"Buddenbrooks" gewinnt den Norddeutschen Filmpreis als "Bester Kinofilm"

Im Rahmen der 51. Nordischen Filmtage Lübeck haben die Landesregierungen Hamburg und Schleswig-Holstein im Theater Lübeck den Norddeutschen Filmpreis in vier Kategorien verliehen: Der mit 20.000 Euro dotierte Norddeutsche Filmpreis für den „Besten Kinofilm“ geht an BUDDENBROOKS von Heinrich Breloer. Die Jury beglückwünscht den Produzenten Matthias Esche (Bavaria Film) zu der gelungenen Neuinterpretation eines bedeutenden literarischen Stoffes: „Angelehnt an den großen Gesellschaftsroman von Thomas Mann erweckt der Film die norddeutsche Hansestadt Lübeck im beginnenden Industriezeitalter zu neuem Leben und hebt Norddeutschland als bedeutungsvollen Ort deutscher Geschichte und Literatur in das Bewusstsein auch der jungen Generation.“ Erstmals wird in diesem Jahr der Norddeutsche Filmpreis in der Kategorie „Bester Fernsehfilm“ verliehen. Der ebenfalls mit 20.000 Euro dotierte Preis geht an Klaus Lemke für DANCING WITH DEVILS, eine präzise Milieustudie über den Hamburger Kiez mit großartigen Laiendarstellern. Die Jury lobt den Regisseur und Produzenten als „Meister der einprägsamen Bilder, dem es mit wenigen Einstellungen gelingt, eine komplexe Geschichte zu erzählen“. Als „Plädoyer für die Würde des Menschen in einer globalisierten Welt“ ehrt die Jury den Film WASSER UND SEIFE von Susan Gluth. Der einfühlsame Film über den Arbeitsalltag und die Lebensumstände der drei Wäscherei-Angestellten Tanja, Gerti und Monika wird mit dem Norddeutschen Filmpreis in der Kategorie „Beste Dokumentation“ (15.000 Euro) ausgezeichnet. Über den mit 10.000 Euro dotierten Norddeutschen Filmpreis in der Kategorie „Bestes Drehbuch“ dürfen sich Fatih Akin und Adam Bousdoukos freuen. Ihr Drehbuch überzeugte die Jury durch „Authentizität, Tempo und pointierten Humor.“ Jede noch so kleine Figur sei detailliert und mehrdimensional gezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis für besondere Verdienste geht an Katharina M. Trebitsch für ihr „großes Engagement als Produzentin im Norden Deutschlands, ihre Leistungen auf dem Gebiet der qualitativ hochwertigen TV-Unterhaltung und ihren Einsatz für den filmischen Nachwuchs“, so die Laudatoren, Dr. Ekkehard Klug, Minister für Bildung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, und Kultursenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg, Prof. Dr. Karin von Welck.

Norddeutscher Filmpreis

Bester Kinofilm:
Buddenbrooks,
Regie Heinrich Breloer,
Produktion Bavaria Film; Matthias Esche

Jurybegründung
Der Film BUDDENBROOKS ist eine Geschichte über das Scheitern. Die wohlhabende Kaufmannsfamilie Buddenbrook scheitert existenziell: beruflich und menschlich. Dünkel und Besitzstreben verdrängen Liebe und Zwischenmenschlichkeit, der Verzicht auf individuelles Glücks gilt als Voraussetzung für geschäftlichen Erfolg. Das erwachende Interesse für die Künste führt in den Ruin. Drei Generationen nähern sich auf unterschiedliche Weise dem Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und persönlichen Sehnsüchten. Angelehnt an den großen Gesellschaftsroman von Thomas Mann erweckt der Film die norddeutsche Hansestadt Lübeck im beginnenden Industriezeitalter zu neuem Leben und hebt Norddeutschland als bedeutungsvollen Ort deutscher Literatur und Geschichte in das Bewusstsein auch der jungen Generation. Dazu tragen große Schauspieler genauso bei wie eine opulente und detailgenaue Ausstattung, die die eindrucksvolle Lübecker Stadtsilhouette immer wieder mit einbezieht.


