Anders als erwartet, gefiel mir der Film über die turbulente Freundschaft zweier ungleicher Mädchen nur mäßig gut; die Freundschaft zwischen Emilia, einem braven Scheidungskind, das sich liebevoll um seine jüngere Schwester kümmert und Siiri, einem wilden, extrovertierten Mädchen, das es versteht, sich Normen und Pflichten der finnischen Gesellschaft zu widersetzen. Zusammen testen sie ihre Grenzen aus, klauen alles von Eis bis Fahrrädern, kommen nachts nicht nach Hause, schlagen einen alten Mann krankenhausreif. Durch Siiris Einfluss entwickelt sich Emilia von einer wohlerzogenen 15-jährigen zu einer aufbrausenden Rebellin.
Ein interessantes und aktuelles Thema, denn wohl viele Jungendliche kennen das Gefühl, mal gegen Erwartungen und Regeln handeln zu wollen, Grenzen mit Alkohol und Kriminalität auszutesten, neue Wege einzuschlagen, auf der Suche nach der eigenen Persönlichkeit.
Sehr realitätsnah ist also das Kinodebüt der Regisseurin Marja Pyykkö, doch leider gibt es viele für mich unverständliche, unaufgeklärte Szenen. Auch das Ende scheint mir unabgeschlossen, der gesamte Hintergrund der wohl etwas geistig gestörten Siiri bleibt unklar.
Beeindruckend ist dagegen aber die Leistung der beiden Schauspielerinnen, verstärkt durch eine oft intensive Kameraführung. Auch die finnische Musik verleiht dem Ganzen Leben und Gefühl.
Das ansprechende Thema finde ich aber trotz tollem Schauspiel nur schwach umgesetzt, vielleicht habe ich aber auch einfach etwas ganz anderes von "Run Sister, Run!" erwartet.