Der norwegische Spielfilm "Der Mann, der Yngve liebte" hat den NDR Spielfilmpreis der 50. Nordischen Filmtage gewonnen. Das Debüt des Regisseurs Stian Kristiansen erzählt von dem schmerzhaften Coming Out eines Schülers im Norwegen der achtziger Jahre. Die Jury lobt die "unglaubliche Leichtigkeit, die Wärme und den Humor" des Films, der zugleich den Figuren ihre Wahrhaftigkeit belasse. Der begehrte LN Publikumspreis geht ebenfalls an einen norwegischen Film: "Die Rebellion von Kautokeino" von Nils Gaup handelt von einem Aufstand der samischen Bevölkerung im Norwegen des 19. Jahrhunderts. Der Kirchliche Filmpreis wurde an den schwedischen Beitrag "Der Tischtennis-König" vergeben. Regisseur Jens Jonsson schildert darin visuell beeindruckend die Alltagsnöte eines pubertierenden Tischtennisspielers. Der Baltische Filmpreis geht an das dänische Liebesdrama "Der Tanz" von Pernille Fischer Christensen, mit dem die 50. Nordischen Filmtage Lübeck eröffnet wurden. Die schwedische Dokumentation "Herdenleben" von Kine Bomann erzählt vom Leben dreier Rentierhalterinnen in Nordschweden und wurde mit dem Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. Der Kinder- und Jugendfilmpreis wurde an "Fightgirl Ayse" der dänischen Regisseurin Natasha Arthy vergeben: Das Jugenddrama erzählt von einer Schülerin im Konflikt zwischen islamischer Familientradition und ihrer Liebe zum Kung Fu. Der norwegische Beitrag "SOS - Ein spannender Sommer" von Arne Lindtner Næss, der vom Kampf eines Mädchen um das Leben eines Seehundbabys erzählt, wurde mit dem Preis der Kinderjury ausgezeichnet.
NDR Spiefilmpreis
Der Mann, der Yngve liebte / Mannen som elsket Yngve / The Man Who Loved Yngve
Regie: Stian Kristiansen
Norwegen
Jurybegründung
„Der Mann, der Yngve liebte“ erzählt mit unglaublicher Leichtigkeit, Wärme und Humor eine emotionale Coming of Age-Geschichte, ohne den Figuren ihre Wahrhaftigkeit zu nehmen. Stian Kristiansen hat ein stilsicheres Debüt mit pfiffigen Dialogen und großartigen jungen Schauspielern inszeniert. Der Film trifft zudem den Zeitgeist der achtziger Jahre, ohne dabei zur klischeehaften Parodie zu werden.
LN Publikumspreis
Die Rebellion von Kautokeino / Kautokeino opprøret / The Kautokeino Rebellion
Regie: Nils Gaup
Norwegen
Baltischer Filmpreis
Der Tanz / Dansen / Dancers
Regie: Pernille Fischer Christensen
Dänemark
Jurybegründung
Wir haben uns für einen Film entschieden, der es versteht auf sensible Art den Glauben an das Leben wiederherzustellen. Einen Film, der in einer Sackgasse den Kompromiss sucht und dies auf einfache, natürliche und menschliche Weise schafft. Ein Film, von dem wir glauben, dass er sich der größten Herausforderung schlechthin gestellt hat – uns zu besseren Menschen zu machen.
Kirchlicher Filmpreis
Der Tischtennis-König / Ping-pongkingen / The King of Ping Pong
Regie: Jens Jonsson
Schweden
Jurybegründung
Der erste abendfüllende Spielfilm des schwedischen, 1974 geborenen Regisseurs Jens Jonsson beschäftigt sich auf ebenso formal wie inhaltlich überzeugende Weise mit dem „Überlebenskampf“ eines durch sein Anderssein außerhalb der Gruppe stehenden, im Tischtennis über sich hinauswachsenden Jungen in der Pubertät. Dem Regisseur gelingt es, die psychischen Bedingungen einer belasteten Familie in der Kameraführung, der Komposition und insbesondere den Farben darstellend zu reflektieren. Die Entwicklung Rilles ist beeindruckend in ihrer Authentizität, zu der die Charakterisierung aller Nebenfiguren entscheidend beiträgt.
Lobende Erwähnung
Der Mann, der Yngve liebte / Mannen som elsket Yngve / The Man Who Loved Yngve
Regie: Stian Kristiansen
Norwegen
Jurybegründung
Konzise, präzise und zeitnah, kurz: gelungen, präsentiert der 1972 geborene norwegische Regisseur Stian Kristiansen sein in das Jahr 1989 verlegte Debüt, das sich mit dem Coming-Out des Helden Jarle neu, differenziert und feinfühlig – mit einer überzeugenden Ensemble-Leistung – beschäftigt.
