Junge Festival-Blogger 2019

BEITRÄGE 2019

Interviews, Berichte und Kritiken - tägliche News rund ums Filmfestival

Die Jungen Festival-Blogger 2019 stellen sich vor

Acht Jugendliche schreiben Kritiken, drehen Videos, führen Interviews während der Nordischen Filmtage Lübeck. Sie werden unterstützt von Nadine Dietrich, langjährige Journalistin beim NDR. 18 Spielfilme und drei Kurzfilmblöcke warten auf sie - und euch!!! Ihre Videos findet ihr auch in der Playlist der Jungen Festival Blogger 2019 und bei den Lübecker Nachrichten.

 

 

"Feuer und Flamme", Regenbögen und Schmetterlinge ...

Der Eröffnungsfilm zeigt Romeo und Julia in Vergnügungsparks der 1940er Jahre

Sie fragt ihn: „Kannst du jonglieren?“ Er: „Ob ich jonglieren kann?!“ Beide kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen – sie reich, er arm - , aber beide sind in Vergnügungsparks aufgewachsen, die in den 1940er Jahren Holzzaun an Holzzaun in Stockholm standen. Eines Nachts jonglieren sie gemeinsam und spucken Feuer für finnische Waisenkinder. Damit zaubern sie den Kinder ein Lächeln ins Gesicht.

Deutsche Premiere in Lübeck von "Feuer und Flamme" Foto: Josefine

Aber ihre verfeindeten Familien Nilssen und Lindgren bekriegen sich ohne Rücksicht auf Verluste. Jeder möchte, dass sein Vergnügungspark groß rauskommt. In Anlehnung an Romeo und Julia verlieben sich Tochter Ninni und Sohn John der streitenden Familien ineinander. Mit allen Mitteln versuchen Teile der Familien die Beziehung des Liebespaares zu zerstören, was die beiden in tiefe Abgründe zwingt.

Besonders schön ist auch der Umgang mit Ninnis psychischer Erkrankung. Trotz mancher Situationen, in denen sie in schwarzen Löchern versinkt, hat der Film viele frohe und bunte Momente. Dadurch wird deutlich, dass Personen nur weil sie eine psychische Krankheit haben, nicht ihre Fähigkeiten und Träume verlieren. John räumt außerdem in einer romantischen Liebeserklärung, Ninnis Ängste, dass er sie wegen dieser Krankheit nicht liebt, aus dem Weg.

Der Film beinhaltet viele bewegende und berührende Szenen, die die Schauspieler sehr glaubwürdig und emotional verkörpern. Ob es das herbeigezauberte Lachen von Kindern oder eine gefühlvolle romantisch Szene ist, die Herzen der Zuschauer werden auf jeden Fall berührt. Mit Hilfe von Spezialeffekte werden die unterschiedlichen Stimmungen der Personen verbildlicht. Manche Szenen wirken durch diese Darstellung sogar beinahe märchenhaft.

Die schwedische Liebesgeschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Sie beinhaltet ausdrucksstarke Musik und Bilder, eine abwechslungsreiche Handlung, aufwendig gestaltete Drehorte sowie passende Kostüme. Alles in einem ist Feuer und Flamme also ein wirklich gut gelungener, bunter Film, den es sich lohnt anzuschauen.

Leonard (14) und Josefine (15)

Unser Video zum Eröffnungsfilm

Video von Niels (14) und Jakob (14)

Jeden Tag ein Video von uns bei den Lübecker Nachrichten!

Hier seht ihr, wie unser erstes Video hochgeladen wird!

 Video von Jakob (14)

Lucia und der Weihnachtsmann

Die Tochter vom Weihnachtsmann will Heilig Abend auch Geschenke verteilen. Das geht doch nicht, oder?

Ein Weihnachtsfilm über Gleichberechtigung. Lucia ist zwölf Jahre alt und die Tochter des Weihnachtsmannes. Sie möchte unbedingt in die Klasse der Jungs wechseln, denn nur dort lernt man die Tätigkeiten eines Weihnachtsmannes. Ihr als Mädchen ist das jedoch nicht gestattet. Es heißt ja schließlich Weihnachtsmann und nicht Weihnachtsfrau. Das sagt sogar ihr Vater.

