Junge Festival-Blogger / Artikel

Junge Festival-Blogger

Teilgenommen am Projekt haben dieses Jahr unter der Leitung von Torben Brinkema:

Magdalena Giesen (13), Janna Klabunde (14), Kaja Herion (14), David Bruce-Boye (13), Lina Kahle (15), Louis Strelow (14), Clara Ipsen (14), Hennes Tietz (15), Paul Pahlke (13) und Tobias Lehmann (17)

Das Foto zeigt die Jungen Festival-Blogger 2015 beim Vorbereitungs Workshop, aufgenommen von Torben Brinkema

 Junge Festival-Blogger 2015

Kinder- und Jugendfilme

Viel Knete für Jugendliche

Kurzfilm: Entfremdung / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Janna Klabunde, 14 Jahre

Jugendliche geben Interviews über die Pubertät. Das ist nichts Neues. Doch was passiert, wenn sie Knetfiguren ihre Stimme leihen? Dann handelt es sich um den Kurzfilm „Entfremdung“ von Regisseurin Laura Lehmus.

Mir gefiel, dass man für die Interviews echte Teenager gefragt hat, da Erwachsene oft versuchen, die Pubertät zu analysieren und meist scheitern. Nach dem Film unterhielt ich mich mit Zuschauern. „Ich konnte mich nicht damit identifizieren“ und  „Die Knetfiguren waren aber lustig gemacht“, sagten zwei  Mädchen, 13 und 14 Jahre alt. Bei einer Sache waren sich allerdings alle einig: Es war leichter als Kind, denn in der Pubertät muss man „Denken wie man Erwachsener, obwohl noch ein Kind ist“, sagt eine Besucherin.

Ich empfehle den Film Menschen, die sich einen groben Eindruck über die Pubertät verschaffen wollen und allen, die gerne über Skurriles lachen.

 Bild: Entfremdung (Blog)

Bildunterschrift: Skurriler Eintrag zu „Entfremdung“ im Filmkatalog. Foto: Janna Klabunde

 

Wahnsinnige Waliser

Film: Bridgend / Ein Kommentar von Festival-Blogger Tobias Lehmann, 17 Jahre 

Der Wald steht dicht und undurchlässig. Obwohl es mitten am Tag ist, erreicht kaum Licht den dichtbewachsenen Waldboden. Ein Hund streift durch das dichte Gebüsch, bleibt stehen, schnuppert an einem leblos herabhängenden Bündel. Es ist die Leiche eines Jugendlichen, aufgehängt an einem Baum.

Na das startet ja gleich super. Zimperlichkeit kann man „Dorf der verlorenen Jugend“ (Originaltitel „Bridgend“) sicherlich nicht vorwerfen. Darin werden Protagonistin Sara (Hannah Murray) und ihr Vater (Steven Waddington) in eine mysteriöse Serie von Suiziden auf dem walisischen Land verwickelt. Der Film basiert auf den wahren Geschehnissen um die südwalisische Stadt Bridgend, in der sich seit Jahrzehnten ohne erkennbaren Grund immer wieder Jugendliche das Leben nehmen. Ein würdiges Setting für die bekanntlich düsteren skandinavischen Filme.

Der Film lebt von seinen starken Waldaufnahmen, die zusammen mit dem sphärisch tragenden Soundrack eine ungeheure Kraft entwickeln. Es wird eine mystisch, okkulte Stimmung erzeugt, die sich vor allen Dingen zu Beginn ins Klaustrophobische steigert. Auch der fast ausschließlich walisische Cast überzeugt, allen voran Hannah Murray als Teenagerin, die nach und nach immer tiefer in die rätselhaften Rituale der anderen Jugendlichen hineingezogen wird.

Leider kann der Streifen die am Anfang erzeugte Spannung, nicht über die ganze Dauer des Filmes halten und es kommt zu einigen Längen im Mittelteil, zehn Minuten weniger hätten es hier wahrscheinlich auch getan. Auch wenn nicht immer alle Figuren schlüssig scheinen, wird der Zuschauer mit spannenden Endminuten belohnt, die solche Mängel beinahe wieder vergessen machen.

Unterm Strich ist „Dorf der verlorenen Jungend“ definitiv Sehenswert, vor allen Dingen aufgrund seiner außergewöhnlichen Atmosphäre, die für leichte Schwächen im Storytelling entschädigt. Der Film lief bereits erfolgreich auf zahlreichen internationalen Festivals und wird ab dem 10. Dezember in den deutschen Kinos zu sehen sein.

