Ein Publikumsgespräch mit der Regisseurin Elsa Kvamme zu ihrem Dokumentarfilm "Die Könige von Oslo"

Warum haben Sie einen Film über eine siebte Klasse gedreht?

Der Film lässt viele meiner eigenen Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend wach werden. In der siebten Klasse befinden sich die Schüler in einer Zwichensituation. Sie sind nicht mehr ganz Kinder, aber auch noch keine Jugendliche. Diese Zeit, bevor sie sich für alles zu "cool" fühlen, wollte ich einfangen. Außerdem begleitet der Film die Klasse meiner Tochter Mina, die ich aus China adoptiert habe. Auf diese Art und Weise habe ich ihre Mitschüler viel näher kennengelernt.

Die Schüler der siebten Klasse stammen alles aus unterschiedlichsten Ländern. Wie viele Nationalitäten waren denn an der Schule vertreten?

Insgesamt sind es rund dreißig verschiedene Nationalitäten. Die Kinder, oder auch die Eltern der Kinder, kommen aus Russland, aus Somalia oder aus Pakistan. Somit ist die Schule wirklich ausgesprochen multikulturell.

Im Film gibt es keine Konflikte zwischen den Kindern wegen ihrer Herkunft. Entspricht das der Realität?

Glücklicherweise, ja. Die Kinder sind alle sehr verschieden, aber ihre Herkunft spielt dabei kaum eine Rolle. Sie fühlen sich alle als Norweger, und dass ist sehr schön zu sehen. Natürlich gab es auch schon kleinere Streitereien, bei denen meine Tochter Mina "Gelbe Banane" genannt wurde, aber sie hat darauf einfach mit "Weiße Schokolade" geantwortet. Den Kindern ist bewusst, dass sie alle aus anderen Ländern stammen, aber es stellt kein Problem für sie da. Die Probleme liegen da eher anderswo, wie zum Beispiel beim Geld.

Wie gefällt denn Ihrer Tochter der Film?

Ihr gefällt der Film sehr gut. Allerdings gab es bis jetzt noch keine Premiere, bei der alle Kinder der Klasse dabei waren. Ich wollte es ihnen nicht direkt nach dem Abschluss der Dreharbeiten zeigen, sondern erst, wenn sie ein bisschen über dem stehen, was sie im Film gesagt haben. Jetzt liegen die Dreharbeiten allerdings schon anderthalb Jahre zurück und die Kinder wären bestimmt bereit, den Film zu sehen.

Wie viel Stunden Material hatten Sie, bevor sie den Film zusammengeschnitten haben?

Oh, das ist eine statistische Frage, darin bin ich nicht gut. Ich kann Ihnen aber so viel sagen: Wir haben sieben Monate lang an dem Film geschnitten. Wir hatten eine Menge Material. So haben wir auch viel mehr Kinder zu Hause besucht, als es im Film gezeigt wird. Diese Hausbesuche waren wohl eine der größten Herausforderungen. Es erwies sich als sehr schwer, den Kindern nahe zu kommen und persönliche Gespräche mit ihnen zu führen. Viele von ihnen waren scheu. Aber was sie dann am Ende doch noch erzählt haben, war bemerkenswert.

Wie haben Sie sich auf diese Begegnungen mit den Kindern vorbereitet?

Natürlich hatte ich eine Art Manuskript im Kopf, wie ich es angehen wollte. Aber man konnte nie wissen, was dann tatsächlich geschah. Es war unglaublich interessant, was man durch die Kinder entdeckte. Man lernte ihren Alltag kennen, ihre Konflikte und wie wichtig ihnen die Schule für ihre sozialen Kontakte war. Das wusste ich vorher gar nicht. Wenn die Kinder nachmittags von der Schule heimkehren, dann setzen sie sich vor den Computer oder gehen ihren Hobbys nach. Mit Freunden treffen sie sich eher selten. Das findet alles in der Schule statt.

Haben Sie einen Generationsbruch zwischen Ihrer Generation und der ihrer Tochter beobachten können?

Ja, auf jeden Fall. Minas Kindheit verläuft sehr anders als meine eigene. Die norwegische Gesellschaft ist viel multikultureller und bunter. Das wollte ich mit meinem Film zeigen und über die Bilder, die gezeigt werden, mitteilen.