Durch einen glücklichen Zufall bekommt sie doch noch die Chance ihr Können unter Beweis zu stellen. Sie muss dem Jungen Albert seinen größten Weihnachtswunsch erfüllen und seinen kranken Vater heilen.
Die Story ist teils wirklich gut gelungen, da sie originell und anders als gewöhnliche Weihnachtsfilme ist. Unwahrscheinliche Zufälle oder Szenen, die objektiv betrachtet keinen Sinn ergeben, machen das Ganze jedoch etwas unglaubwürdig. In dem Film sind viele kleine Gags eingebaut, die für Kinder allem Anschein nach sehr lustig sein müssen, denn im Kino wurde mehrmals laut gelacht.
Dass es in einem Kinderfilm hauptsächlich um Gleichberechtigung geht, gefällt mir sehr gut. Der Regisseur hat es geschafft, das Thema einfach und kindgerecht rüberzubringen. Empfohlen wird der Film ab acht Jahren, was meiner Meinung nach eine angemessene Altersbegrenzung ist. Für jüngere Kinder könnte der Film zu spannend sein und wesentlich ältere mögen den kindlichen Humor einfach nicht mehr.
,,Lucia und der Weihnachtsmann“ ist ein toller, spannender, aber auch lehrreicher Familienfilm, bei dem Weihnachtsstimmung auch schon im Herbst aufkommt.

Leonard (14)

Gooseboy

Junge fliegt mit Gans - aber 2019 ganz anders als im Märchen Nils Holgerson

Jakob, Mimmi und die sprechenden Hunde

Ein schöner Zeichentrickfilm, der davon handelt, dass "neu und modern" nicht gleich "gut und schön" ist

Wenn man den Titel liest, mutet „Jakob, Mimmi und die sprechenden Hunde“ des lettischen Regisseurs Edmunds Jansons an, wie jeder Kinderfilm sonst: Irgendwelche niedlichen Kindernamen und Tiere, die sprechen können. Doch dieser Zeichentrickfilm ist anders. Nicht nur besinnt er sich auf die Kunst des ​Zeichentrickfilms zurück und erschafft so Bilder, die sich von Disneyanmimationsfilmen deutlich abheben, sondern er vermittelt auch aktuelle politische Themen und lässt sie den Zuschauer mit Kinderaugen betrachten.



Die Handlung entspricht dabei auf den ersten Blick einem klassischen Klein-gegen-Groß und Gut-gegen-Böse Schema: Jakob, der gerne genauso wie sein vielbeschäftigter Vater Architekt werden würde, muss eine Woche bei seinem Onkel und seiner Cousine Mimmi in dem Riga Vorort Maskačka verbringen. Das gefällt sowohl Jakob, als auch Mimmi zunächst gar nicht. Doch als ein Wolkenkratzer genau da, wo Mimmis Baumhaus steht, gebaut werden soll, rücken die beiden und ein Rudel sprechender Hunde zusammen, um den Abriss zu verhindern.

Im Kampf gegen einen mysteriösen Großinvestoren geht es nicht nur um Familie und Freundschaft, sondern es werden auch auf kindlich-einfache und gerade dadurch so einprägsame Art und Weise aktuelle gesellschaftliche und politische Fragen gestellt – und beantwortet. Gentrifizierung, Armut, Vatersein, Umweltschutz und Artenvielfalt sind alles Themen, die behandelt werden, jedoch einfach und ohne große, komplizierte Worte. Er diskutiert diese Themen wie sie ein Kind diskutieren würde und gerade dadurch wird auch dem erwachsenen Zuschauer klar: Manchmal muss man einfach das richtige tun. Hierbei wird das klassische Schwarz-Weiß-Schema durchbrochen, denn niemand in diesem FIlm ist wirklich und wahrhaftig böse. Zum Beispiel arbeitet Jakobs Onkel, der seinen eigentlichen Beruf als Pirat nicht mehr ausüben kann, als Nachtwächter bei der Baustelle im Park. Nicht weil er böse ist, sondern weil er eben einen Job braucht. Dies ist erfrischend anders und macht alle Figuren und ihre Motive vielschichtiger.