Nichts für zarte Gemüter. In „Dorf der verlorenen Jugend“ zelebrieren die Jugendliche die Suizide ihrer Freunde. Foto: Tobias Lehmann

Bildunterschrift: Nichts für zarte Gemüter. In „Dorf der verlorenen Jugend“ zelebrieren die Jugendliche die Suizide ihrer Freunde. Foto: Tobias Lehmann

 

Kleiner Schnitt - großer Schritt

Film: Simon sagt „Auf Wiedersehen“ zu seiner Vorhaut / Eine Kritik von Festival-Blogger Hannes Tietz, 15 Jahre

Der Schritt vom Kinderdasein zum Erwachsenen ist für jeden sehr schwierig. Doch der 13-jährige Simon (gespielt von Maximilian Ehrenreich) muss sich auch noch mit ganz anderen Problemen herumschlagen. Denn sein Vater (gespielt von Florian Stetter) sucht nach der Trennung von Simons Mutter (gespielt von Lavinia Wilson) Trost im streng jüdischen Glauben. Er erwartet deshalb von Simon, dass er zur seiner Bar Mizwa die Beschneidung nachholt.

Simon stellt sich nun die Frage, ob er für die Beschneidung ist oder nicht.

Das seinen Eltern es nicht einmal ein paar Minuten miteinander aushalten, ohne auch über dieses Thema zu streiten, erschwert seine Entscheidung zunehmend. Auch der Umstand, dass er sich in seine 32 Jahre alte Rabbinerin verliebt macht alles nicht gerade leichter.

Wie Simon sich am Ende entscheidet und was aus seiner ersten großen Liebe wird, kann man sich in dem Film „Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut“ ansehen.

Wer eine thematisch ernste, aber sehr witzige Geschichte sehen möchte, ist in diesem Film genau richtig. Der 2015 erschienene Film wird Dank der zahlreichen lustigen Szenen und dem hohen Unterhaltungsfaktor nie langweilig.

An manchen Stellen eskaliert die Situation allerdings zu sehr und deshalb verliert sich das eigentliche Thema ein wenig. Aber im weiteren Verlauf nimmt der Film den Handlungsfaden wieder auf und fürt ihn gut zu Ende.

Die Regisseurin Viviane Andereggen (Foto) erzählt uns im Interview von ihren Erfahrungen bei vorherigen Vorstellungen mit jüngeren Kindern. Mache Szenen sind für kleinere Kinder schwer verständlich und daher empfahl sie den Film Kindern ab 13 Jahren. Aber auch für Erwachsenen lohnt es sich auf jeden Fall den Film anzusehen.

Bildbeschreibung: Interview mit Regisseurin Viviane Andereggen. Foto: Hannes Tietz

Bildunterschrift: Interview mit Regisseurin Viviane Andereggen. Foto: Hannes Tietz

 

Bin das ich?

Film: Ich werden / Ein Kommentar von Festival-Bloggerin Magdalena Giesen, 13 Jahre

„Ich werden“ (Becoming Me) ist ein finnischer Dokumentarfilm, in dem es um drei junge Frauen geht, die verschiedene Probleme haben und über diese auch bloggen.

Laura fühlt sich durch ihren Blog nicht mehr so alleine. Elli schreibt nur die schönen Dinge ihres Lebens in ihren Blog, aber findet im echten Leben keinen Anschluss. Im Film sieht man, dass Elli immer Produkte von Firmen zugesendet bekommt, da ihr Blog von so vielen Leuten gelesen wird, aber im echten Leben sitzt sie alleine da, während die anderen etwas zusammen machen. Julia war magersüchtig und schrieb darüber einen Blog. Im Film erzählt sie, dass ihr Blog sie fast umgebracht hätte.

„Ich werden“ ist ein sehr ausdrucksvoller Film, dem man anmerkt, dass die Darstellerinnen großes Vertrauen in die Regisseurin haben. Mina Laamo sagte, dass Elli erst nicht wollte, dass ihr Gesicht im Film erscheint, aber als die dann die Probeaufnahmen gesehen hatte, war sie so beeindruckt, dass sie es doch erlaubte. Mina Laamo hatte sie dreieinhalb Jahre lang begleitet.

Ich würde den Film für alle ab 12 Jahren empfehlen, da die drei ganz unterschiedliche Charaktere haben. Der Film zeigt, dass es immer noch Menschen gibt, die in schweren Zeiten für einen da sind und man seine Probleme bewältigen kann. 

