Retrospektive 2025

helene

Lichtmagie und Farbenzauber. Malerische Einflüsse im nordischen Kino

Die Retrospektive der Nordischen Filmtage Lübeck 67. Festivalausgabe 2025 trägt den Titel „Lichtmagie und Farbenzauber. Malerische Einflüsse im nordischen Kino“. Als „Maler des Lichts“ verstanden sich die Mitglieder der Künstlerkolonie, die um 1900 in Skagen in Dänemark zusammenkam. Auch das Kino „malt mit Licht“ und lässt sich dabei häufig von Gemälden inspirieren. Die Retrospektive zeigt in vier thematischen Blöcken, auf welche Weise Werke der bildenden Kunst im Laufe der Jahrzehnte Einfluss auf die filmische Gestaltung im nordischen Kino genommen haben.

Stummfilme wie „Terje Vigen“ und „Synnøve Solbakken“ greifen auf nationalromantische Motive zurück. Carl Theodor Dreyer („Du skal ære din hustru“) schuf Szenenbilder nach Werken von Vilhelm Hammershøi.
 

Im Zentrum mehrerer Biopics stehen Superstars („Zorn“), skandalumwitterte Avantgardisten („Edvard Munch“), Außenseiter („Astrup“) sowie – auf stimmig originelle Weise – ein einzelgängerisches Genie („Picassos Äventyr“). Zwei Filme thematisieren Emanzipationsbestrebungen („Marie Krøyer“) und Liebesbeziehungen („Helene“) von Malerinnen. Einen ganzen Zirkel, die Skagen-Maler, porträtiert „Hip Hip Hurra!“.

"Marie Krøyer" (2012) | Regie: Bille August | © SF Studios

Dokumentarfilme über Hilma af Klint („Jenseits des Sichtbaren“) und Aksel Waldemar Johannessen („Bilder fra et nordisk drama“) stellen zwei großartige OEuvres vor, die abseits der öffentlichen Wahrnehmung entstanden und lange auf Anerkennung durch die Kunstwelt warten mussten.


Die Filme von/mit Künstler:innen zeigen entweder deren Auseinandersetzungen mit dem Medium Film, wie im Fall der Kurzfilme von Peter Weiss, oder künstlerische Werke im Rahmen einer Spielfilmhandlung. Weiss, der später als Schriftsteller berühmt wurde, begann in Schweden als surrealistischer Maler und Filmemacher. Der Maler Ragnar Schmid schuf eigens für den sozialkritischen Spielfilm „Målaren“ Gemälde, die darin eine tragende Rolle spielen. Eino Ruutsalo („Tuulinen päivä“) aus Finnland und Róska Óskarsdóttir („Sóley“) aus Island fanden über ihre intermediale Arbeit zur Spielfilmregie.

"The Painter" (1982) | Regie: Christina Olofsen, Göran du Rées | © Swedish Film Institute

Aufgrund der großen Bandbreite der vom Kino ins Auge gefassten Künstlerinnen und Künstler – der älteste wurde 1814 geboren, der jüngste 1945 – ergibt sich eine erstaunliche Vielfalt der filmischen Stile und historischen Perspektiven“, so Jörg Schöning, Kurator der Retrospektive. „Dabei reicht die Palette von idyllischen Zeichnungen bäuerlichen Lebens an den norwegischen Fjorden im 19. Jahrhundert bis zu experimentellen Arbeiten der Moderne. Gemeinsam ist allen Filmen, dass die lichtbildnerischen Mittel sehr bewusst eingesetzt sind. Diese Retrospektive ist ein wahres Fest für die Augen!“

Zur Eröffnung der Retrospektive mit dem Biopic „Zorn“ (Gunnar Hellström, 1994) werden Dr. Markus Bertsch, Kurator der aktuellen Zorn-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle, und von den Lübecker Museen Dr. Alexander Bastek, Kurator der Zorn-Ausstellung im Lübecker Behnhaus 2012, zu Gast sein.


Einen weiteren Höhepunkt bildet die Vorführung des Stummfilms „Terje Vigen“ (Victor Sjöström, 1917), eines Seestücks nach Henrik Ibsens gleichnamigem Versepos. Im Kolk 17, der neuen Spielstätte des Festivals werden Studierende der Musikhochschule Lübeck unter Leitung von Prof. Franz Danksagmüller das Publikum mit „Schallwellen“ musikalisch umspielen.


Kurator Jörg Schöning sowie der Kurator und Filmarchivar vom Schwedischen Filminstitut Magnus Rosborn werden das diesjährige Programm mit insgesamt drei Vorträgen bereichern.


Eine vollständige Liste aller Filme, die die Retrospektive zeigt, sowie die ergänzenden Veranstaltungen werden im Rahmen des gesamten Festivalprogramms der 67. Nordischen Filmtage im Herbst 2025, bekanntgegeben.

"Zorn" (1994) | Regie: Gunnar Hellström | © Swedish Film Institute