Preisträger der 51. Nordischen Filmtage Lübeck

NDR Spielfilmpreis
Eine vernünftige Lösung / Det enda rationella / A Rational Solution
Regie: Jörgen Bergmark
Schweden

Jurybegründung
Vor was haben wir alle am meisten Angst? Dass unser Traum von der ewig dauernden Liebe eines Tages zu Ende sein könnte. Zwei befreundete Paare werden durch eine Affäre untereinander auf die Probe gestellt. In dem Versuch, die lebenslange Liebe zu retten, suchen sie für dieses Problem "eine vernünftige Lösung": eine Wohngemeinschaft, in der Gefühle diskutiert, geregelt und offen ausgelebt werden. Schließlich ist man erwachsen. Erstaunlich ehrlich und konsequent verfolgt der Film die Utopie zweier Paare, die verzweifelt versuchen, alles richtig zu machen. Großartige Schauspieler mit Mut zu direkten und verletzlichen Momenten führen uns durch eine Geschichte, die sowohl verrückt und gleichzeitig der Realität nah ist. Ein Film in dem vier Menschen um ihre Liebe kämpfen: die gestrige, die heutige und die von morgen.

LN Publikumspreis
Post für Pastor Jakob / Postia pappi Jaakobille / Letters to Father Jacob
Regie: Klaus Härö
Finnland

Baltischer Filmpreis
Begegnungen / Kohtaamisia / Heartbeats
Regie: Saara Cantell
Finnland

Jurybegründung
Viele Filme versuchen, ihren Charakteren nahe zu kommen, nur wenigen gelingt es. Wir haben einen Film gewählt, der unser Mitempfinden möglich macht. Einen Film, der seine Geschichte in erlesenen Skizzen erzählt. Einen Film, der über exquisite Einzelbilder einen herzlichen, mitfühlenden Blick auf die Welt zum Ausdruck bringt.

Kirchlicher Filmpreis
Post für Pastor Jakob / Postia pappi Jaakobille / Letters to Father Jacob
Regie: Klaus Härö
Finnland

Jurybegründung
Der Kirchliche Filmpreis der 51. Nordischen Filmtage Lübeck geht an "Post für Pastor Jakob" von Klaus Härö aus Finnland. Der Film erkundet die emotionale und spirituelle Verbindung zwischen einem blinden Pastor und einer verurteilten Mörderin und vermittelt die Botschaft des Evangeliums von der bedingungslosen Liebe und Vergebung auf eine erfrischende und überraschende Weise. Die relative Schlichtheit der Handlung sowie die emotional aufgeladene und doch gelassene Darstellung der Schauspieler Kaarina Hazard und Heikki Nousiainen machen "Post für Pastor Jakob" zu einem intensiven Filmerlebnis.

Lobende Erwähnung
Vegas / Vegas / Vegas
Regie: Gunnar Vikene
Norwegen

Die Interfilm-Jury der 51. Nordischen Filmtage vergibt eine Lobende Erwähnung an "Vegas" von Gunnar Vikene. Den jugendlichen Schauspielern Karoline Stemre, Jørgen Hausberg Nilsen und Sindre Kvalvåg Jacobsen gelingt eine überzeugende Darstellung ihrer Charaktere, deren Familien durch häusliche Gewalt, sexuellen Missbrauch und Schuldzuweisung zerrüttet sind. Im Angesicht mangelnder elterlicher Verantwortung, die der Film als gesellschaftskritisches Bild eines Wohlstandslandes aufzeigt, unterstreicht der Film die Chance der Kinder für einander ihres "Bruders Hüter" zu sein und an der Hoffnung auf eine heile Familie festzuhalten.

Dokumentarfilmpreis
Von Thailand nach Thy / Fra Thailand til Thy / Love on Delivery
Von Thy nach Thailand / Fra Thy til Thailand / Ticket to Paradise

Regie: Janus Metz
Dänemark

Jurybegründung
Der Preis wird für beide Filme vergeben, weil nach unserer Auffassung beide untrennbar miteinander verbunden sind. Es ist eine besondere Leistung des Regisseurs Janus Metz, so nah an Personen und deren persönliches Schicksal heranzukommen. Eine ausgezeichnete Kameraarbeit und präziser Schnitt vermitteln Emotionen der Protagonisten, die sonst kaum wahrgenommen werden. Wir lernen Frauen kennen, die es durch Migration in ihnen fremde Welten schaffen, ihre Existenz zu sichern.

