Das Filmforum bei den 61. Nordischen Filmtagen Lübeck: Geschichten des Lebens und gelebte Geschichte

Lübeck, 23.10.19 - Das „Filmforum“ ist seit über 30 Jahren die Plattform für den norddeutschen Film bei den Nordischen Filmtagen Lübeck. Während der 61. Ausgabe des Festivals (29.10. bis 03.11.19) werden insgesamt 44 Spiel-, Dokumentar und Kurzfilme in der Sektion präsentiert. Im Programm sind zum einen außergewöhnliche Dokumentar- und Spielfilme von jungen Nachwuchsfilmemacher:innen als auch Werke von renommierten Regisseur:innen, die mit neuen Stoffen begeistern. Dabei folgen viele Filme den Spuren des Vergangenen, widmen sich der Geschichtsaufarbeitung oder auch Familiengeschichten, bis hin zum heiteren Weihnachtsfilm für die ganze Familie.

„Das norddeutsche Filmschaffen ist sehr vielseitig und birgt immer wieder spannende Highlights und Perspektiven – das spiegelt sich auch im Programm. Jeder Film findet für sich seine Form, um uns Einblicke in die Lebenswelten der Protagonist:innen zu gewähren, die Spuren der Vergangenheit aufzudecken oder auch einen Blick in die Zukunft zu richten“, resümiert die Kuratorin der Sektion Filmforum Lili Hartwig.

Zwei Spielfilme des Filmforums haben in diesem Jahr zudem Chancen auf den im letzten Jahr neu eingeführten und mit 7.500 Euro dotierten „Preis des Freundeskreises für das beste Spielfilmdebüt“. „Coup“ von Sven O. Hill beruht auf wahren Begebenheiten und erzählt u.a. mit Rocko Schamoni in der Rolle eines Rechtsanwalts die Geschichte eines bisher unbekannten Bankbetrugs in den 1980er Jahren. In Sarah Winkenstettes Debütfilm „Zu weit weg“ wird der Verlust von Heimat thematisiert. Der 12-Jährige Ben muss mit seiner Familie in die nächstgrößere Stadt umziehen, da sein Heimatdorf einem riesigen Braunkohletagebau weichen soll. Tariq, Bens neuer Mitschüler, ist Flüchtling aus Syrien. Sarah Winkenstette verbindet die Tatsache, dass sie beide ihre Heimat verloren haben und sich in einem neuen Umfeld zurechtfinden müssen. In einer Vorführung wird der Film mit Audiodeskription zu sehen sein.

Neben Erstlingswerken sind in diesem Jahr auch wieder bekannte Regisseur:innen vertreten, die vor allem auch in Norddeutschland wirken. Kathrin Gebbe feierte 2013 in Cannes ihr Spielfilmdebüt, in Lübeck wird dieses Jahr ihr Film „Pelikanblut“ über eine Adoptivtochter, die das Leben einer Familie durcheinander bringt, zu sehen sein. Exzellent besetzt mit Nina Hoss in der Hauptrolle, wurde der Film beim diesjährigen Filmfestival in Venedig uraufgeführt. Ebenfalls wird Lars-Gunnar Lotz mit seinem Krimidrama „Tage des letzten Schnees“ bei den Filmtagen vertreten sein. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jan Costin Wagner offenbart sich ein fatales Beziehungsgeflecht, das Menschen, die ursprünglich nichts miteinander verbunden hat, schicksalhaft zusammenführt. Kein Unbekannter ist auch Regisseur André Erkau in Lübeck. Seine romantische Weihnachtskomödie „Auf einmal war es Liebe“ mit Kostja Uhlmann, Kim Riedle, Johannes Allmayer und Julia Hartmann in tragenden Rollen, wird bei den 61. Nordischen Filmtagen Lübeck ihre Weltpremiere feiern. Auf dem Sprung zur großen Filmkarriere ist Regisseurin Christin Freitag aus Grevesmühlen. Ihr dokumentarischer Abschlussfilm „Let the Bell Ring“ wirft einen Blick hinter die Kulissen der Amateur-Box-Ringe Kaliforniens. Die klassische Heldenreise eines Boxers wird zu einem intimen Generationenporträt über erste und letzte Hoffnungen, Einsamkeit, Familie und Sehnsucht.

