Das Dokumentarfilmprogramm bietet abwechslungsreiche Einblicke, zeichnet Wege des Glücks und des Verlusts nach und dokumentiert künstlerisches Schaffen und kulinarische Traditionen

Lübeck, 02.11.2020 – Das Dokumentarfilmprogramm der 62. Nordischen Filmtage Lübeck, die als Online Ausgabe vom 04.-08.11.2020 stattfinden, gewährt faszinierende Einblicke in die unterschiedlichsten Lebensrealitäten interessanter und spannender Persönlichkeiten und hält insgesamt 16 Deutschlandpremieren, eine Europapremiere sowie sieben Internationale Premieren bereit. „Das Schöne am Dokumentarfilmprogramm ist, dass es uns zeigt, dass es neben Corona noch andere Probleme auf der Welt gibt – und dass Menschen sie angehen. Das Programm dokumentiert die verschlungenen Wege zum Glück und die überraschenden Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden. Und es unterstreicht die wichtige Rolle, die unterschiedliche Künstlerpersönlichkeiten für die Gesellschaft spielen“, bilanziert die Künstlerische Leiterin Linde Fröhlich. 13 der insgesamt 26 Dokumentarfilme im diesjährigen Programm gehen ins Rennen um den Dokumentarfilmpreis des DGB Bezirk Nord (seit 2019 dotiert mit 5.000 Euro). Gefördert werden soll mit diesem Preis „die Arbeit von Regisseurinnen und Regisseuren, die sich innovativ mit Veränderungen in unserer Gesellschaft auseinandersetzen und sich sozialpolitisch besonders engagieren“.

Ob im estnischen Kleinstadttheater, im Dschungel von Indonesien oder in einer nachhaltigen Mustersiedlung in Dänemark, der Weg zum Glück, so zeigen es die Dokumentationen des diesjährigen Programms, ist oftmals mit Anstrengung verbunden und auf den ersten Blick nicht immer als solcher zu erkennen. So in „Newtopia“ (NO 2020) des Norwegers Audun Amundsen, der über 14 Jahre das Leben der Menschen auf einer indonesischen Insel dokumentierte und enge Freundschaften schloss. In die dänische Mustersiedlung Permatopia hingegen zieht es Regisseur Erlend E. Mo mit seiner Familie im Film „Die Reise nach Utopia“ (DK/NO/SE 2020), da sie ein Statement im Kampf gegen die Klimakatastrophe setzen möchten. Wie sich „Ein Jahr voller Drama“ (EE 2019) mit den Besuchen von 224 Theateraufführungen in 365 Tagen auf das Leben einer jungen estnischen Frau auswirkt, zeigt der gleichnamige Film von Marta Pulk. Einzigartig ist darüber hinaus ein Studiengang an der berühmten Sibelius Academy in Helsinki. Der Film „Vor dem Orchester“ (FI 2020, Regie: Anna-Karin Grönroos) folgt drei Studierenden auf dem anspruchsvollen Weg zur professionellen Orchesterleitung.

Mitunter beleuchten die Filme im Dokumentarfilmprogramm zwei Seiten eines Themas oder eines Traumas. Liebe und Körperlichkeit verbinden die jungen, gegen den Schlankheitswahn streitenden, Frauen von „Fat Front“ (DK/NO/SE 2019, Regie: Louise Detlefsen und Louise Unmack Kjeldsen) mit den Senior:innen in „Hymne an die Liebe“ (FI 2020) von Anu Kuivalainen, die im Film über ihr Liebesleben in der Vergangenheit sowie über Bedürfnisse der Gegenwart sprechen. Verschiedene Aspekte der Bewältigung von Trauer und Verlust betrachten die Filme „Auf Augenhöhe“ (FI 2020) von John Webster und „Hinter den Wolken“ (DK 2020) von Katrine Philp. Währenddessen auf Erden“ (SE 2020) von Carl Olsson dokumentiert in sachlich distanzierten Bildern die Arbeit von Menschen in der Bestattungsbranche, für die der Umgang mit Toten etwas Alltägliches ist. 

