Das Programm des Filmforums der Nordischen Filmtage: Bewegende Filme für bewegte Zeiten – Masterclass Dokumentarfilm „Perspektivwechsel“

Lübeck, 18.10.16 - Im Programm des Filmforums der diesjährigen 58. Nordischen Filmtage Lübeck (02.-06.11.16) stehen Wendepunkte – persönliche und gesellschaftliche Veränderungen – im Fokus vieler Beiträge. 
Nicht nur in den drei beeindruckenden Spielfilmdebüts „Das Staubtuch” der türkischen Regisseurin Ahu Öztürk, den sie mit Unterstützung der Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein realisierte, „Wir sind die Flut”, einem zum Teil auf Pellworm gedrehten Sci-Fi-Drama mit Max Mauff und „Fado”, einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte, die der in Lübeck geborene Jonas Rothlaender inszeniert hat. Menschen am Scheideweg bestimmen auch „Die Hände meiner Mutter”, letzter Teil der Trilogie, die Florian Eichinger über Gewalt in Familien gedreht hat und den Krimi „Mörderische Stille”, prominent besetzt mit Jan Josef Liefers als Ermittler, dessen Mordfall mit ungestraften Kriegsverbrechen zusammenhängt.  

In den Dokumentarfilmen wird das Thema Migration unter ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten differenziert betrachtet: „Alles gut” begleitet Flüchtlingskinder und ihre Betreuer über ein Jahr. „Deportation Class” macht deutlich, welche Schrecken sich hinter dem Begriff „sicheres Herkunftsland” verstecken können. „Luise & Mohamed – Aufbruch nach Algier” zeigt dagegen, was es bedeutet, als Deutsche in ein muslimisches Land zu gehen. In „Vom Wir zum Ich” reflektiert ein Filmkollektiv aus Newcastle die gesellschaftliche Umwälzung, die die deutsche Wiedervereinigung auslöste und der Doku-Krimi „Die Luther-Matrix”, findet einen raffinierten Dreh, um zu zeigen, wie aktuell die Thesen des Reformators heute noch sind. Und eine Umwälzung ganz anderer Art zeigt Antje Hubert in „Von Bananenbäumen träumen” über eine Dorfgemeinschaft, die mit innovativen Ideen der schleichenden Landflucht trotzt.

Um große Leidenschaft, sehr schräge Töne und trügerische Selbstwahrnehmung dreht sich der Dokumentarfilm „Die Florence Foster Jenkins Story” über die schlechteste und zugleich amüsanteste Sängerin aller Zeiten, die Anfang der 1920-Jahre in New York für Furore sorgte. Zur Lübecker Premiere kommen die Produzentin, Krimi-Legende Donna Leon, die Hauptdarstellerin, US-Opernstar Joyce DiDonato und der Regisseur Ralf Pleger in die Hansestadt. 

Mit „Kurz und dramatisch“, „Best of Filmschools“ und „Freistil Doks“ zeigt das Filmforum außerdem ausgewählte Kurzfilme in drei beliebten Programmblöcken. In diesem Jahr ist auch erstmals die FH Lübeck mit dem Kurzfilm „Irgendwo Zuhause” von Thorben Wolkowski vertreten. Die Produktionen sind in der Auswahl für den CineStar-Preis, dotiert mit 3.000 Euro, den die CineStar Gruppe seit 2012 stiftet.

Das Filmforum feiert darüber hinaus ein Jubiläum: 10 Jahre Hörfilm bei den Nordischen Filmtagen Lübeck! Bilder werden „hörbar“ gemacht, unddadurchblinden und sehbehinderten Menschen die Chance gegeben, am Kinogenuss teilzuhaben. Möglich wird dies durch die Leistung der Hörfilmautoren, die die Bilder beschreiben, ihre Stimmung vermitteln und so einen Gesamteindruck erschaffen. Seit zehn Jahren präsentiert das Filmforum – immer am Samstagvormittag des Festivals – zwei Produktionen des NDR mit Audiodeskription vor stets ausverkauftem Haus. In diesem Jahr einen brandneuen „Polizeiruf 110 – Angst heiligt die Mittel” aus Rostock als Preview und den Polit-Thriller „Die vierte Gewalt” mit Benno Fürmann und Franziska Weisz. Das besondere Angebot wird in dieser Form seit 2012 ermöglicht durch die Unterstützung und enge Zusammenarbeit mit dem Verein Andersicht, insbesondere dem Vorsitzenden Jürgen Trinkus und der Filmbeschreiberin Hela Michalski, dem Norddeutschen Rundfunk, für den Karen Matthiesen die Filme betreut, und seit 2014 der Firma Sennheiser: CinemaConnect, die die Technik beisteuert.

Auch in diesem Jahr kuratieren die Nordischen Filmtage Lübeck eine Master Class zum Thema Dokumentarfilm, die am Freitag, 4. 11.16 um 11.30 Uhr im DGB Haus in Lübeck stattfindet.. Unter dem Titel „Perspektivwechsel” sprechen die Regisseure des preisgekrönten Films „Les Sauteurs“ (Those Who Jump) über den besonderen Ansatz an ihren Film. Als die Regisseure Moritz Siebert und Estephan Wagner mit der Arbeit an ihrem Film über Flüchtende am Grenzzaum der spanischen Exklave Melilla in Nordafrika beginnen, ist es für sie entscheidend, dass der Film vorbehaltlos die Perspektive ihrer Protagonisten einnimmt und nicht „über” sie berichtet. Anfangs arbeitet der aus Mali kommende Abou Bakar Sidibé als Kameramann, wird aber bald zum Protagonisten und schließlich zum Co-Regisseur des Films. Die drei Filmemacher präsentieren persönlich die Entstehungsgeschichte ihrer außergewöhnlichen Zusammenarbeit.

Die Master Class findet in Kooperation mit der Filmwerkstatt Kiel und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB-Region Schleswig-Holstein Südost) statt. Seit 35 Jahren vergeben die ansässigen Lübecker Gewerkschaften den Dokumentarfilmpreis der Nordischen Filmtage Lübeck. „Les Sauteurs“ wird am 03. und 04.11.16 beim Festival zu sehen sein.

Master Class „Perspektivwechsel“

Freitag, 4.11. um 11.30 Uhr, DGB-Haus, Holstentorplatz 1, Lübeck

Teilnahme für Dokumentarfilmer/Filmstudenten nach Anmeldung bis 24.10.16 an: masterclass@filmtage.luebeck.de

Weitere Informationen zu den Nordischen Filmtagen Lübeck: www.filmtage.luebeck.de, Facebook/Twitter/Instagram: nordicfilmdays

 

Kontakt Filmforum/Masterclass:

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Leitung Filmforum, Nordische Filmtage Lübeck
Tel. +49 451 122 7571
mobil: 0179 / 652 15 76
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