“And the King said, what a fantastic machine” Mehr als nur Dokumentation?
Im Zeitalter von Social Media ist es für viele junge Leute fast unmöglich in einer Welt ohne Kameras und Internet zu leben. Dabei geht die Geschichte der Medien und Unterhaltungsindustrie weit zurück und hat sich im Laufe von über 100 Jahren stark gewandelt. Die Dokumentation „And the King said, what a fantastic machine“ beschäftigt sich mit der faszinierenden Geschichte der Kamera und wie diese eingesetzt wird. Regie führen die Schweden Alex Danielson und Maximilien Van Aertryck. Im Film wird die Geschichte der visuellen Medien von der ersten Kamera bis zu TikTok anhand von Video und Filmausschnitten der jeweiligen Zeit dargestellt. Dabei führt ein Erzähler die Zuschauer:innen durch die Dokumentation und deckt dabei Illusionen der Unterhaltungsindustrie auf.
Der Film thematisiert die Frage von was wir sehen und warum wir es sehen. Kamera und Video sind die Medien, die es vermögen Leben und Momente fast realitätsnah einzufangen. Das fasziniert uns an der gefilmten Welt: Es soll real sein und trotzdem ist es das nicht. Die Kamera baut eine alternative Realität auf - sei es eine Stadt im Mittelalter oder eine Nachrichtensendung. Dabei macht sich der Film echte Videoausschnitte zu Nutze. Von politischer Propaganda bis hin zu viralen YouTube Videos wird viel gezeigt. Die gezeigten Clips sind oft so absurd oder konträr, dass das Publikum in Gelächter ausbrach. Den Zuschauer:innen wird bewusst, was die Kamera alles kann! Herzerwärmende Filmmomente und YouTube Videos haben eines gemeinsam: die Perspektive durch die Kamera. Wie Menschen sich vor der Kamera verhalten und sich selbst auf Fotos bewerten wird so trocken präsentiert, dass es beinahe nervös macht. Der Film regt zum Nachdenken an und zum kritischen Hinterfragen von Medien.
Wie werden Themen im Fernsehen präsentiert? Sollte man jeden Moment auf Kamera festhalten? Die Dokumentation bespricht all das, ohne je den Faden zu verlieren und bleibt durchweg interessant. Bilder haben sich von Zirkusattraktionen zu etwas Anderem gewandelt. Etwas, was vom echten Leben kaum noch zu unterscheiden ist. Trotzdem bleibt die Barriere zwischen dem Echten und der gefilterten Wunschrealität von Social Media - oder den Aufnahmen von Kriegsgebieten. Dieses Etwas, diese Magie, die wir eigentlich an Filmen so lieben, ist auf dem Weg etwas Banales zu werden. „And the King said, what a fantastic machine“ ist in dieser Hinsicht ein wenig gruselig. Wie Medien manipulieren macht daher etwas Angst. Der Film zeigt bei der vielen Kritik nicht das Positive an der Medienwelt. Aber vielleicht muss er das auch gar nicht, denn, wie jedes Stück Film und Video leitet er die Zuschauer:innen durch emotionale und sachliche Anreize in eine medienkritische Richtung. Das erscheint etwas paradox: manipulative Medien, die auf manipulative Medien aufmerksam machen. Mehrmals nutzt der Film bekannte Musikstücke während Videomontagen, was für einen skurrilen und witzigen Effekt sorgt. In der Dokumentation ist ein Ausschnitt von Ureinwohner:innen zusehen, die noch nie ein Foto von sich gesehen haben. Die Person reagiert erst verwirrt und wird sich dann seiner Kopfbedeckung bewusst, die er daraufhin abnimmt. Genauso fühlen wir uns beim Anschauen von eigenen Fotos. Aber was macht das eigentlich mit uns ständig mit dem eigenen Bild konfrontiert zu sein?
Meiner Meinung nach reiht sich die Dokumentation gut neben anderen meta-modern kritisch eingestellten Filmen wie „Bo Burnham: Inside“ oder Oscar-Gewinner „Everything Everywhere All At Once“ ein. Ich kann den Film allen Film- und Medieninteressierten empfehlen, die an aufgearbeiteter Historie und aktuellen Problemen der Medienwelt interessiert sind. Für junge Menschen bietet die Dokumentation einen anderen Blickwinkel auf die tägliche Mediennutzung. Ein neuer Blickwinkel trägt zu einem gesünderen und geringeren Konsum von Medien bei, der vielen jungen Menschen fehlt. „And the King said, what a fantastic machine“ ist eine klare Empfehlung von mir und ist eine inspirierende Erfahrung .
Von Karoline, 17