Bildunterschrift: Wie ein Spiegel der Persönlichkeit nutzen drei junge Frauen das Bloggen im Film „Ich werden“. Foto: Magdalena Giesen

 

Vorsicht giftig!

 Film: Der Geheimbund von Suppenstadt / Eine Kritik von Festival-Blogger Paul Pahlke, 13 Jahre

Der Film "Der Geheimbund von Suppenstadt" von Margus Paju, erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens namens Mari, die ihren Großvater über alles liebt und der sich immer wieder für Mari und ihre drei Freunde abenteuerliche Schatzsuchen ausdenkt. Als sie die Handschuhe von Marie Antoinette gefunden haben beschließen sie einen Geheimbund zu gründen. Doch plötzlich wird aus dem Spiel purer Ernst. Denn als bei dem Sommerfest der Stadt von einem Maskenmann die Freigetränke „vergiftet“ werden, benehmen sich die Erwachsenen wie Kinder.
Auch Mari's Großvater ist infiziert und wenn sie nicht in den nächsten 48Stunden das Gegenmittel finden, sieht es nicht gut für ihren Großvater und viele andere Patienten aus.
Also begeben sich die vier Freunde auf eine spannende Abenteuersuche nach dem Gegenmittel.
Werden sie dem Maskenmann und Leo's Gang entkommen können und das Gegenmittel rechtzeitig finden? 

Der Film ist sehr unterhaltsam  gemacht und auch dank witzigen Dialogen und spannenden Actionszenen wird der Film im Verlauf der Geschichte immer spannender. Der Film ist eher für Kinder im Alter der Schauspieler gedacht also circa 10, 11 Jahre alt. Aber auch für ältere ist der Film sehr unterhaltsam.Die spannenden Verfolgungsszenen sind sehr gut gestaltet und werden von den jungen Schauspielern auch sehr gut gespielt. Ein rundum echt gelungener Film!

 

Mutig aber inkonsequent 

 Film: Die Herde / Eine Kritik von Festival-Blogger Tobias Lehmann, 17 Jahre

Vergewaltigung unter Jugendlichen. Es ist ein heikles Thema, dessen sich Regisseurin Beata Gårdeler mit ihrem Film „Die Herde” (im Original ”Flocking”) annimmt. Darin wirft Jennifer (gespielt von Fatime Azemi) ihrem Klassenkameraden Alex (John Risto) vor, sie vergewaltigt zu haben. Doch anstelle dem Opfer beizustehen, hält das Dorf zum Täter, überzeugt von seiner Unschuld. Jennifer wird als Nestbeschmutzerin verurteilt und so ist es sie, die dafür bestraft wird, die Idylle des Dorfes zu stören. 

Es passiert nur allzu leicht, dass man sich an solch einer Thematik die Finger verbrennt. „Die Herde” hingegen setzt sich angemessen mit ihr auseinander und stellt die richtigen Fragen. So wird etwa auch der Täter näher betrachtet und die Ängste, die das Dorf dazu treiben, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. 

Offensichtlich ist der schwedische Film kein Popcorn-Entertainment. Er nimmt sich viel Zeit, flacht dann aber auch etwas ab. Die vielen langen Szenen sind kraftvoll und stark, es fehlt aber an vielschichtigen Dialogen, die die Spannung aufrecht erhalten könnten.

Außerdem muss sich der Film aufgrund seiner Thematik einen Vergleich mit dem bekannteren „Die Jagd” (2012) mit Mads Mikkelsen gefallen lassen. Dieser unterscheidet sich vor allen Dingen durch vielseitigeres Schauspiel und kompakterer Erzählstruktur vom schwedischen „Die Herde”. 

Ohne Zweifel regt der Film zum Nachdenken an und bietet reichlich Diskussionsstoff. Ein Kinobesuch lohnt sich in jedem Fall, auch wenn man das Gefühl nicht loswerden kann, dass Potential zu mehr da gewesen wäre.

 

Großes Kino trotz kleiner Mittel

Film: Die Rückkehr / Eine Kritik von Festival-Blogger Tobias Lehmann, 17 Jahre

Ein Jahr war Einar (gespielt von Ingar Helge Gimle) stationiert in Afghanistan. Ein Jahr des Krieges, in dem sich vor allen Dingen sein Sohn Oscar (Åsmund Høeg) um den Rest der Familie kümmert. Und so ist nach der Rückkehr des Familienvaters nichts mehr wie es war. Sie sind einander fremd. Als Einar dann nicht mehr von der Rentierjagd zurückkommt, beschließen seine beiden Söhne, auf eigene Faust nach ihm zu suchen. 

