War das euer erster Film? Hattet ihr vorher schon Erfahrungen im Schauspielen?
Erika: Ja, das war unser erster Film. Für mich war das auch absolutes Neuland.
Hanna: Ich hab immer schon Theater gespielt. Und ich will auch auf jeden Fall weitermachen, entweder beim Theater oder beim Film.
Ihr seid ja durch ein Casting an die Rolle gekommen, wie war es, so viele Zwillinge auf einmal zu sehen?
Erika: Also erst einmal haben sich 1500 Zwillinge für die Rolle beworben. Der Regisseur hat sich dann all die Bilder angeguckt und am Ende 500 von ihnen zum Casting eingeladen. Und das war wirklich ziemlich merkwürdig.
Hanna: Als wir ankamen, haben wir die ganzen Zwillinge gesehen, die sich auch alle wirklich unglaublich ähnlich sahen. Sie sahen einfach identisch aus, selbe Haare, selbe Kleidung, selber Gesichtsausdruck. Und wir dachten nur, okay, da haben wir keine Chance. Denn bis vierzehn waren wir auch so, sahen einander ziemlich ähnlich, aber dann haben wir angefangen uns zu verändern, wir wollten nicht immer gleich aussehen, also haben wir uns die Haare gefärbt, haben uns anders angezogen - sowas eben. Als wir bei diesem Casting ankamen, waren wir nicht wie all die anderen.
Wie habt ihr euch auf die Rolle vorbereitet?
Erika: Also erstmal hatten wir das Buch als Quelle, von dem wir auch sehr inspiriert wurden. Es war sehr wichtig für uns.
Hanna: Außerdem haben wir uns auch zusammen mit dem Regisseur auf die Szenen vorbereitet. Wir sind viele der Szenen durchgegangen. Das Schwierigste war dabei auch, dass wir mit 19 Jahren ja Zwillinge spielen sollten, die gerade 14 Jahre alt sind. Wir mussten uns wieder einfühlen in die Zeit als Teenager. (lacht) Ich hatte glücklicherweise noch meine Tagebücher aus der Zeit, die ich mir dann auch alle nochmal durchgelesen habe. Das war wirklich peinlich, weil wir wirklich die „Dramaqueens“ waren.
Hanna: (wild gestikulierend) Ja genau, so von wegen, ach heute ist ein Scheißtag, ich hasse alle und oh, ich bin in den verliebt und am nächsten Tag in den.
Welche Szene, glaubt ihr, vermittelt den Inhalt des Films am besten?
Erika: Also ich glaube, dass besonders die hoffnungsvollen Szenen die sind, die den Inhalt am besten vermitteln.
Hanna: Zum Beispiel als Tina mit dem Schultherapeuten an dem Baum sitzt und diese verschiedenen Gefühlslagen erlebt. Am Anfang ist sie noch ganz ruhig, und am Ende lässt sie dann alles raus. In dieser Szene entwickelt sich sehr viel.
Erika: Oder vielleicht auch die Szene, in der Tina Cillas Sachen packt und sie sich im Spiegel begegnen.. (gucken sich an) – Nein, genau, die Szene mit der Violine. Die Szene beinhaltet einfach alles und gerade die Musik ist ja auch sehr wichtig für den Film. Ja, ich glaube das ist die perfekte Szene.
Hanna: (lacht) Also jetzt haben wir euch drei Szenen gegeben, aber die „Violinenszene“, das ist die, die den Inhalt des Films wohl am besten beschreibt.
Und welche Szene war am schwersten für euch?
Erika: Also für mich war die schwerste Szene glaube ich die, in der Tina die Treppe hochläuft. Das Schwierige daran war, nicht zu lachen, denn es war ja ein Moment, in dem Tina wirklich sauer war, die Szene war sehr pubertär, die Zuschauer können das also durchaus witzig finden, aber Tina meint es in dem Augenblick total ernst. Ich durfte also nicht lachen und auch nicht so aufgesetzt tun. Und für dich?
Hanna: Für mich war die schwerste Szene die nach dem Autounfall, wo ich so tun musste als sei ich tot. Ich lag wirklich stundenlang da, in ein und derselben Position und mein Nacken tat weh und ich musste die Luft anhalten, denn es wurden auch Nahaufnahmen von meinem Kopf gemacht.
Erika: (neckend) Ach stimmt, du musstest da im Graben liegen und durftest dich nicht bewegen und als du mit dem Krankenwagen abtransportiert wurdest musstest du da liegen und die Luft anhalten.
Hanna: Ja genau, und das Ärgerliche war im Endeffekt nämlich, dass der Film so lang wurde, dass viele Szenen weggekürzt werden mussten. Auch die von dem Unfall. Der ganze Aufwand war also für nichts (lacht).
Und welche der Szenen musstet ihr am häufigsten wiederholt?
Erika: Also, viele der Szenen wurden über mehrere Tage hinweg gedreht, ein Teil an dem einen und der andere Teil dann an einem anderen Tag. Aber am längsten gebraucht haben wir wohl für die Beerdigung. Da haben wir einen ganzen Tag lang gedreht. Das war wirklich schwierig, weil es ja so viele fremde Menschen waren und dann auch die Sonne scheinen sollte. Und obwohl wir einen ganzen Tag gedreht haben, wurde die Szene im Film bloß drei Minuten lang.
War der Dreh sehr emotional für euch?
Erika: Ja, auf jeden Fall. Weil man einfach mit dem konfrontiert wurde, was im schlimmsten Fall passieren könnte. Nämlich den verlieren, den du am meisten liebst. Es war aber auch wirklich hilfreich zu wissen, dass diese Geschichte wirklich passiert ist. Wir hatten die Frau, die das tatsächlich erleben musste, Kinna Gieth, vorher nicht kennen gelernt, sondern erst danach, aber man hatte wirklich in einzelnen Szenen das Gefühl, dass ihre Schwester da sei, bei uns, während wir ihre Geschichte erzählen. Deshalb war der ganze Dreh auch sehr realistisch, besonders die Beerdigung. Jeder der Menschen hat in dieser Szene an den gedacht, den er liebt und obwohl wir alle Fremde wahren, entstand so eine familiäre Stimmung, so ein Zusammenhalt.
Hanna: Während die Beerdigung gedreht wurde, war ich hinter der Kamera und ich habe wirklich geweint. Einfach weil es so intensiv war. Ich habe mir in dem Moment wirklich vorgestellt, wie es wäre, meine Schwester zu verlieren. Abgesehen davon war ich während des Dreh sowieso die meiste Zeit bei den einzelnen Szenen hinter der Kamera dabei, weil Erika und ich uns direkt danach wirklich gebraucht haben. Es war wichtig, dass wir zusammen waren.
Ist es denn wirklich so, dass ihr auf Knopfdruck weinen könnt?
Erika: (zögernd) Na ja, schon irgendwie. Außerdem hat uns der Regisseur dabei auch sehr geholfen. Er hat mir vorher immer die Situation deutlich gemacht und hat mir die Gefühle unglaublich gut rübergebracht. Er meinte dann immer so etwas wie: Stell dir jetzt mal vor und nehm doch mal an, und plötzlich war es wirklich so, dass ich gedacht habe, (theatralisch) oh Gott ja, ich sehe sie wirklich im Spiegel und sie ist wirklich fort! Und in dem Moment klappte das mit dem Weinen von ganz allein
Hanna: Ich glaube auch, dass das der Grund ist, warum wir genommen wurden. In der letzten Runde des Castings mussten wir schon die Baumszene spielen, und die ist ja wirklich sehr emotional. Später beim Drehen konnte die Szene auch nicht unterbrochen werden, weil es eine einzige Kameraeinstellung war. Und dabei kamen die Emotionen sehr ehrlich rüber, sehr natürlich. Und das hat der Regisseur im Film nachher auch wiedererkannt.
Wie habt ihr euch denn bei eurem ersten Drehtag gefühlt?
Erika: Als,o am Anfang war es schon ein bisschen gruselig und wir waren ziemlich nervös, denn alle haben uns angeguckt, alle Aufmerksamkeit galt uns.
Hanna: Aber wir wurden dann sehr schnell eine große Familie, es herrschte eine sehr lockere und gute Stimmung. Denn auch wenn während des Drehs die Stimmung oft sehr bedrückend und traurig war, haben wir das in den Pausen immer versucht auszugleichen. Wir haben dann Karten gespielt und rumgealbert.
Wie war es, sich dann das allererste Mal im Kino zu sehen?
Erika: Komisch. Es war wirklich sehr komisch! Denn man hat sich auf der Leinwand einfach so groß gesehen. Und ich saß nur da und dachte okay – denn man sieht wirklich alles, denn der Film besteht auch aus sehr vielen Nahaufnahmen und man hat wirklich jeden Pickel gesehen, wobei wir gutes Make-Up hatten, deshalb hatte ich im Film auch keine (lacht).
Hanna: Ich konnte auch die ersten 30 Minuten nur da sitzen und gucken und der Handlung gar nicht folgen, ich war einfach zu geschockt. Da waren 700 Menschen und zusammen, mit denen haben wir das erste Mal den Film gesehen. Außerdem hatten wir Angst, das wir im Film so rüberkommen würden, als würden wir einfach wir selbst sein, die einen bestimmten Text aufsagen, wir hatten Angst, dass die Zuschauer denken würden, dass das genau wir sind. Aber es war dann doch so, dass wir selbst gesehen hab, dass wir wirklich geschauspielert haben und eine andere Rolle verkörpert haben als uns selbst.
Und würdet ihr im Nachhinein etwas ändern?
Erika: Ich bin allgemein sehr kritisch, was Buchverfilmungen angeht, so wie zum Beispiel bei "Harry Potter". Man hat einfach seine eigene Vorstellung und ein ganz bestimmtes Bild. Besonders weil ich das Buch auch wirklich sehr mag. Ich finde das wirklich schwierig. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem Film. Ich mag ihn echt!
Hanna: Was ich bloß ein wenig schade finde, ist, dass die Liebesgeschichte zwischen Cilla und Ailu ein bisschen zu kurz kommt. Im Buch gibt es dort viele intensive Momente, die diese Liebesgeschichte ausmachen. Allerdings ist der Film schon so lang genug geworden und sonst wäre die ganze Geschichte auch irgendwie wieder ganz anders geworden und es ist gut so wie es ist…
Hat man euch danach auf der Straße erkannt?
Erika: Ja, vor allem die jüngeren Mädchen haben uns erkannt, ganz besonders, wenn wir zu zweit unterwegs waren. Alleine wird man dann schon nicht mehr so schnell erkannt.
Habt ihr im echten Leben auch eine so enge Beziehung wie Tina und Cilla im Film?
Erika: Ja, auf jeden Fall.
Hanna: Deshalb war es auch sehr schwierig für uns, als ich vor kurzem weggezogen bin! Aber der Film hat uns Mut gemacht, loszulassen. Wir lieben uns. Das müssen wir uns nicht jeden Tag sagen – das wissen wir einfach.