Die Preisträger des Norddeutschen Filmpreises

Im Rahmen der 52. Nordischen Filmtage Lübeck haben die Landesregierungen Hamburg und Schleswig-Holstein den mit insgesamt 75.000 Euro dotierten Norddeutschen Filmpreis in vier Kategorien verliehen: Die Auszeichnung für den »Besten Kinofilm« geht an SOUL KITCHEN von Fatih Akin. Die Jury beglückwünscht die Produzenten Fatih Akin und Klaus Maeck (Corazón International) zu »ihrem mitreißend komischen Feelgood-Movie, das zugleich eine leidenschaftliche Liebeserklärung des Regisseurs an seine Heimatstadt Hamburg ist«. Die Jury war noch von einem weiteren nominierten Film sehr angetan und hat entschieden, den Regisseur Bartosz Werner für sein Spielfilmdebüt UNKRAUT IM PARADIES mit dem »Sonderpreis Nachwuchsregie« auszuzeichnen. Das in Kiel spielende Drama ist laut Jury »eine grandiose Charakterstudie, die auch als Porträt einer ganzen Generation betrachtet werden kann«. Mit dem Norddeutschen Filmpreis für den »Besten Fernsehfilm« wird der Produzent Norbert Sauer (Ufa Fernsehproduktion) für BELLA BLOCK - VORSEHUNG geehrt. Einen »Sonderpreis Regie« erhält außerdem der Regisseur Max Färberböck. Laut Jury geht »diese Bella Block-Verfilmung in Hinblick auf Dialoge, Bildinszenierung, Kamera und Schauspieler weit über das gängige Krimiformat hinaus«. Als einen »poetischen und genau beobachtenden Dokumentarfilm, der das Verschwinden handwerklicher Traditionen und den Verlust von Menschen und Kultur kunstvoll miteinander verknüpft«, lobt die Jury den Film ZWIEBELFISCHE. JIMMY ERNST GLÜCKSTADT - NEW YORK von Christian Bau und Artur Dieckhoff. Der Film über das Schicksal des New Yorker Künstlers Jimmy Ernst und seiner Eltern Max Ernst und Louise Straus sowie der Geschichte der Druckerei Augustin in Glückstadt wird mit dem Norddeutschen Filmpreis in der Kategorie »Beste Dokumentation« ausgezeichnet. Die Komponistin Ulrike Haage wird für ihre außergewöhnliche Filmmusik darüber hinaus mit dem »Sonderpreis Musik« bedacht. Über den Norddeutschen Filmpreis in der Kategorie »Bestes Drehbuch« darf sich Niki Stein für seinen Film BIS NICHTS MEHR BLEIBT freuen. Die Geschichte über den Versuch eines Familienvaters, sich und seine Frau aus der Scientologen-Sekte zu befreien, überzeugte die Jury, die das Drehbuch als ein »mutiges Buch, das wachrüttelt und aufklärt«, würdigt. Der Preis für besondere Verdienste geht in diesem Jahr an die Schauspieler Jan Fedder und Axel Milberg, an das »norddeutsche Talent im Doppelpack«, so die Laudatoren, Dr. Ekkehard Klug, Minister für Bildung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, und der Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, Reinhard Stuth. Den Hamburger und den Kieler Jung' verbinde ihrer Ansicht nach vor allem »diese besondere Haltung einer mit Menschlichkeit gepaarten Kühle«.