„Die Rückkehr” (im Original „Å vende tilbake”) ist der autobiografisch angehauchte Debütfilm des Norwegers Henrik Martin Dahlsbakken und mit geringsten Mitteln gedreht. Doch vier Schauspieler, 13 Drehtage und gerade einmal 150 000 Euro Budget reichen aus, um eine herausragende Geschichte zu erzählen.

Besonders authentisch und glaubwürdig wird dabei die Beziehung der beiden Brüder zueinander thematisiert. Ihre Suche nach dem traumatisierten Vater ist herzergreifend und fesselnd. Inmitten der beeindruckenden in Szene gesetzten norwegischen Wildnis sind es dabei vor allen Dingen die guten schauspielerischen Leistungen, die den Film tragen. 

So fällt es nicht schwer, sich der Geschichte hinzugeben, die sich trotz einer Länge von gerade einmal 75 Minuten Zeit für ruhige und ausdrucksstarke Momente nimmt. Denn „Die Rückkehr” versteht es, in den richtigen Momenten zu schweigen. Es sind diese Momente in denen Stille mehr sagt, als 1000 Worte und es gelingt, tiefe Emotionen zu vermitteln.

Und so bleibt der Zuschauer auch nach dem Abspann an den Kinositz gefesselt, denn mit seinem starken Ende lässt „Die Rückkehr” niemanden so schnell los.

 

Neue Hits im norwegischen Drama „Dryads - Girls dont cry“

Film: Dryads - Girls Don't Cry / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Lina Kahle, 15 Jahre

Der norwegische Teenie-Film "Girls Don't cry" erzählt von der 15- jährigen Hilde (Anneli Rystad Aune), die, nachdem sie ihre Nachbarin Henriette (Iben M. Akerlie) kennengelernt hat, ihr Leben komplett auf den Kopf stellen will. 

Die beiden Mädchen könnten verschiedener nicht sein: Hilde singt im Chor, ist ein braves Mädchen, Justin-Bieber-Fan und verbringt viel Zeit mit ihrer Familie. Henriette hat mit zwei Freunden eine Band, die Dryads, lebt in einer alten Bruchbude, feiert jede Nacht, kifft und trinkt.  Hilda ist von dem draufgängerischen It-Girl begeistert und es dauert nicht lange, da geht sie mit Smokey Eyes und Hot Pants auf eine von Henriettes Partys und knutscht mit einem Wildfremden. Das Drama mit den vielen tollen Musikeinlagen, ist spannend und wird nicht langweilig. Auch die Besetzung ist Regisseur Sten Hallevig gut gelungen. Über die Schauspielerin der Henriette sagt er: "Sie ist auch ein It-Girl. Wenn sie den Raum betritt gehört er ihr!" Eine toll umgesetzte Idee mit fantastischen Songs und gut ausgewählter Besetzung.

Bildunterschrift: Publikumsgespräch bei den Nordischen Filmtagen nach dem norwegischen Drama „Girls Don’t cry“. Foto: Lina Kahle

 

Zwischen den Welten

Kurzfilm: Kehrtwende / Eine Kritik von Festival-Blogger Tobias Lehmann, 17 Jahre

Das Zimmer ist unaufgeräumt, die Farben sind grell, die Musik ist laut. Sini (gespielt von Alina Räkköläinen) liegt auf ihrem Bett und  weiß genau, sie will nicht länger Kind sein, sie ist doch schon zwölf. Über das Internet schließt sie Bekanntschaft zu einem älteren Mann und lässt sich auf ein Treffen ein, um endlich erwachsen zu werden.

„Kehrtwende“ spielt mit den naiven Vorstellungen, die das junge Mädchen vom Erwachsensein hat. Sie träumt von einer grellen Welt der Freiheit und imitiert das Verhalten das sie selbst bei anderen beobachtet, um diesem Ideal näher zu kommen.  Es ist der Reiz des Verbotenen der Sini antreibt. Damit bietet sie eine klare Identifikationsfigur, die trotz oder gerade wegen ihrer Naivität sympathisch ist. Ohne sie zu verurteilen zeigt der Kurzfilm den Kontrast zwischen Traum und Wirklichkeit, denn natürlich hat das Erwachsenensein nichts mit Sinis Vorstellungen zu tun. Gerade dies wird  durch triste, graue und lange Bilder, die im Gegensatz zum aufgeladenen Beginn stehen, passend in Szene gesetzt. 

