Draußen scheint die Sonne mit voller Kraft, obwohl es ein Herbsttag ist. Mein 13-jähriger Interviewpartner Konrad strahlt voller Optimimus mit ihr um die Wette. Das Interview kann beginnen. Da die Thematik für seinen Film recht ungewöhnlich für jemandem seines Alters ist, bin ich neugierig, wie er gerade darauf kam. „Ich interessiere mich halt für andere Länder“, meint er mit einem befangenen Lächeln. „Und ich finde, gerade darüber sollte man hier in Deutschland mehr Bescheid wissen!“

Konrad ist ein offener Typ, der nach neuen Impulsen und Ideen geradezu Ausschau hält. Aus diesem Grund interessiert sich Konrad viel mehr dafür, verschiedene Einfälle, unterschiedliche Vorstellungen zu einem Mosaik zusammenzufügen. „Gerade das macht es doch aus“, meint er, mit leuchtenden dunkelbraunen Augen in die Ferne blickend, als wenn er seine Vortellung dort bildhaft vor sich sehen könnte.

Wie die meisten von uns sich vorstellen könnten, die Aufgabe eines Regisseurs auszuführen, hegt er keinerlei Interesse an einer solchen „Machtstellung, den Film so aussehen zu lassen, wie man es in seinem Kopf sieht“. Ganz im Gegenteil. Er möchte lieber die Technik übernehmen, denn „damit ist er geboren“. Schon als kleines Kind habe er gerne in die Steckdosen gefasst, verrät er mir schelmisch. Seine Eltern unterstützen sein Talent. Mit ihrem Einverständnis belegt er nun einen Infortmatikkurs an der Universtiät zu Lübeck. „Es ist faszinierend, wie man nur z.B. durch Schnitte den Sinn verändern kann!“ Denn wie Herbert Smith einmal formulierte: „Ein ungeschliffener Diamant ist so ansehnlich wie ein Stück Seife.“

Auch auf bekannte Schauspieler legt er keinen großen Wert. „Hauptsache, sie können einigermaßen gut den Inhalt vermitteln“, meint er pragmatisch, während er seine Teetasse vorsichtig abstellt, „dadurch lässt sich auch die Allgemeingültigkeit besser darstellen.“ Obwohl Konrad nicht sehr auf unser Gespräch vorbereitet zu sein scheint, besitzt er genügend Geistesgegenwärtigkeit und eine schnelle Auffassungsgabe, um in unserem Dialog relativ präzise und selbstsicher antworten zu können.

Wie ich beobachte, ist Konrad ein Junge, der mehr in die Tiefe geht als andere. Er denkt über „die innere Mauer“ hinaus, die viele als Schutz schon um sich errichtet haben. An diesem Nachmittag darf ich ihm noch viele Fragen stellen und wir verbringen eine interessante und unterhaltsame Zeit miteinander.