Dokumentarfilmpreis
Herdenleben / Hjordeliv / Herdswoman
Regie: Kine Boman
Schweden
Jurybegründung
Der Dokumentarfilmpreis geht an den schwedischen Dokumentarfilm „Herdenleben“ von Kine Boman. Am Konflikt zwischen der Tradition der ethnischen Minderheit der Samen und Profitinteressen moderner Schweden wird beispielhaft eine Kultur dargestellt, die in Vergessenheit gerät. Der Regisseurin Kine Bomann gelingt es in eindrucksvollen Bildern und Tönen, den Kampf der Samen um ihre Kultur und den Kampf um ihren Lebensraum darzustellen. Der Preis soll sie ermuntern, dieses Thema weiter zu verfolgen und sich weiterhin engagiert für diese Minderheit einzusetzen.
Kinder- und Jugendfilmpreis
Fightgirl Ayse / Fighter / Fighter
Regie: Natasha Arthy
Dänemark
Jurybegründung
Die Jury vergibt den Kinder- und Jugendfilmpreis der Nordischen Filminstitute an den dänischen Spielfilm „Fightgirl Ayse“ von Natasha Arthy. „Fightgirl Ayse“ erzählt in beeindruckenden Bildern und mit großer emotionaler Wucht von den Schwierigkeiten einer jungen türkischen Frau im heutigen Dänemark. Natasha Arthy und ihre großartigen Schauspieler, allen voran Semra Turan, schaffen es, die Zerrissenheit Ayses und ihren Kampf um Selbstbestimmung nicht nur sichtbar, sondern fühlbar zu machen. Die Mischung aus Kung-Fu-Film und Sozialdrama in Dogma-Anmutung ist außergewöhnlich: Die unterschiedlichen Filmstile greifen auf beeindruckende Weise ineinander und entwickeln einen visuellen und erzählerisch mitreißenden Sog, der den Zuschauer in jeder Minute in seinen Bann schlägt. Die emotionale Kraft steht dabei der Virtuosität der Kampfszenen in Nichts nach.
Lobende Erwähnung
Das Kamel ohne Höcker / Ett öga rött / One Eye Red
Regie: Daniel Wallentin
Schweden
Jurybegründung
Die Jury spricht eine Lobende Erwähnung für den Debütfilm „Das Kamel ohne Höcker“ von Daniel Wallentin aus. Am Beispiel einer marokkanischen Familie, die in Schweden lebt, behandelt dieser Film das Thema Migration. Der Versuch, Integration und Selbstfindung in Form einer ungewöhnlich bunten Komödie zu erzählen, öffnet den Blick für die Welt des elfjährigen Halim auf überraschend humorvolle Weise. Damit regt „Das Kamel ohne Höcker“ auf vielfältige Weise zu Interpretation und Diskussion an.
Lobende Erwähnung
Frode und seine Bande / Frode og alle de andre rødder / Frode and All the Other Rascals
Regie: Niels Chr. „Bubber“ Meyer
Dänemark
Jurybegründung
Eine zweite lobende Erwähnung erhält „Frode und seine Bande“ von Niels Chr. „Bubber“ Meyer. Konsequent aus Kindersicht erzählt die Komödie Alltagsepisoden aus dem Leben des sechsjährigen Frode und seiner Freunde Stinne und Læris. Gleich zu Beginn wirft der Film die Gesetze der Realität über Bord, ist durchgängig schnell und lustig in Szene gesetzt – in bester skandinavischer Erzähltradition: Man bekommt wieder Lust, Kind zu sein, so wie der Film es selbst von seinen erwachsenen Figuren fordert.
Preis der Kinderjury
SOS – Ein spannender Sommer / SOS Svartskjær / SOS Summer of Suspense
Regie: Arne Lindtner Næss
Norwegen
Lobende Erwähnung
Spuk im Eis / Duggholufólkid / No Network
Regie: Ari Krístínsson
Island
Jurybegründung
Diese Nordischen Filmtage sind für uns etwas ganz Besonderes, denn wir durften uns als Kinderjury neun Filme angucken und dem besten Film ein Preis verleihen, der mit 5000 Euro dotiert ist. Die letzten Tage waren daher sehr aufregend und spannend, aber auch ein bisschen anstrengend. Die Filme waren sehr abwechslungsreich. Es gab traurige, lustige, spannende und manchmal sogar gruselige Szenen. Die Entscheidung fiel uns schwer. Wir haben lange zusammen gesessen und viel diskutiert. Schließlich hatten wir zwei Favoriten, die sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten. Deshalb möchten wir einen Film lobend erwähnen. „Spuk im Eis“ von Ari Krístínsson hat uns durch spannende und auch gruselige Szenen beeindruckt, besonders die aufregenden Situationen mit dem Geist, der sich am Ende als gar nicht so böse herausstellte. Der Preis geht jedoch an einen Film, indem die junge Hauptdarstellerin Noora, unterstützt von ihrem besten Freund Ludvik und ihrem kleinen Bruder Morten, für ein Seehundbaby und gegen eine Schmugglerbande kämpft. Dieser Film gefiel uns besonders gut, da die drei Kinder sich gegenseitig geholfen und unterstützt haben und somit das Seehundbaby retten und die Schmugglerbande fangen konnten. Sieger ist der Film „SOS – Ein spannender Sommer“ von Arne Lindtner Næss.