Filmforum, Deutschland 1997, 90 Min., deutsche Fassung
Seit mehr als 400 Jahren balancieren Die Mitglieder der Traber-Familie auf Hochseilen durch Räume und Zeiten, über Grenzen und Mauern hinweg. „Seiltänzer“ stellt mehrere Hochseiltruppen dieser Familie vor, die in Ost- wie in Westdeutschland existierten, nach dem Mauerfall teilweise in Konkurrenz zueinander standen und sich durch spektakuläre und riskante Aktionen zu überbieten versuchten. Weltrekord-Läufe über Distanzen von mehr als 600 Metern in Berlin oder Baden-Baden gehören dazu: Der eine musste abgebrochen werden, der Erfolg des anderen ist von einem tragischen Unfall überschattet. In Begegnungen mit Kindern, Frauen, Männern dieser Familie werden auch die stillen Momente ihrer Sicht auf ein traditionsgebundenes Leben betont, ein Leben, in das man geboren wird, um es öffentlich aufs Spiel zu setzen, beiderseits der Grenze zwischen Ost und West. Jochen Wisotzkis beobachtender, zurückhaltender Film fängt ein melancholisches Bild einer Kunst ein, die im schönen Kontrast zu einer von Bildschirmsensationen geprägten Gegenwart steht.
Für diesen Film sind keine Vorstellungen angelegt.