porträtiert von Lucie Messerschmidt, 16
„Keine Ahnung, was ich mal machen will." Stine schaut mich an, lacht und streicht sich durch ihre braunen Locken. Sie ist 15 Jahre alt, schlank, mittelgroß und hat Augen, die einen auffordern, mitzulachen. Ihr Alltag ist voll von den verschiedensten Dingen. Sie in irgendein Schema zu zwängen wäre unmöglich. Stine ist sehr vielseitig interessiert. Reiten, Tennis, Tanzen und Musik, Politik, Reisen und noch vieles mehr. Aber obwohl sie reitet, sagt sie, sei sie kein typisches Mädchen. Tennis spielt Stine seit einem Jahr und findet, sie sei durchschnittlich gut, wie eigentlich überall. „Ich treffe den Ball!“
Ein Augenzwinkern später erzählt sie mir von weiteren Leidenschaften. Sie tanzt schon lange, hat auch mal Klavier gespielt, aber da „hätte man dann zu viel üben müssen“. Sie engagiert sich politisch, kann sich aber trotzdem nicht richtig vorstellen, mal in einer Partei aktiv zu sein. „Die Rolle der Politiker ist undankbar. Immer Schuld sein und alle Verantwortung tragen ist doof.“
Durch ihre Eltern bekommt sie viele Möglichkeiten, alles zu entdecken. Ohne Familie geht’s nicht. Zusammen verreisen sie auch gerne, und Stine erzählt von ihren Sommerferien in den USA, New York: „Alles ist riesig! Aber alle sind so freundlich, und auch nachts ist immer was los. Das war echt eine der tollsten Erfahrungen in meinem Leben.“ Ihre Augen leuchten. Verreisen ist eh' eine gute Sache. Deutschland ist zwar schön, und alle ihre Freunde, ohne die es schrecklich und langweilig wäre, sind hier, aber nach der Schule geht es erst mal woanders hin. „In anderen Ländern sind die Menschen viel offener und authentischer.“ Deshalb zieht es sie auch eher weg. Stine ist echte Halbdänin, spricht auch fließend die Smörrebröd-Sprache und genießt die völlig andere Mentalität bei ihrer Familie in Dänemark. Falls es sich einrichten lässt, würde sie auch gerne in Kopenhagen studieren. Fragt sich nur, was.
Ihre Noten sind gut, aber ihr absolutes Hassfach ist Mathe. Deutsch ist besser, Schreiben, Interpretieren, Diskutieren – Kreativität ist gefragt. Keine großen Pläne machen. Heiraten, Kinder bekommen, wer weiß?
Alles nur eventuell und spontan. „Wenn man eine Sache zu viel organisiert, macht es ja alles schon gar keinen Spaß mehr.“ Am wichtigsten ist Stine, immer die Möglichkeit zu haben, ihre Meinung zu vertreten und Ansichten zu erläutern. Furchtbar, wenn jemand einem den Mund verbieten kann. Sicher, Schwächen hat sie natürlich auch. „Oft bin ich zu ungeduldig und stur.“
Aber eigentlich ist alles klar, Stine will einfach nur leben, und zwar im Hier und Jetzt.