Das Filmforum: Nachwuchstalente, politische Themen und spannende Spielfilmdebüts

Lübeck, 21.10.20 – Während der 62. Ausgabe der Nordischen Filmtage Lübeck (04.-08.11.2020) werden insgesamt 39 Filme aus dem norddeutschen Raum im „Filmforum“ präsentiert. „Das diesjährige Programm besticht mit beindruckenden Spielfilmdebüts, einer außergewöhnlichen Bandbreite an Themenschwerpunkten und starken Nachwuchstalenten“ resümiert Lili Hartwig, Kuratorin der Sektion. „Jeder der Filme findet eine sehr eigene Filmsprache und trägt eine individuelle Handschrift.“ 

Neben Dokumentarfilmen, Kurzfilmen und Spielfilmen werden unter anderem zwei bevorstehende TV-Highlights gezeigt: in seinem Regiedebüt „Sörensen hat Angst“ muss der bekannte Schauspieler Bjarne Mädel als Kommissar Sörensen gleich an seinem ersten Tag im friesischen Katenbüll einen Mord aufklären. Der erste Teil der Sörensen-Krimireihe von Roman- und Drehbuchautor Sven Stricker, besticht durch trockenen Humor vor regennasser Kulisse. Im Fernsehen wurde Bjarne Mädel durch Serien wie „Stromberg“ und „Mord mit Aussicht“ bekannt. Für seine Darstellung des Schotty in „Der Tatortreiniger“ gewann er den Grimme-Preis. In der TV-Reihe „Nord bei Nordwest“ von Regisseurin Nina Wolfrum ist in der Folge „Der Anschlag“ erstmalig Jana Klinge als neue Kommissarin Hannah Wagner zu sehen. Sie muss sich entscheiden, wem sie trauen kann, als Hauke Jacobs unter Mordverdacht gerät. „Der Anschlag“ ist ihre zweite Folge für „Nord bei Nordwest“ nach dem Drehbuch von Serienerfinder Holger Karsten Schmidt. 

Alle drei Kinospielfilme sind Regiedebüts von Frauen, die filmisch etwas wagen. Ein poetisches Drama über das Wesen der Liebe, einen plötzlichen Verlust und die Macht der Träume erzählt Lena Knauss in ihrem Langfilmdebüt „Tagundnachtgleiche“. Bereits 2015 war ihr Kurzfilm „M wie Martha“ im Filmforum zu sehen. Hauptdarstellerin Aenne Schwarz wurde 2019 für ihre Rolle in „Alles ist gut“ von Eva Trobisch für den Deutschen Filmpreis nominiert. „Fellwechselzeit“ von der aus Hamburg stammenden Sabrina Mertens ist ein ungewöhnliches Psychodrama. In 57 Bildern wird die Hauptprotagonistin Stephanie von der Kindheit bis zur Jugend begleitet. Jede Einstellung zeigt die kleinen Details des Familienlebens, immer mit dem Gefühl, dass sich unter der Oberfläche noch etwas versteckt. Salka Tizianas „For the Time Being“ zeigt ein Familientreffen, lässt die Stille und Zeitlosigkeit der Sommerhitze spürbar werden und fängt die Atmosphäre der Sierra Morena ein. Der Film wurde für den Nachwuchspreis „First Steps“ nominiert und feierte in diesem Jahr beim Filmfestival Max Ophüls Preis seine Premiere.

Spannende Einblicke und kontroverse Themen liefern die Dokumentarfilme im Filmforum. In „Atomkraft forever“ zeigt Carsten Rau die logistischen Konsequenzen des Atomausstiegs und beleuchtet in ruhigen, beobachtenden Bildern ein Thema, an welches sich eine lange, zutiefst ideologische Debatte knüpft. „Die Heimkehr – Leben nach dem Terror“ ist ein dokumentarisches Drama über die Macht des Fanatismus, die Frage nach Schuld und über die Kraft des Neubeginns im Schatten des Terrorismus. Die Regisseurinnen des Dokumentarfilmdebüts, Mariam Noori und Lisa Maria Hagen, recherchieren seit 2018 gemeinsam zum deutschen IS. Es dauerte mehrere Monate, bis der IS-Rückkehrer Oliver sich bereit erklärte, von der Kamera begleitet zu werden. Der Langfilm „Habitat“ von Pola Rader befasst sich mit dem Kulturraum der Sami, dessen Siedlungsgebiet nie ein eigener Staat war. Heute ist die Region auf vier Länder verteilt. Die in Russland als ethnische Minderheit lebenden Sami und kämpfen um ihre Rechte und die Anerkennung ihrer Kultur. Pola Rader wurde in Russland geboren und lebt heute in Kiel. Dort ist sie unter anderem Vorstand von Filmkultur Schleswig-Holstein e.V. tätig.