„Kehrtwende“ gelingt es, vor allen Dingen die Verletzlichkeit eines jungen Mädchens zu zeigen, das zwischen den Welten steht. Sie weiß noch nicht wer sie ist und wo sie hingehört und so erscheint ihr Verhalten, so naiv es auch ist, glaubhaft und natürlich. Angesichts seiner skandinavischen Herkunft, ist man beinahe überrascht, dass der Streifen nicht in düstere Gefilde abdriftet. Anstelle des tristen und traurigen Films den man erwartet, ist der Name „Kehrtwende“ Programm. Doch auch hierbei bleibt es spannend und nachvollziehbar.
Im Gegensatz zu einigen der anderen Kurzfilme im diesjährigen Programm weiß „Kehrtwende“, was er will und verliert seinen roten Faden nicht. Regisseurin Aino Suni ist ein runder Streifen gelungen, der einen trotz seiner neun Minuten Laufzeit auch länger beschäftigen kann.

Foto: Tobias Lehmann

Bildunterschrift: Noch kann das junge Mädchen umkehren, muss nicht erwachsen werden, muss nicht zu dem Mann ins Auto steigen. Foto: Tobias Lehmann

 

Einschlafkino mit Aussage

Film: Modris / Eine Kritik von Festival-Blogger Tobias Lehmann, 17 Jahre

Modris (gespielt von Kristers Piksa) ist ein hoffnungsloser Fall. Er lebt allein mit seiner überforderten Mutter in einem Vorort von Riga und lebt lethargisch in den Tag hinein, einziger Antrieb ist die Glücksspielsucht. Als er anfängt, seine Mutter zu beklauen, um die Sucht zu finanzieren, sieht sie keine andere Alternative mehr und zeigt ihn bei der Polizei an. Nirgendwo zugehörend begibt der Junge sich auf die Suche nach seinem Vater, um der stetigen Abwärtsspirale zu entkommen.

Es ist ein tristes Bild, das Regisseur Juris Kursietis von Litauen zeichnet, geprägt von Perspektivlosigkeit und Zerfall. Durch diese Szenerie schlafwandelt der titelgebende Modris emotionslos und unentschlossen. Auch wenn dieses Verhalten Botschaft und Atmosphäre passend untermalen, wird der Film damit zu dem, was er eigentlich nur abbilden wollte, nämlich eintönig. 

Über die ganze Laufzeit hinweg fällt es schwer, wirkliche Empathie für die Probleme der Hauptfigur zu empfinden, denn die meisten verursacht er selbst. Er stolpert von einem Desaster ins nächste, ohne dabei seinen gleichgültig frustrierten Gesichtsausdruck abzulegen. Dazu kommt eine teils diffus wirkende Kameraführung und seien wir ehrlich, der zu erwartende Spannungsbogen ähnelt eher einem Strich. Charakterentwicklung oder Identifikationsfiguren? Fehlanzeige.

Was übrig bleibt, ist ein Film mit durchaus starker und schlüssiger Botschaft. Trotzdem gelingt es „Modris” nicht, den Zuschauer wirklich zu packen und über seine 98 Minuten zu unterhalten.

 

Abwesender Blick, dröhnende Kopfhörer, eine zum Beat hüpfende Banane

Kurzfilm: Lukas & The Aspies / Ein Kommentar von Festival-Bloggerin Clara Ipsen, 14 Jahre

"ASPERGERS"  steht mit fetten Buchstaben auf der Stirn von Lukas. Abgestempelt als "anders" lebt der zwölfjährige Junge in einem Heim für Asperger-Patienten. Als es für das  Wochenende zu seiner Familie geht, entstehen die ersten Probleme. Ungewollte Wutausbrüche und Verschlossenheit machen es schwer die angespannte Beziehung zu seiner Familie zu verbessern.  Während des Kurzfilms werden Kommentare im Publikum laut: "Was ist Asperger eigentlich?" Oder: "Leute, die Asperger haben fühlen nichts.“ Der Film "LUKAS & THE ASPIES" hilft dabei, einen Aspergerbetroffenen zu verstehen. Auch die Hilflosigkeit, die die Eltern von Lukas haben und die Unsicherheit von ihm lassen einen nachdenken: Wie weit kann  man Leute wie Lukas in die Gesellschaft integrieren?

