Die beiden 18-jährigen Mädchen Raakel und Maria wachsen in einer streng christlichen fundamentalistischen Glaubensgemeinschaft auf. Kurz vor ihrer Hochzeit will Maria noch einmal ausbrechen und das normale Leben kennenlernen, Raakel folgt ihr. In der Stadt verändern sich beide – während Raakel anfängt, Gefühle außerhalb ihres Glaubens zuzulassen, tut Maria alles, solange es gegen die Grundsätze ihrer Erziehung verstößt, und bringt sich selbst und Raakel damit in Gefahr. Letztendlich müssen sie beide für sich die Frage klären, ab wann man den schmalen Grat zwischen Lebensfreude und Sünde überschritten hat und wie weit der Glaube Einfluss auf das Leben haben sollte.
Das Interessante an diesem Film sind die beiden grundverschiedenen Mädchen – Maria ist lebensfroh und möchte alles ausprobieren, Raakel ist ängstlicher. Im Gegensatz zu Maria hat sie große Schwierigkeiten, sich von den strengen Vorgaben der Glaubensgemeinschaft loszusagen. Sie verbietet sich, etwas anderes als ihren Glauben zu fühlen, und setzt sich damit gewaltig unter Druck, als sie den lebenslustigen Toni kennen lernt.
Genial ist das Zusammenspiel von Kamera und Musik – an mehreren Stellen in Film werden eindringliche, sich wiederholende musikalische Themen eingespielt, während Raakels Gesicht in Nahaufnahme gezeigt wird – durch die Musik und die winzigen Regungen der Mimik fühlt man genau ihre Gedanken.
Auch das Wasser spielt in diesem Film eine wichtige Rolle – die Mädchen benutzen es, um sich das Make-Up aus dem Gesicht zu waschen, es steht für die Erlösung von der Sünde und taucht immer dann auf, wenn beide gerade ein Tabu gebrochen haben.
Am besten gefiel mir die Szene, in der Raakel auf der Suche nach Maria durch Zufall in einem Kino landet und dort das erste Mal anfängt, das weltliche Leben als etwas Schönes zu sehen – man sieht lange Zeit nur ihr Gesicht in Nahaufnahme, und sie drückt mit einfachen Veränderungen der Mimik unglaublich viel aus.
Dieser Film hat es geschafft, mich noch lange danach zu beschäftigen – und zeichnet das nicht einen guten Film aus, dass er zum Nachdenken anregt?