Der Blick auf unterschiedliche Lebensgeschichten sowie Ereignisse in der Vergangenheit, die bis heute Lebensrealitäten prägen, greift nicht nur Regisseurin Elina Talvensaari in „Zeit einer Frau“ (FI 2019) auf. Sie rekonstruiert mit Bildern und Dokumenten das Leben ihrer verstorbenen Vormieterin, das fast 100 Jahre währte. Dem Leben entgegen – Kindertransporte nach Schweden (SE/AT 2019, Regie Gülseren Şengezer) stellt vier jüdische Menschen vor, die durch Kindertransporte nach Schweden im Jahr 1939 vor dem nationalsozialistischen Terror gerettet wurden. Als autobiografischer Animationsfilm verknüpftMein liebster Krieg“ (NO/LV 2020) kunstvoll die Kindheitsgeschichte der Regisseurin Ilze Burkovska-Jacobsen mit der leidvollen Historie Lettlands zur Zeit des Kalten Krieges. Der Film ist, gemeinsam mit „Der Schornsteinsegler“ von Frédéric Schuld (Sektion Filmforum) Gegenstand der diesjährigen Masterclass „ANIMADOK: Das Unsichtbare sichtbar machen“, die als Videokonferenz am 06.11.20 stattfinden wird. Anmeldungen und Informationen über Sebastian Apel: sebastian.apel@nordische-filmtage.de. Ebenfalls zur Zeit des Kalten Krieges ereignet sich die Geschichte eines Seemanns aus Litauen, der im Jahr 1970 vor der amerikanischen Küste um politisches Asyl bittet und so zwischen die Fronten geriet, aufgearbeitet im Film „Der Sprung“ (LT/FR/LV 2020) von Giedrė Žickytė.

Das Leben und Wirken von faszinierenden Künstler:innen beleuchtet „The Animated Story of Jenny Lind“ (SE 2020, Regie Ditte Feuk), der die Lebensgeschichte der großen schwedischen Sängerin nachzeichnet, die im 19. Jahrhundert europaweit und in den USA verehrt wurde. Ebenso wie „Aalto“ (FI 2020, Regie: Virpi Suutari), welcher Leben und Werk des berühmten finnischen Architekten und Designers und seiner Ehefrauen Aino und Elissa betrachtet. Während „A Song Called Hate“ (IS 2020, Regie: Anna Hildur) zeigt, wie die isländische Band Hatari beim ESC 2019 mit einem politischen Statement für einen Eklat sorgte, präsentiert „Wie ein Gemälde von Eggert Pétursson“ (IS 2020, Regie: Gunnlaugur Þór Pálsson) einen faszinierenden isländischen Maler, der hierzulande noch zu entdecken ist.

Auf eine kulinarische Reise durch Island geht es mit Reiches Land - Tradition und Geschichte des Essens in Island“ (IS 2019) von Ásdís Thoroddsen, die mit „Ingalo im grünen Meer“ und „Wetterwechsel“ (beide Retrospektive) zwei weitere Filme zum diesjährigen Festivalprogramm beisteuert. Bei Hummersuppe und Kaffee wird sich schließlich in einem isländischen Hafenbistro in „Lobster Soup“ (ES/IS/LT 2020, Regie: Pepe Andreu und Rafael Molés) über die Kuriositäten und Probleme der Welt ausgetauscht. Eine wahre Schule für das Leben ist „Die Hausfrauenschule“ (IS 2020, Regie: Stefanía Thors). Hier lernt man nicht nur, wie man kocht und konserviert, sondern auch Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle.

25 der 26 Filme des Dokumentarfilmprogramms können online gestreamt werden. Der Vorverkauf für das Streaming-Angebot beginnt am 2. November um 13 Uhr auf der neu eingerichteten Streamingplattform nordische-filmtage.culturebase.org. Alle Filme werden zum Festivalstart ab 4. November bis zum 8. November 2020 freigeschaltet. Jeder Film kann innerhalb von 24 Stunden ab Betätigung des Play-Buttons angesehen werden. Berichte, Interviews und Filmtalks per Video zum diesjährigen Virtuellen Festival gibt es auf www.nordische-filmtage.de sowie auf den Social Media Kanälen Facebook, Instagram und Twitter/@nordicfilmdays und dem Youtube-Kanal.

Alle Pressebilder zu den Filmen der 62. Nordischen Filmtage Lübeck finden Sie hier.

 

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