porträtiert von Stine Walter, 15
„Ich glaube, ich bin im falschen Jahrhundert geboren“, sagt Lucie ganz überzeugt, als wir uns gegenüber sitzen. Unsere „Konsumwelt“ scheint nichts für sie zu sein, denn sie würde lieber um 1960 herum leben. Als ich sie nach dem Grund dafür frage, muss sie ein wenig nachdenken, aber dann guckt sie mich an und sagt, dass die Jugend zwar eingeschränkter war als heute, aber sie hatten noch etwas, für das es sich lohnte zu rebellieren. Für was sollten wir denn heute noch kämpfen?
Mein Eindruck von Lucie ist ein ganz besonderer. Wir hatten ein tolles Gespräch, und durch ihre ganze eigene Sicht auf die Dinge wurde es zu einem richtigen Erlebnis. Aber Lucie sagt selbst sie schwimmt nicht gerne mit dem Strom und genau das ist auch mein Eindruck. Denn wer kann sonst von sich behaupten mit 16 eine Woche im Kloster verbracht zu haben? Mit glänzenden Augen sagt sie: „Es gibt so viele Vorurteile über das Klosterleben und Nonnen, und ich wollte mir selbst einen Eindruck verschaffen.“ Also verbrachte sie eine Woche ihrer Ferien im katholischen Benediktinerkloster „Nütschau“, wo sie ganz nach dem Motto „Ora et labora“ (bete und arbeite) lebte. Selbst Nonne zu werden, kann Lucie sich allerdings nicht vorstellen, auch wenn sie plant, dem Kloster wieder einen Besuch abzustatten.
Aber was ist Lucie jetzt am wichtigsten in ihrem Leben? „Mir selbst treu zu bleiben“, sagt sie, ohne nachzudenken.
Sie hat meinen Blickwinkel und bestimmt den anderer in nur einem Gespräch verändert. Das ist beeindruckend und besonders.