Eine weiterer Punkt, der auffällt ist das Unverständnis der Erwachsenen gegenüber dem Aktionismus und dem Optimismus von Mimmi. Als sie um Hilfe bittet die Bäume im Park zu schützen bekommt sie Antworten wie “So ist eben der Lauf der Zeit”, “Du kannst doch eh nichts mehr ändern” oder “Das alles heißt Fortschritt” - Zitate, die jungen Klimaaktivisten nur allzu bekannt vorkommen. Neben ausgezeichneter Ton- und Zeichentechnik, die man entweder hasst oder liebt, fällt eins schlussendlich besonders auf: Manchmal muss man eben komplexe Fragen aus den Augen eines Kindes sehen, um zu verstehen, wie einfach Dinge in ihrer Komplexität sein können. Alles in allem ein schöner, farbenfroher, liebevoller Film, der neben einer schönen Geschichte für Kinder wichtige Botschaften an Jung und Alt vermittelt und damit zur Zeiten von ​Fridays For Future am Puls der Zeit ist.

Martha (17)

Sune vs Sune

Ein Name, zwei Jungs, viel Ärger - und Spaß fürs Publikum!

 

Ins Land der Träume

Ein Roma-Mädchen aus Rumänien findet keinen Platz für sich in der schwedischen Provinz

Taiki

Noch ein Video-Gamer mit Tier ... diesmal führt ein Wolf einen Jungen durch Schwedens Wildnis

 Der höchste Sieg

 Stumm, aber nicht lautlos: Lübecker Schüler vertonen Stummfilm von 1928

Reconstructing Utoya

Das Attentat auf der norwegischen Insel nachgestellst wie in Thomas Vinterbergs "Dogville"

Um eins vorweg zu nehmen: dieser Film ist kein Kinder- und Jugendfilm! Er macht zu keiner Sekunde Spaß anzusehen. Er bedrückt, macht einen fertig und zeigt, dass alles, was man glaubte über den Terroranschlag vom 22. Juli2011 zu wissen, eigentlich nichts bedeutet. Denn das, was man weiß ist meistens, dass ein Rechtsextremist 69 Teenager in 70 Minuten auf der norwegischen Insel Utoya tötete. Die Berichterstattung der Medien konzentriert sich damals wie heute auf ihn und auf die Frage: Wiekann ein Mensch so etwas tun? Und warum? Beides sind Fragen, die Reconstructing ​Utøya​ nichtnur nicht stellt, sondern sich auch weigert sie zu stellen. Denn diese Fragen würde bedeuten sichwieder mit dem Täter als Person und nicht etwa der Tat auseinanderzusetzen. Hier geht es eben nicht um den Täter.
Es geht um die Überlebenden und die Toten. Hierfür nutzt der schwedische Regisseur ​Carl Javér ​ein für Filme besonderes Mittel: das der Rekonstruktion. Gemeinsam mit ​Rakel, Mohammed, Jenny und Torje, die alle den 22. Juli überlebt haben,​ und zwölf norwegischen Jugendlichen stellt er sehr abstrahiert in einem Filmstudio mit weißem Klebeband die Ereignisse aus Sicht der Überlebenden nach. Besonders ist dieses Mittel, weil es sowohl von Zuschauern, als auch von den im Film Handelnden eine Menge Vorstellungsvermögen fordert. Javér ​macht die vier Überlebenden zu den Herrschern ihrer eigenen Geschichte und nicht zu den Opfern eines Täters. Er gibt ihnen die Macht, die Ereignisse, die sie erlebt haben, so zu erzählen,wie sie es wollen, und zwingt den Zuschauer sich auf sie einzulassen. Selbst die Geräusche der Schüsse werden von jedem von ihnen anders dargestellt.
Gerade durch diese Abstraktion rückt einem die jeweilige Geschichte noch näher. Denn neben dem Horror der Ereignisse wird klar, dass dieser Horror das Leben dieser vier Jugendlichen maßgeblich beeinflusst. Wenn Torje über seinen Bruder erzählt, der fast gestorben wäre, Jenny über das Wiedersehen mit ihrem Freund, den sie verloren glaubte, Mohammed darüber nachdenkt, was er hätte verändern können, und Rakel eine Freundin anruft und fragt, ob sie von ihr erzählen darf, dann kann man als Zuschauer erahnen, dass man nie auch nur ansatzweise das Grauen dieses Tages nachfühlen werden kann. Und gerade dadurch wird dieser noch deutlicher und einprägsamer.
Reconstructing ​Utøya​ tut gerade durch die Nüchternheit seiner Bilder weh. Er emotionalisiert die Ereignisse nicht, sondern berichtet über die Emotionen, die die Ereignisse ausgelöst haben. E sgeht um Erkenntnis und nicht darum, sich in die Überlebenden hinein zu fühlen, weil der Film anerkennt, dass das nahezu unmöglich ist. Niemand, der nicht auf Utoya war, wird nachfühlen können, wie sich die Überlebenden fühlen. Doch wer "Reconstructing Utoya" sieht, wird erkennen, wie grausam und zerstörerisch der Terrorakt war, etwas, was man nie erkennen wird, wenn man sich nur mit dem Terroristen auseinandersetzt.
Martha (17)
 

