Filmlegenden treffen auf Newcomer – Future North Meetings
Wir sitzen aufgeregt in einem Stuhlkreis in Bettina Thierigs Atelier. Die Filmschaffenden des Future North Projekts unterhalten sich bereits mit dem Festivalleiter Thomas Hailer und Moderator Lukas. Bei der Future North Initiative kriegen junge Talente die Möglichkeit ihre unfertigen Projekte einem Publikum zu zeigen und anschließend Feedback einzuholen. Für diese sieben Filmschaffenden und die Gewinner des diesjährigen Stipendiums finden zwei Gesprächsrunden mit Schauspiellegende Liv Ullman und der dänischen Produzentin Louise Vesth statt. Die Künstler haben die Gelegenheit Fragen zu stellen und in den Austausch untereinander aber auch mit den Gästen zu kommen.
Liv Ullmann begrüßt alle und anschließend stellt sich jeder vor. Sie hört aufmerksam zu und geht auf alle ein und wirkt offen und großzügig, während sie inspirierende Geschichten aus ihrem Leben teilt. Dabei geht es nicht nur um ihre weltbekannten Kollaborationen mit Regisseur Ingmar Bergmann, sondern auch ihre Arbeit mit Geflüchteten und ihr Aktivismus für Frauen- und Menschenrechte. Sie teilt auch persönliche Anekdoten und inspirierende Geschichte, beispielsweise wie sie zum Aktivismus gekommen ist. Sie erzählt den Teilnehmenden sehr emphatisch von ihrer Unsicherheit und behandelt uns sehr familiär. Liv Ullmann hat bei mir persönlich wie schon mit ihren Filmen einen Blickwinkel auf das Wichtige geschaffen. Trotz ihres enormen Erfolges liegt ihr Fokus auf der Menschlichkeit und dem, was Menschen verbindet. Sei es durch Kunst oder aktive Hilfe. Dabei erinnert sie daran, warum wir Geschichten erzählen und wie viel Empathie durch Kunst entsteht. Das Gespräch motivierte mich aufmerksamer durchs Leben zu gehen. Trotz der unterschiedlichen Nationalitäten und aller anderen Unterschiede hat man einen außerordentlichen Zusammenhalt und Verbundenheit gespürt. Auf dem Festival läuft die Dokumentation „Liv Ullmann – a road less traveled“, die sehr empfehlenswert ist.
Nach einer einstündigen Pause traf Produzentin Louise Vesth im Atelier ein. Sie hat für ihre Arbeit mit den Regisseuren Lars von Trier und Thomas Vinterberg internationale Bekanntheit erreicht. Sie berichtet den Filmschaffenden von ihrem Aufgabenbereich als Produzentin und ihrem Lebenslauf. Die Produzentin berichtet von der der dänischen Filmindustrie und wie sich diese von Hollywood und anderen Ländern unterschiedet. Dänemark produziert laut ihr anders als Deutschland Filme für die eigene Bevölkerung. Gerade deshalb kann sich dänischer Film international beweisen, weil er trotz des dänischen Settings universell wertvoll ist. Deutscher Film versuche zu sehr, sich internationalen Trends anzupassen, daher fehlt eine deutsche Stammzuschauerschaft. Das Gespräch wendet sich anschließend ihrem neuen Film „The Promised Land“ zu, den man ebenfalls aktuell auf dem Festival sehen kann. Es geht unter anderem um die Frauenrollen im Film, der im 17. Jahrhundert spielt. Louise Vesth redet darüber, wie authentische Repräsentation in Film möglich ist, ohne die Vision hinter der Geschichte zu verlieren. Geschichten von Minderheiten zu hören ist wichtig. Es wäre aber unsensibel Repräsentation zwanghaft und nur wegen eines aktuellen Trends einzubringen. Auf echte Probleme aufmerksam machen auf eine aufrichtige Art und Weise sei aber essenziell, denn Kultur sollte alle Facetten einer Gesellschaft widerspiegeln.
Ich habe bei den Gesprächen einen interessanten Einblick in die Filmbranche erhalten und dabei viel von einer inspirierenden Person gelernt. Was macht Film aus? Warum wählt sie bestimmte Projekte und andere nicht? Eine spannende Möglichkeit mehr über den Prozess des Filmemachens zu erfahren und von den Talenten Informationen über deren Prozess zu erhalten. Sie hat mir gezeigt, dass selbst Filme zu machen möglich ist und nicht nur ein unerreichbarer Traum.
Das Treffen von Future North und deren Gästen hat mir nicht nur viel über die jeweiligen Gäste beigebracht, sondern war auch ein interessanter Perspektivwechsel um von anderen Personen in Beruf und Leben zu lernen.
Karoline, 17