Tonight the state governments of Hamburg and Schleswig-Holstein present the North German Film Prize at Theater Lübeck within the framework of the 52nd Nordic Film Days Lübeck. The prize is endowed with altogether 75,000 euros and is presented in four categories: The prize for "Best Feature Film - Cinema" goes to SOUL KITCHEN by Fatih Akin. The jury congratulates producers Fatih Akin and Klaus Maeck (Corazón International) on "their brilliantly funny feel-good movie with which the director declares his love for his hometown Hamburg." The jury was also very impressed by another nominated film and decided to award a "Special Newcomer Directing Prize" to Bartosz Werner for his feature film debut UNKRAUT IM PARADIES. The drama is set in Kiel and is considered by the jury to be "a magnificent character study that can be viewed as a portrait of an entire generation." The North German Film Prize for "Best Feature Film - TV" goes to producer Norbert Sauer (Ufa Fernsehproduktion) for BELLA BLOCK - VORSEHUNG. A "Special Directing Prize" also goes to director Max Färberböck. According to the jury "this Bella Block adaptation by far exceeds the usual standards of crime stories in terms of dialogue, mise-en-scene, camerawork and acting performances." The jury praises the film IN THE BOONDOCKS. JIMMY ERNST GLUECKSTADT - NEW YORK by Christian Bau and Artur Dieckhoff as a "a poetical and highly observant documentary film that artfully interlinks the dwindling of handicraft traditions and the loss of culture and next-of-kin." The film about the fates of New York-based artist Jimmy Ernst and his parents Max Ernst and Louise Straus and the history of the Augustin print shop in Glueckstadt is awarded the North German Film Prize in the category "Best Documentary". Furthermore, composer Ulrike Haage receives the "Special Prize for Music" for her exceptional film music. The North German Film Prize in the category "Best Screenplay" is awarded to Niki Stein for his film BIS NICHTS MEHR BLEIBT. The story about a father and husband who attempts to liberate himself and his wife from the Scientology sect impressed the jury as a "courageous, stirring and elucidating screenplay". This year's Award for Special Merits goes to the actors Jan Fedder and Axel Milberg, "combined North German talent" according to the honorary speakers Dr. Ekkehard Klug, Minister of Education and Cultural Affairs of the Land of Schleswig-Holstein, and Reinhard Stuth, Senator for Cultural Affairs of the Free and Hanseatic City of Hamburg. In their view, the "boys" from Hamburg and Kiel are both characterized by "that very special blend of cool and human attitudes."

Bester Kinofilm/Best Feature Film - Cinema
Soul Kitchen
Regie/Director: Fatih Akin
Produktion/Production: Corazón International, Fatih Akin, Klaus Maeck

Jurybegründung/Statement of the Jury

SOUL KITCHEN ist eine herzerwärmende Komödie und besticht durch ein perfektes Timing. Die Schauspieler agieren bis in die kleinste Nebenrolle mit großer Spielfreude und facettenreicher darstellerischer Bandbreite. Fatih Akin ist nicht nur ein mitreißend komisches Feelgood-Movie gelungen, sondern gleichzeitig eine leidenschaftliche Liebeserklärung an seine Heimatstadt Hamburg, die er hier von einer ganz anderen Seite zeigt.

SOUL KITCHEN is a heart-warming comedy characterized by perfect timing. Even the most minor supporting actors display great delight in their multi-faceted ranges of acting skills. Fatih Akin has not only succeeded in creating a brilliantly funny feel-good movie, but also a passionate declaration of love for his hometown of Hamburg, which he shows from an altogether new perspective.

Sonderpreis Nachwuchsregie/Special Newcomer Directing Prize
Unkraut im Paradies
Regie/Director: Bartosz Werner
Produktion/Production: Distant Dreams Filmproduktion, Käthe Caspar, Ulrich Caspar

Jurybegründung/Statement of the Jury

Bartosz Werner überzeugt mit einem Spielfilmdebüt, für das er auch das Buch geschrieben hat. UNKRAUT IM PARADIES ist eine glaubhafte Geschichte vom Erwachsenwerden und Loslassen. Die jungen Schauspieler überzeugen in einer grandiosen Charakterstudie, die auch als Porträt einer ganzen Generation betrachtet werden kann. Eine überraschend stimmige Projektionsfläche für dieses vielschichtige Drama bietet Werners Heimatstadt Kiel.

