Die Preisträger des Norddeutschen Filmpreises

Im Rahmen der 50. Nordischen Filmtage Lübeck hat die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein den Norddeutschen Filmpreis in drei Kategorien verliehen: Der mit 20.000 Euro dotierte Norddeutsche Filmpreis für den "Besten Spielfilm" geht an "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" von Leander Haußmann. Die Jury beglückwünscht die Produzenten Detlev Buck, Claus Boje und Sonja Schmitt zu ihrem "filmischen Feuerwerk, das mit viel Phantasie und Raffinesse die unterschiedlichen Spielarten der Liebe auffächert". Bereits im vergangenen Jahr ist Gernot Gricksch für das Drehbuch zu "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" mit dem Norddeutschen Filmpreis ausgezeichnet worden. Über den mit 10.000 Euro dotierten Norddeutschen Filmpreis in der Kategorie "Bestes Drehbuch" darf sich Özgür Yildirim freuen. Das spannende und gut aufgebaute Drehbuch zu seinem Gangsterdrama "Chiko" überzeugte die Jury. Yildirim, Absolvent des Filmstudiums an der Hamburg Media School, sei ein Genrefilm gelungen, der ohne Amerikanismen auskommt und glaubwürdig im Hier und Heute in Hamburg verhaftet ist. Mit dem Preis für die "Beste Dokumentation", dotiert mit 15.000 Euro, wird die Bremer Filmmacherin Beatrix Schwehm für ihr eindrucksvolles Porträt "Luise - Eine deutsche Muslima Ou L'Islam Par Amour"über eine junge Deutsche, die mit 19 den islamischen Glauben angenommen hat, ausgezeichnet. Mit großer Sensibilität nähert sich die Regisseurin diesem Thema und stellt über die unterschiedlichen Lebenswelten von Mutter und Tochter jenseits der Klischees und Polemiken eindrucksvoll zwei geschlossene Weltbilder dar. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis für besondere Verdienste der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein geht an Hark Bohm, an den "waschechten Norddeutschen", der wie kein anderer dem »filmischen Leben Norddeutschlands entscheidende Impulse verliehen hat«, so die Laudatoren Peter Harry Carstensen, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, und Kultursenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg, Prof. Dr. Karin von Welck.

Bester Spielfilm

Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe
Boje Buck Produktion (Claus Boje, Detlev Buck,  Sonja Schmitt)

Jurybegründung

"Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" ist ein filmisches Feuerwerk, das mit viel Phantasie und Raffinesse die unterschiedlichen Spielarten der Liebe auffächert. Durch sein hervorragendes Timing und seine hohe Virtuosität entfaltet der Film eine eigene Welt, in der kunstvoll mit filmischen Versatzstücken und deutscher Realität gespielt wird. Die Trivialität des Alltags wird ironisch und sehr gekonnt überhöht. Dabei bleibt der Film mit einem wunderbaren Darstellerensemble und einem umwerfend charmanten Hauptdarsteller, stets stimmig. Die kongeniale Filmmusik von „Element of Crime“ macht "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" zu einem runden Vergnügen. Die Jury beglückwünscht die Produzenten Sonja Schmitt, Claus Boje und Detlev Buck zu einem Film, der sich durch seine originelle Handschrift hervor sticht.

Bestes Drehbuch

Chiko
Özgür Yildirim

Jurybegründung

Das Gangsterdrama "Chiko" überzeugt durch ein spannendes, gut aufgebautes Drehbuch voller Energie, das durch sein Tempo einen starken Sog entwickelt. Dem Autor Özgür Yildirim gelingt in hervorragender Weise ein Genrefilm, der ohne Amerikanismen auskommt. Er ist glaubwürdig im hier und heute in Hamburg verhaftet. Die Sprache der Figuren ist drastisch und authentisch. Man geht von Anfang bis zum Ende mit der Hauptfigur Chiko und seinen Ambivalenzen mit, kommt ihr nahe, ohne deren Handlungen zu billigen. Chiko, der vom unbedingten Willen getrieben wird, seinem Milieu zu entrinnen, wird aus Rache zum Rasenden und zum Mörder. Er sieht am Ende selbst, dass er zu weit gegangen ist. Der Täter wird zum Opfer, das ist die logische Konsequenz der Spirale der Eskalation. Die Jury gratuliert Özgür Yildirim zu seinem erstklassigen Drehbuch.

Beste Dokumentation

"Luise - Eine deutsche Muslima ou L'Islam Par Amour
Beatrix Schwehm

Jurybegründung

Der Film stellt den Weg einer jungen deutschen Frau nach, die mit 19 zum Islam konvertiert ist. Die Regisseurin nähert sich mit großer Sensibilität diesem Thema und stellt eindrucksvoll zwei geschlossene Weltbilder dar, die diskursiv aufeinander treffen. Die Dialoge zwischen Luises Mutter, die sich ein emanzipiertes Leben für ihre Tochter gewünscht hat und Luise, die ganz im Islam aufgegangen zu sein scheint und u. a. mit Überzeugung heute Kopftuch trägt, gehen unter die Haut. Es gelingt dem Film, die Positionen beider Frauen darzustellen, ohne allerdings eine Seite einzunehmen. Und so ist die Dokumentation der Bremer Filmemacherin Beatrix Schwehm nicht nur ein Film über die Beziehung zweier Frauen, sondern auch ein Lehrstück über das Verhältnis und den Umgang zweier unterschiedlicher Lebenswelten miteinander - jenseits der Klischees, Polemiken und Schlagzeilen. Die Jury gratuliert Beatrice Schwehm zu einer hervorragenden Regieleistung.

Preis für besondere Verdienste

Hark Bohm

„Wir ehren einen vielseitigen Künstler und Filmemacher, der Hamburg und Schleswig-Holstein eng verbunden ist. Nach Fassbinder und Herzog war er der Vertreter des neuen deutschen Films. Für viele seiner Filme wählte Hark Bohm Hamburg und die norddeutschen Küstenregionen als bestimmende Kulisse und zeichnet so ein eindrucksvolles Bild unserer norddeutschen Heimat.“ ( Peter Harry Carstensen, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein)

„Hark Bohm hat dem filmischen Leben Norddeutschlands entscheidende Impulse verliehen. Seinem Engagement verdanken wir wichtige Einrichtungen, die aus unserer heutigen cineastischen Infrastruktur nicht mehr wegzudenken sind: Er ist Vater des Filmfests Hamburg und des Filmstudiums, dem er als langjähriger Leiter, zuerst an der Universität Hamburg und ab 2003 an der Hamburg Media School, seine kreative Prägung gegeben hat.“ (Prof. Dr. Karin von Welck, Kultursenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg)