Kinderträume und Jugendsünden – Das Kinder- und Jugendfilmprogramm der 58. Nordischen Filmtage Lübeck

Lübeck, 13.10.16 - Schauplätze der diesjährigen Jugendfilme bei den 58. Nordischen Filmtagen Lübeck sind die Graffitiszene einer dänischen Vorstadt in den frühen 1990er Jahren, ländliche Tristesse in der lettischen Provinz, die Weiten der südlichen Tundra und die scheinbare Unendlichkeit eines schwedischen Sommers. Dem gegenüber steht ein Filmprogramm für Kinder, das so umfangreich und stark ist wie schon lange nicht mehr mit insgesamt acht Filmen für die Altersgruppe bis 12 Jahre.

Vom 2. bis 6. November 2016 während der Nordischen Filmtage erzählen die Filme im Kinder- und Jugendfilmprogramm sowohl von großen Träumen als auch von Ausgrenzung, Scham, Wut und Einsamkeit. Brisante Themen wie Mobbing bilden einen Fokus der diesjährigen Filmauswahl. Mit „Face to Face“ ist dem Isländer Bragi Thor Hinriksson, der wie viele weitere Regisseure beim Festival zu Gast sein wird, ein sensibler Film über Mobbing gelungen, der dieses ernste Thema kindgerecht aufarbeitet. Der Film feiert bei den Nordischen Filmtagen Lübeck seine deutsche Premiere.

Mobbing wird auch in der schwedischen Jugendserie „#Hashtag“ von Anders Hazelius thematisiert, der ersten Serie überhaupt im Filmtage Kinder- und Jugendprogramm. „Selfie machen, posten, sharen, liken!“ ist die Lieblingsbeschäftigung der Mädchen an Maryams Schule. Auch sie möchte dazu gehören, doch sie hat keine Chance bei der Clique. Angelehnt ist der Film an die „Instagram Unruhen“ in Göteborg im Jahr 2012. Einer modernen Art von Cybermobbing in dramatischen Szenen widmet sich der schwedische Teenage-Thriller „Alena“. Auch dieser Film (Regie: Daniel di Grado) wird zum ersten Mal in Deutschland vorgeführt.

Am 2. November stellt die Schwedin Suzanne Osten ihren Film „Mädchen, Mutter und Dämonen“ persönlich in Lübeck vor, er handelt von der psychischen Erkrankung eines Elternteils bei einer Achtjährigen. Von schwierigen Elternbeziehungen und Krisen jugendlicher Freundschaft erzählt der dänische Film „Anti“, ebenfalls eine deutsche Erstaufführung. Der Plot spielt im Jahr 1991 als Simon sich der Graffitiszene aus Kopenhagen anschließt, die auf sein künstlerisches Talent aufmerksam wird, ihn jedoch gleichzeitig in arge Bedrängnis bringt. Ein Film, für den schon eine sehr starke Nachfrage im diesjährigen Schulkino besteht, ist das stark gespielte und einfühlsame Drama „Eins-Zwei-Drei-Los!“ von Barbara Topsøe-Rothenborg über eine wahre, aber unmögliche Liebe zwischen dem jungen Sportler Jeppe und Cecilie, bei der Krebs festgestellt wurde. Trotz des schweren Themas ist der Regisseurin ein lebensbejahender, heller Film gelungen.

Identitätssuche thematisiert der Dokumentarfilm „Die Flüsterer“, dieses Genre ist auch erstmalig im Kinder- und Jugendfilmprogramm der Filmtage zu sehen. Der Film über die junge Sami Ellen-Sara aus Norwegen zeigt sie als Beobachterin zwischen zwei Welten und Kulturen, ihre Gemeinsamkeiten und Gegensätze, und folgt ihr in diesem facettenreichen Coming-of-Age-Film bis in die USA. Ein gelungener Hybridfilm mit Handybildern, animierten Szenen und fantastischen Naturaufnahmen, für junge und erwachsene Zuschauer empfohlen.