Bester Fernsehfilm
Dancing with Devils,
Produktion und Regie Klaus Lemke

Jurybegründung
Nina hält Saralisa für verantwortlich am Drogentod ihres Freundes. Sie schwört, sich an Saralisa zu rächen, wenn diese aus dem Gefängnis kommt. Liebe, Rache, Einsamkeit und Sehnsucht stehen in Klaus Lemkes DANCING WITH DEVILS im Mittelpunkt. Dabei zeigt sich Klaus Lemke einmal mehr als Meister der einprägsamen Bilder, dem es mit wenigen Einstellungen gelingt, eine komplexe Geschichte zu erzählen. Der Film überzeugt durch seine dokumentarische Authentizität und zeigt ein Hamburg zwischen St. Pauli, Sternschanze und Altona, jenseits aller Klischees. Das Besondere an dieser zwar präzisen, aber niemals bedeutungsüberfrachteten Milieustudie sind die großartigen Laienschauspieler, die ihren Figuren eine berührende Glaubwürdigkeit verleihen. Die Jury zeichnet Klaus Lemke auch für seine Radikalität und Konsequenz des Filmemachens aus, für die Dancing with Devils’ ein hervorragendes Beispiel ist.


Beste Dokumentation
Wasser und Seife
Regie und Produktion Susan Gluth

Jurybegründung
Feuchte Servietten werden in die Mangel gesteckt, Unterwäsche aus dem Waschnetz gezupft, die Trockner wummern, es dampft und zischt. Liebevoll entdeckt Susan Gluths Dokumentation die Wäscherei-Angestellten Tanja, Gerti und Monika als Heldinnen des Alltags, begleitet sie in ihrem Existenzkampf, der durch die Allgegenwart globaler Konkurrenz immer härter wird. Susan Gluth ist ein außergewöhnlicher Film gelungen, denn sie betrachtet den Alltag der Frauen mit großem Respekt vor ihren – nicht nur körperlichen - Leistungen. Die Frauen wollen auf eigenen Füßen stehen anstatt dem Staat auf der Tasche zu liegen. Der Film zeigt einen detaillierten, häufig ignorierten Blick auf Lebensverhältnisse und Umfelder. Eine einfühlsame Vorgehensweise, durch die dem Film große dokumentarische Momente gelingen, die ihn zu einem Plädoyer für die Würde des Menschen in einer globalisierten Welt machen.


Bestes Drehbuch:
Soul Kitchen
von Fatih Akin & Adam Bousdoukos

Jurybegründung:
Ein griechischer Restaurantbesitzer, eine abgerockte Gaststätte in Wilhelmsburg, ein neuer Koch, eine Freundin in Shanghai, ein Immobilienmakler, ein Freigänger als Bruder und ein schmerzhafter Bandscheibenvorfall: Aus diesen Zutaten haben Fatih Akin und Adam Bousdoukos ein virtuoses Drehbuch komponiert: Dramatisch, melodramatisch, komisch, absurd und sehr emotional. Es überzeugt durch Authentizität, Tempo und pointiertem Humor. Jede Figur - bis in die kleinste Nebenrolle - ist detailliert und mehrdimensional gezeichnet. Im Kosmos einer Kneipe spiegelt sich die Welt, in der Außenseiter und Freaks genauso eine Lebensberechtigung haben wie Beamte vom Gesundheitsamt. Ein »dirty« Heimatfilm, der eine einzige große Liebeserklärung an Hamburg ist.

Preis für besondere Verdienste
Katharina M. Trebitsch

Als Produzentin von zahlreichen erfolgreichen und mehrfach ausgezeichneten Fernsehfilmen und -serien, wie zum Beispiel BELLA BLOCK, DIESE DROMBUSCHS, DIE BERTINIS, DONNA LEON und MARCEL REICH-RANICKI – MEIN LEBEN, hat Katharina Trebitsch den Norden zum Drehort für ihre starken Geschichten gemacht. 1980 gründete sie mit der Objektiv Film ihre erste eigene Produktionsfirma, die später Teil der Trebitsch Produktion Holding wurde und seit 2004 zur Ufa gehört. Heute produziert Katharina Trebitsch ihre Filme mit der Trebitsch Entertainment GmbH. Mit dem Norddeutschen Filmpreis für besondere Verdienste wird Katharina Trebitsch für ihr großes Engagement und ihre Verdienste um die norddeutsche Filmregion geehrt.