Bartosz Werner has made an impressive feature film debut, for which he also wrote the screenplay. In a very plausible manner, UNKRAUT IM PARADIES tells a tale of growing up and letting go. The young cast delivers an impressive character study that could well serve as the portrait of an entire generation. And Werner's hometown of Kiel provides a surprisingly harmonious backdrop for this multi-layered drama.

Bester Fernsehfilm/Best Feature Film - TV
Bella Block-Vorsehung
Regie/Director: Max Färberböck
Produktion/Production: Ufa Fernsehproduktion, Norbert Sauer

Sonderpreis Regie/Special Directing Prize

Max Färberböck

Jurybegründung/Statement of the Jury

Die psychologisch subtil und sehr genau beobachtete Täter-Opfer-Geschichte um einen entlassenen Mörder besticht durch einen präzisen Suspense-Aufbau, der völlig ohne vordergründige Effekte auskommt. Getragen wird das Psychodrama von einem exzellenten Schauspielerensemble, in dem Wotan Wilke Möhring als kalter Verbrecher mit gequälter Seele brilliert. Besonders bemerkenswert bei dieser »Bella Block«-Verfilmung ist die Regie, der es gelingt den Horror mehr und mehr zu steigern - bis zum eskalierenden Showdown. BELLA BLOCK - VORSEHUNG geht in Hinblick auf Dialoge, Bildinszenierung, Kamera und Schauspieler weit über das gängige Krimiformat hinaus.

Beste Dokumentation/Best Documentary
Zwiebelfische. Jimmy Ernst Glückstadt - New York/In the Boondocks. Jimmy Ernst Glueckstadt - New York
Regie/Director: Christian Bau, Artur Dieckhoff
Produktion/Production: thede filmproduktion, Christian Bau
Sonderpreis Musik/Special Prize for Music
Ulrike Haage

Jurybegründung/Statement of the Jury

ZWIEBELFISCHE. JIMMY ERNST GLÜCKSTADT - NEW YORK ist ein poetischer und genau beobachtender Dokumentarfilm, der das Verschwinden handwerklicher Traditionen und den Verlust von Menschen und Kultur kunstvoll miteinander verknüpft. Ausgezeichnet recherchiert und in eindrucksvollen Bildern umgesetzt, bringt der Film Zeitgeschichte in Norddeutschland und darüber hinaus ohne erhobenen Zeigefinger nahe. Die minimalistische Musik verstärkt die ruhigen Bilder und verleiht ihnen dadurch eine sinnliche Kraft.

IN THE BOONDOCKS. JIMMY ERNST GLUECKSTADT - NEW YORK is a poetical and highly observant documentary film that artfully interlinks the dwindling of handicraft traditions and the loss of culture and next-of-kin. Outstandingly well researched and transported in impressive images, the film communicates a piece of North German contemporary history without resorting to moral judgement. Minimalist music underlines the calm images and fills them with sensuous power.

Bestes Drehbuch/Best Screenplay:
Bis Nichts Mehr Bleibt
Buch/Screenplay: Niki Stein

Jurybegründung/Statement of the Jury

BIS NICHTS MEHR BLEIBT ist ein bis ins kleinste Detail hervorragend recherchiertes Drehbuch am Originalschauplatz Hamburg. Geschickt verbindet der Film zwei Erzählebenen: Eine Gerichtsverhandlung, in der ein Mann um das Sorgerecht für seine Tochter kämpft, wird mit den Rückblenden verknüpft, die seinen Einstieg in die Scientology-Sekte zeigen. Ein wichtiges und aktuelles Thema wird als Familien- und Gesellschaftsdrama erzählt. Ein mutiges Buch, das wachrüttelt und aufklärt.

BIS NICHTS MEHR BLEIBT is a brilliantly researched screenplay set on location in Hamburg. The film skilfully combines two narrative levels: A court case in which a man struggles for the custody of his daughter is interspersed with flashbacks that depict his entry into the Scientology sect. An important and topical issue is narrated in the form of a family and social drama. A courageous, stirring and elucidating screenplay.

Preis für besondere Verdienste/Award for Special Merits
Jan Fedder, Axel Milberg