens Jugendliche nur mit Einwilligung der Eltern aufnehmen, und diese durften dann genau 7 Tage bleiben, bevor sie das Krisencenter wieder verlassen mussten. Um den Jugendlichen trotzdem zumindest zeitweise Schutz zu bieten, nehmen viele der Betreuer des Heims diese für eine Nacht zu sich. Am nächsten Tag dürfen sie dann erneut 7 Tage bleiben.

Die Dokumentation ließ den Zuschauer in die alltäglichen Routinen der jungen Erwachsenen blicken und warf auch Licht auf die psychischen Probleme, die mit häuslicher Gewalt einhergehen. Eine Szene, die besonders in Erinnerung blieb, war die der Kayla, die vor einem Psychologenbesuch weinend berichtete, dass sie nichts schafft, und das Gefühl hat, alles sei außer Kontrolle. In solchen Einstellungen wird auch die Kompetenz der stetig zugewandten Betreuer im "Joanna" gezeigt, welche ihr Bestes geben, sich um die jungen Menschen zu sorgen. 

"Bravehearts" gibt jungen Menschen in Krisensituationen eine Stimme und wirft eine sehenswerte Perspektive auf die normalerweise gelobte Sozialstruktur Dänemarks.

Antonia Boda, 15