In den diesjährigen Kurzfilmprogrammen „Ich und die anderen“, „Erdpanorama“, „Vergangenheitsspuren“, „Vom Leben gefangen“ und „Zeitenverschiebung“ geht es um Politik und Geschichte, aber auch persönliche Erzählungen finden Einzug. In dem neuen Kurzfilm „Staircase“ von Friedrich Tiedke versucht ein Maler sein größtes Geheimnis zu bewahren, aufgrund seiner Demenz verliert er jedoch zunehmend die Kontrolle. Bereits in der Schule produzierte der in Eckernförde geborene Friedrich Tiedke erste preisgekrönte Kurzfilme. Mit „Mann in Blau“ war er zuletzt 2018 bei den Nordischen Filmtagen Lübeck vertreten. In „First in, First Out“ porträtiert ein Filmemacher seinen Vater, um mehr über seine Familiengeschichte zu erfahren, steht jedoch vor der Herausforderung, dass dieser weder über Vergangenes reden kann noch möchte. Die Existenz im Dämmerzustand wird in „Nach zwei Stunden waren zehn Minuten vorbei“ in den Fokus gerückt. Der Tagesablauf einer Jugendhaftanstalt, geprägt von Sehnsucht und dem zeitlichen Stillstand. Der Film feierte im letzten Jahr in Venedig Premiere. Frédéric Schuld zeichnet in „Der Schornsteinsegler“ einen beeindruckenden Animationsfilm über das ausweglose Schicksal junger Schornsteinfeger. Ein Kurzfilm über Kinderarbeit im 19. Jahrhundert.

„Niels und das Nydamboot“ ist eine historische Erkundung im deutsch-dänischen Grenzgebiet. In der Eisenzeit war das Nydam-Moor ein heiliger Ort. Ein hier gefundenes Boot liegt heute im Schloss Gottorf bei Schleswig. Wie ist es dort gelandet, und welche Rolle spielt es für die kulturellen Verbindungen zwischen Deutschland und Dänemark?

Der mittellange Film von dem aus Schleswig-Holstein stammenden Filmemacher Sebastian Husak brilliert mit „Oktopus und Muräne“, einem bemerkenswerten Coming-of-Age Drama. Es geht um alte Freunde, Abschiede und darum, dass wir manchmal in alte Muster zurückfallen müssen, um die Veränderung in uns zu spüren. Der Film wurde in Neustadt/Holstein gedreht und vom Landesverband Jugend und Film Schleswig-Holstein gefördert. Bereits 2016 war sein preisgekrönter Kurzfilm „Rhythmus“ im Filmforum der Nordischen Filmtage Lübeck zu sehen.

Das Gesamtprogramm der 62. Nordischen Filmtage Lübeck gibt es online ab dem 22. Oktober 2020 unter www.nordische-filmtage.de oder den Social-Media-Kanälen Facebook, Twitter und Instagram/nordicfilmdays. Der Kartenvorverkauf beginnt am 1. November um 13.00 Uhr online über die Festival Webseite und www.cinestar.de sowie an den Kassen im CineStar Filmpalast Stadthalle Lübeck. Neu in 2020 ist die Möglichkeit, bestimmte Filme des Programms online zu streamen, in Kooperation mit der Kulturserver gGmbH und ihrer Plattform Culturebase. Die entsprechenden Filme sind im Programm gekennzeichnet, Tickets hierfür kann man ebenfalls ab Vorverkaufsstart kaufen.

Alle Pressebilder zu den Filmen der 62. Nordischen Filmtage Lübeck finden Sie hier.

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