Für kleinere Kinder wirbeln in Rasmus A. Sivertsens actionreichem Stop-Motion-Animationsfilm Solan und Ludvig – Das große Käserennen“, ausgesprochen liebenswerte Charaktere über die Leinwand. Liebevoll ist auch der ulkige, bunt kostümierte Troll aus „Rölli und das Geheimnis vom Anfang aller Zeiten“ von Taavi Vartia, den in Finnland jedes Kind (und jeder Erwachsene) aus dem Kinderprogramm oder von Hörspielen kennt. In einer internationalen Premiere läuft der Film „Gilberts grausame Rache“. In dieser herrlich unkorrekten Komödie der norwegischen Regisseurin Hanne Larsen stehen sich der junge Ei-Allergiker Gilbert und seine fiese Tante Doris gegenüber. Neben frechen, sympathischen Jungen wie Gilbert, dem 6-jährigen „Villads aus Valby“ oder dem charmanten Klassenkasper Iqbal aus „Iqbal und die Geheimrezeptur“, sind es mutige Mädchencharaktere, die in den diesjährigen Filmen präsent  sind.

Starke junge Frauen spielen auch in den drei Kurzfilmprogrammen, besonders in dem für Jugendliche mit dem Titel „Liebe und Kampf“, eine große Rolle. Mit „Lulus erstes Mal“ gelingt der 20-jährigen Tone Ottilie aus Dänemark ein eindringlicher Kurzfilm. Die junge Regisseurin war bereits im Rahmen des Filmtage Jugendprojekts „Young Nordic Filmmakers“ beim Festival 2015 aktiv, ihr Film ist momentan für den dänischen Filmpreis nominiert. Ein sehr positives Beispiel für gute Nachwuchsarbeit.

Die „Young Nordic Filmmakers“, sechzehn Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren aus Deutschland, Dänemark, Finnland und Norwegen, entwickeln und drehen auch dieses Jahr an sieben Tagen gemeinsam Kurz-Dokumentarfilme nach eigenen Scripts. In Workshops lernen sie die nötigen Grundlagen und erste vorberufliche, interkulturelle Erfahrungen in der Filmbranche kennen. Außerdem stehen ihnen professionelle Filmemacher, die ihre Arbeiten auf dem Festival präsentieren, als Mentoren zur Verfügung. Die fertigen Filme werden am Sonntag, 6. November, um 11:30 Uhr im CineStar 1 präsentiert, der Eintritt ist frei. Erweitert wurde das Projekt in diesem Jahr durch die Teilnahme der Jugendlichen am Filmfestival in Tromsø im Januar 2017, dort geht es darum, Kurzspielfilme zu realisieren. Realisiert wird das Projekt mit freundlicher Unterstützung durch Erasmus+ in Zusammenarbeit mit der norwegischen Agentur Aktiv Ungdom, NORDEN – dem Kulturfond des Nordischen Rates und NORDBUKk – Nordic Committee for Children and Young People, des Studentenwerks Schleswig-Holstein der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie des Bundesverbands Jugend und Film e.V. (BJF) - gefördert aus Mitteln der Europäischen Union.

Traditionell ist auch wieder eine Gruppe von Jugendlichen als „Junge Festival-Blogger“ auf dem Festival unterwegs, um erste journalistische Erfahrungen zu sammeln, Gäste zu interviewen und Filmkritiken zu schreiben, die sowohl auf den Online-Seiten des Medienpartners Lübecker Nachrichten als auch auf der Festival Homepage abgedruckt werden.

Die Kinderjury 2016 besteht aus vier Kindern von 10 bis 12 Jahren, die dieses Jahr wieder die Aufgabe haben, die Kinderfilme des Festivals zu sichten und daraus den besten Film zu wählen. Der Preis der Kinderjury wird vom Radisson Blu Senator Hotel gestiftet und ist mit 5.000 € dotiert.

Das Kinder- und Jugendfilmprogramm mit allen Vorführzeiten steht, wie auch das Gesamtprogramm des Festivals, ab 21. Oktober 2016 online auf der Festival Homepage. Der VVK der Filmtage beginnt am 29. Oktober um 15 Uhr. Weitere Informationen unter www.filmtage.luebeck.de sowie facebook/ twitter/instagram.com/nordicfilmdays.

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