Eias Abenteuer im Eulenwald

Für den estnischen Film gab es eine "lobende Erwähnung" von der Kinderjury der 61. Nordischen Filmtag Lübeck

Eias Eltern haben wenig Zeit für sie. Immer müssen sie arbeiten und dann bekommt sie nicht mal einen Hund, mit dem sie ihre Zeit verbringen könnte. Eigentlich wollten sie und ihre Mutter wenigstens die Ferien gemeinsam verbringen, doch Eias Mutter muss für eine verletze Kollegin einspringen. Weil sonst niemand auf sie aufpassen kann, muss Eia die Ferien bei einem alten Mann namens Ott verbringen, der im sogenannten Eulenwald lebt. Zuerst ist sie traurig, dass der geplante Urlaub nicht statt findet, aber im schneebedeckten Eulenwald sind alle so nett zu ihr, dass es ihr dort sofort total gut gefällt. Mit Laurits und Moorits backt sie Kekse, mit Jete geht sie in den Wald, um Tiere zu fotografieren und alle zusammen gehen sie Schlittschuhlaufen. Je länger Eia dort ist, desto mehr fällt ihr auf, dass in dem Wald längst nicht alles so perfekt ist wie es scheint.
Ein Nachbar, dem ein Teil des Waldes gehört, möchte das ganze Gebiet abholzen. Eines Tages sieht Eia im Wald eine Eule, die sie noch nie zuvor gesehen hat. Sie fängt direkt an sie zu zeichnen und zeigt das Bild den anderen. Ott, der sich besonders für Vögel interessiert, fällt sofort auf, dass es sich hierbei um eine eine geschützte Eulenart handelt, die vom Aussterben bedroht ist. Könnte das vielleicht die Lösung des Problems sein?
Das Schönste an dem Film sind die vielen Aufnahmen der Schneelandschaft und der Tiere, die dort leben. Auch die Story wird nie langweilig. Der Film kommt aus Estland, dort ist die Rodung der Wälder ein akutes Problem, was einer der Hauptgründe für das Drehen dieses Filmes war. Die Regisseurin Anu Aun möchte Kinder darauf aufmerksam machen, dass in einem Wald viele Tiere leben und, dass man Bäume nicht einfach, ohne darüber nachzudenken, fällen kann. Neben dieser wichtigen Botschaft ist der Film trotzdem noch lustig und gerade für Kinder wirklich schön. Obwohl es ein Kinderfilm ist, kann man ihn auch als Jugendlicher anschauen, ohne sich zu langweilen. Ein toller Film für die ganze Familie.
Leonard (14)

Das sagen Kino-Fans zu den 61. Nordischen Filmtagen Lübeck

Bille

Eine lettische Kindheit in Armut in den 1930er Jahren

Das Mädchen Bille wächst in ärmlichen Verhältnissen in Lettland auf. Ihre Mutter ist durch einen Unfall arbeitsunfähig, ihr Vater ist Fabrikarbeiter und bekommt nur einen geringen Lohn, von dem er außerdem einen Großteil für Alkohol ausgibt. Außerdem häufen sich immer mehr und neue Schulden an. Schließlich kann die Familie sich kaum noch über Wasser halten und muss ein Zimmer ihrer kleinen Wohnung untervermieten. Irgendwie schaffen es Billes Eltern, ihr trotz Armut Klavierunterricht zu ermöglichen. Dieser ist für Bille die Chance, die ärmlichen Verhältnisse endlich hinter sich zu lassen…


Grandiose Schauspieler, die ihre Rollen glaubwürdig verkörpern, passende Filmmusik und vor allem die fesselnde Geschichte ermöglichen es den Kinobesuchern, für anderthalb Stunden in die Zeit der dreißiger Jahre und das bittere Leben einer lettischen Familie einzutauchen. Eine klare Empfehlung für diejenigen, die sich für Geschichte und soziale Unterschiede in der Gesellschaft interessieren!

Kolja (16)

Das wars! Die 61. Nordischen Filmtage Lübeck aus Sicht der Jungen Festival Blogger