Lobende Erwähnung
Blut & Ehre / Blod & ære / Big John
Regie / directed by Håvard Bustnes
Norwegen

Havard Bustnes ist es gelungen, vielschichtige Probleme in einem Film zu thematisieren. Über den Boxsport wird die Vater-Sohn-Beziehung und die Schwierigkeiten der ethnischen Minderheit der Roma in Norwegen dargestellt. Mit der hervorragenden Montage von Archivmaterial kann so ein Leben für den Profiboxsport verfolgt werden.

Kinder- und Jugendfilmpreis
Yatzy / Yatzy / Yatzy
Regie: Katja Eyde Jacobsen
Norwegen

Jurybegründung
Gefangen im brennenden Schrank beginnt der fünfzehnjährige Daggi seinen langen Weg in die Befreiung. Seine traumatische Erfahrung aus Mobbing, Demütigung und Missbrauch entschlüsselt sich für den Zuschauer erst schrittweise in Daggis Videoaufzeichnungen, die er sich wieder und wieder anschaut. "Yatzy" überzeugt durch erzählerische Konsequenz. Stringent aus der Perspektive ihres Protagonisten zeigt Regisseurin Katja Eyde Jacobsen, wie ein Trauma auch nach dem Ende des Missbrauchs im Kopf weiterlebt und Daggi die aufkeimende Liebesbeziehung mit Gloria unmöglich macht. Das stumme und zugleich beredte Spiel des Hauptdarstellers zwischen Verletzlichkeit und Aggression verleiht "Yatzy" eine beunruhigende Intensität. Mit den Video-im-Film-Sequenzen wird deutlich, dass Filmen beklemmendes Erinnern sein, zuletzt aber auch befreien kann.

Preis der Kinderjury
ORPS / ORPS - The Movie / ORPS - The Movie
Regie: Atle Knudsen
Norwegen

Jurybegründung
Wir hatten das Glück dieses Jahr, Mitglieder der Kinderjury zu sein. Gemeinsam haben wir die letzten Tage - statt in der Schule - im Kino verbracht. In dieser Zeit haben wir sieben ausgewählte Filme angeguckt. Unsere Aufgabe bestand darin, die Filme zu bewerten, indem wir diese gemeinsam besprachen und am Ende einen Gewinner bestimmten. Die drei vergangenen Tage waren sehr lustig, abwechslungsreich, aufregend und manchmal auch ein bisschen anstrengend. Obwohl uns alle Filme gut gefallen haben, mussten wir am Ende eine Entscheidung treffen. Besonders ein Film hat uns aufgrund seiner Geschichte und deren Umsetzung beeindruckt. Unsere anfänglichen Befürchtungen, dass der Film langweilig sein könnte, wurden überraschenderweise gleich zu Beginn von Begeisterung abgelöst. Dass Kapellenmusik auch ganz anders sein kann, Freundschaft und Zusammenhalt wichtiger sind als der Sieg, hat uns dieser Film gezeigt. Zudem gefiel uns die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller. Dies führte zu einem abwechslungsreichen, witzigen und gefühlvollen Film. Daher geht der Preis der Kinderjury an "ORPS" von Atle Knudsen.

Cinegate-Preis
vorher / nachher / vorher / nachher / Afterwards
Regie: Sonja Marie Krajewski
Deutschland

Jurybegründung
"Schonungslos", "gnadenlose Konfrontation", "realistisch" und "nichts wird beschönigt": Das waren die ersten Gedanken und Äußerungen im Rahmen der Jurybesprechung zu dem diesjährigen Gewinnerfilm. Neben einer sehr guten technischen Umsetzung (gute Kameraführung) brillierte der Film durch seine authentisch dargestellten Charaktere, die durch die wohlbesetzten Schauspieler realistisch vermittelt werden. Ein Film, der mutig mit einem gesellschaftlichen Tabuthema aufräumt. Dem Zuschauer wird mit dem offenen Ende deutlich die ausweglose Situation des alleingelassenen Opfers aufgezeigt. In unserem Gespräch fiel ein Satz, der das Gefühl gut wiedergibt: "Das Leben geht weiter, aber zu welchem Preis..." Wir gratulieren dem Team des Films "vorher/nachher". Eine besondere Erwähnung erhält der Film "Terminal" von Jörg Wagner. Er beschäftigt sich auf künstlerische Weise mit der Arbeitswelt. Erst scheinbar abstrakt, machen diese Abläufe viel von unserem Leben aus. Klasse Soundeffekte und Kameraführung/-Einstellungen.