19. September 2007 - Dem skandinavischen Kinder- und Jugendfilm widmen die Nordischen Filmtage Lübeck vom 31. Oktober bis zum 4. November einen umfassenden Schwerpunkt. Neben aktuellen Kinoproduktionen und einer Retrospektive mit Kinderfilm-Klassikern wird es auch eine Hommage an Astrid Lindgren geben, die am 14. November 100 Jahre alt geworden wäre.
„Bevor wir im kommenden Jahr zum 50-jährigen Jubiläum der Nordischen Filmtage Lübeck auf die großen Klassiker der skandinavischen Filmgeschichte zurückschauen, wollen wir in diesem Jahr großes Kino für die Kleinen in den Mittelpunkt stellen“, sagt Linde Fröhlich, Künstlerische Leiterin des Festivals. „Die skandinavische Kinder- und Jugendfilmkultur gilt weltweit als eine der lebendigsten.“
Zu den Höhepunkten des diesjährigen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs zählt „Es war einmal ein Junge, der eine kleine Schwester mit Flügeln bekam“ aus Dänemark. Das versponnene Märchen in grellbunten Farben erzählt von einem Jungen, der in einer surrealen Fantasiewelt lebt, und wurde vom Regie-Duo Michael Wikke und Steen Rasmussen inszeniert, das bereits 2001 für seinen Erfolgsfilm „Die fliegende Oma“ mit dem Preis der Kinderjury auf den Nordischen Filmtagen Lübeck ausgezeichnet wurde. In „Das Geheimnis des Wolfs“ aus Finnland (Regie: Raimo O Niemi) rettet ein Mädchen zwei Wolfsjunge vor ihren Jägern. Der Film gewinnt seine besondere Atmosphäre durch die intensive Einbeziehung der Natur. „Elling“-Regisseur Petter Næss greift in seinem Jugendfilm „Hoppet“ die Debatte um die Integration von Einwanderern auf: Im Mittelpunkt stehen zwei kurdische Brüder, die als Flüchtlinge nach Schweden gelangen.
„Auch in diesem Jahr wird der skandinavische Kinder- und Jugendfilm seinem Ruf gerecht, indem er mit neuen Ausdrucksformen experimentiert, dabei das Empfinden jüngerer Zuschauer trifft und zugleich gesellschaftspolitische Aktualität aufweist“, erklärt Hauke Lange-Fuchs aus der künstlerischen Leitung der Nordischen Filmtage Lübeck. „Auffällig sind die zunehmenden Kooperationen über die Grenzen der nordischen Filmländer hinweg.“ So drehte der Norweger Petter Næss seinen Film „Hoppet“ in Schweden, und die aus Dänemark stammende Hella Joof („Oh Happy Day“) ging für ihren Spielfilm „Linas Tagebuch“, ein Tragikomödie über die Freuden und Nöte der Pubertät, nach Schweden.
In Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) präsentieren die Nordischen Filmtage eine Retrospektive unter dem Titel „Highlights des skandinavischen Kinder- und Jugendfilms“. Sie zeigt Klassiker wie Lasse Hallströms „Mein Leben als Hund“ (Schweden 1985) und Søren Kragh-Jacobsens „Goldregen“ (Dänemark 1987). „Damit wollen wir noch einmal jene Filme in Erinnerung rufen, die den skandinavischen Kinder- und Jugendfilm in den vergangenen Jahrzehnten berühmt gemacht haben“, betont Horst Schäfer, der langjährige Leiter des Kinder- und Jugendfilmzentrums, der die Auswahl getroffen hat.
Eine kleine Hommage ist Astrid Lindgren gewidmet: Die weltweit erfolgreiche Autorin von Kinder- und Jugendbüchern, die stets auch an den Verfilmungen ihrer Romane und Geschichten intensiv mitarbeitete, wäre am 14. November 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass zeigen die Nordischen Filmtage Lübeck die deutsch-schwedische Koproduktion „Pippi Langstrumpf“ aus dem Jahr 1968 (Regie: Olle Hellbom) sowie „Neues von uns Kindern aus Bullerbü“ von 1987 (Regie: Lasse Hallström). „Pippi Langstrumpf und die Kinder aus Bullerbü sind häufig die ersten Figuren, über die Kinder das Werk von Astrid Lindgren entdecken“, sagt Linde Fröhlich, Künstlerische Leiterin der Nordischen Filmtage Lübeck. Bereits vor zwanzig Jahren hatte das Filmfestival der Schriftstellerin eine umfangreiche Retrospektive zum 80. Geburtstag gewidmet.
Begleitet wird der Schwerpunkt zum Kinder- und Jugendfilm von einem umfassenden Rahmenprogramm: So haben Lübecker Schulklassen am Donnerstag- und Freitagvormittag während des Festivals wieder Gelegenheit in großer Zahl die Kinder- und Jugendprogramme zu besuchen. Im Rahmen des Projekts „Junge Journalisten“ werden Jugendliche die Filme des Kinder- und Jugendprogramms rezensieren und erste Erfahrungen als Reporter und Filmkritiker sammeln. Der Preis der Kinderjury und der Kinder- und Jugendfilmpreis der Nordischen Filminstitute werden am Sonntag, dem 4. November, vergeben.