Die Dokumentarfilme im Filmforum setzen sich unter anderem mit historischen Persönlichkeiten wie der wenig bekannten Vorreiterin der abstrakten Malerei, der schwedischen Künstlerin Hilma af Klint („Jenseits des Sichtbaren – Hilma af Klint“) oder dem Einsiedler und Exzentriker Ernst Otto Carl Grassmé („Freistaat Mittelpunkt“) auseinander. Dass Landwirtschaft im norddeutschen Raum ein wichtiges Thema ist, manifestiert sich in den dokumentarischen Beiträgen An der Bruchkante – Imker in Mecklenburg“ und „Born for Korn“. Auch die Aufarbeitung von Geschichte und weltpolitischen Zusammenhängen spielt eine große Rolle in der Sektion. Der Film „Das Kolonialinstitut“ rekonstruiert die Geschichte des gleichnamigen Instituts, das als direkter Vorläufer der Universität Hamburg 1909 gegründet wurde, um den Kolonialismus auf eine „wissenschaftliche“ Basis zu stellen und somit zu verfestigen. „Fortschritt im Tal der Ahnungslosen“ erzählt zwischen Melancholie und Absurdität von einem geteilten Heimatverlust syrischer Asylbewerber und ehemaliger DDR Werksarbeiter:innen. In „Homs und ich“ dokumentiert der 23-jährige Sulaiman Tadmory sein Leben in der belagerten syrischen Stadt Homs. Aus Tagen werden Wochen, aus Wochen Monate. Das Essen ist knapp, seine Familie nur wenige hundert Meter entfernt und doch unerreichbar. Mit der Angst als ständigen Begleiter zeigt er in eindringlichen Bildern den Alltag der Menschen inmitten des Krieges.

Zusammenhänge ausgehend vom Kleinen zum Großen zu betrachten, ist eine immer wiederkehrende Thematik bei den Beiträgen des Filmforums. So erzählt Katzenjammer Kauderwelsch“ die Biographie der beiden Dirks Brüder aus Heide in Holstein, die im 19. Jahrhundert in die USA auswanderten und mit ihren Zeichnungen Comicgeschichte schrieben. Der Dokumentarfilm von Martina Fluck wird in Lübeck seine Weltpremiere feiern. The Hidden City“ entführt die Zuschauer:innen in die Parallelwelt einer europäischen Großstadt und gewährt Einblicke in dunkle Tunnel, feuchte Kanäle, Versorgungsschächte und Lüftungen, eine Infrastruktur, die nahezu unbemerkt vom Leben an der Oberfläche einen essenziellen Dienst für die moderne Gesellschaft leistet. Die bildgewaltige Dokumentation „Olanda“ widmet sich wiederum, ausgehend von rumänischen Pilzsammlern, der Geschichte hinter Pilzprodukten im Supermarkt. 

Komplettiert wird das Filmforum mit Kurzfilmprogrammen, dabei ist auch ein dokumentarisches. In diesen Filmen wird unter anderem hinter die Kulissen besonderer Orte geschaut, wie beispielsweise in ein Arbeitsamt in Ludwigslust oder auf das bunte Treiben auf einem Minigolfplatz bei Bad Oldesloe. Die Kurzfilme der Sektion nehmen auch am Wettbewerb um den mit 5.000 Euro dotierten CineStar-Preis teil. Dieser wird seit 2012 von der CineStar Gruppe ausgelobt und am 2. November 2019 bei der Filmpreisnacht der 61. Nordischen Filmtage Lübeck vergeben.

Eine Übersicht über das komplette Filmforum-Programm finden Sie hier.

Pressefotos zu den Filmen des Programms gibt es zum Download sowie alle Informationen zum Festival unter www.nordische-filmtage.de oder als News auch auf den Social-Media-Kanälen Facebook, Twitter und Instagram/nordicfilmdays. Das gesamte Programm sowie weitere Informationen zu den Filmen mit allen Vorführzeiten können ebenfalls auf der Festivalhomepage eingesehen werden. Der Kartenvorverkauf beginnt am 26. Oktober um 15.00 Uhr im CineStar Filmpalast Stadthalle und online über die Festival Webseite und www.cinestar.de

 

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Nordische Filmtage Lübeck

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