Der Regisseur Anders Gustaffson schafft es, den kurzen Ausschnitt des Lebens von Lukas realistisch und bewegend zu erzählen. Besonders die vielen Nahaufnahmen lassen keinen Schutz zu. Gefühlsausbrüche kann man im Film nicht finden, aber der leichte Abstand zum Protagonisten lässt die Perspektive von den "normalen" Menschen zu. Für mich einer der besten Filme von der Kurzfilmreihe "Kurze Geschichten übers Groß werden", der auch für Erwachsene spannend zu sehen ist.

Bildunterschrift: Wie abgestempelt: Asperger-Patienten. Foto: Clara Ipsen

Bildunterschrift: Wie abgestempelt: Asperger-Patienten. Foto: Clara Ipsen

 

Zehn Punkte für „Nullpunkt“

 Film: Nullpunkt / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Janna Klabunde, 14 Jahre

In dem estnischen Film „Nullpunkt“ von Regisseur Mihkel Ulk geht es um den Schüler Johannes, der mit seiner psychisch kranken Mutter einen Neustart wagt. Dabei stehen im neue und alte Bekannte im Weg. Als sein Leben vollkommen aus den Fugen gerät versucht er die Puzzleteile wieder zusammen zu setzen.

Was mich an dem Film sehr beeindruckt hat war die Musik, da sie immer zu den  entsprechenden Szenen gepasst. Außerdem haben mir die Szenen, in denen der Hauptdarsteller durch die Straßen läuft, sehr gut gefallen. Denn sie haben den Zuschauer durch den gesamten Film begleitet und waren ebenfalls mit passender Musik unterlegt. Die wackelige Kameraführung in einigen Szenen war sehr überzeugend. Der Hauptdarsteller hat mir in seiner Rolle sehr gefallen, weil er gut gespielt- und nach dem Film erwähnt hat, dass er auch im wahren Leben mit ähnlichen mit Lebensumständen zu tun hatte. 

Ich kann den Film nur jedem Zuschauer ab 14 empfehlen. Die Darsteller sind überzeugend und die Geschichte realistisch. Außerdem kamen immer wieder spannende Wendungen dazwischen und die Schauspieler machten diverse überraschende Veränderungen durch.

Bildunterschrift: Begehrtes Ticket für einen empfehlenswerten Film. Foto: Janna Klabunde

Bildunterschrift: Begehrtes Ticket für einen empfehlenswerten Film. Foto: Janna Klabunde

 

Aufgeben oder neu beginnen

 Film: Nullpunkt / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Kaja Herion, 14 Jahre

Johannes ist am Nullpunkt angekommen. Zu Hause hat er Probleme mit seiner depressiven Mutter. Und in der Eliteschule, die er seit kurzem besucht, schlägt ihm wegen einem Gerücht nur Hass entgegen. Irgendwann steht er dann auf dem Balkon von seinem Zimmer und guckt in die Tiefe und muss sich entscheiden aufzugeben oder mühsam neu zu beginnen... 

Der Film „Nullpunkt“ ist ein sehr heftiger und spannender Film. Johannes ist in seiner Klasse nur von Hass und Problemen umgeben und der Film zeigt ungeschönt, wie einsam und schlecht er sich in dieser Zeit fühlt. Märt Puis hat die Hauptrolle Johannes super dargestellt. Beeindruckend war aber auch die Musik die seine Gefühle unterstrich und noch glaubhafter wirken lies. Aber in der Mitte des Films fand ich es einen kurzen Moment leider etwas langweilig - doch das ging schnell wieder vorbei. Trotzdem empfehle ich den Film unbedingt an alle über 14 Jahre weiter.

 

Plötzlich einsam

Film: Spatzen / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Kaja Herion, 14 Jahre

Als Ari plötzlich zu seinem Vater in das kleine Fischerdorf in den isländischen Westfjorden ziehen muss, bricht für ihn alles zusammen. Sein Vater betrinkt sich nur und außer einer alten Freundin und seiner Oma kennt er hier niemanden. Er trinkt das erste Mal Alkohol und probiert sich auch an Drogen aus und lernt alleine klarzukommen.

Die erste halbe Stunde des Films „Spatzen“ hat mir sehr gut gefallen und war auch spannend. Der Regisseur Rúnar Rúnarsson hatte am Anfang eine richtige Geschichte die aber irgendwann den roten Fäden verlor oder sich einzelne Szenen wiederholten. Es gab mindesten drei Szenen, wo der Vater nur getrunken hat was dann halt irgendwann langweilig war. Außerdem würde ich diesen Film niemals ab 12 Jahren freigeben sondern erst ab 18 Jahren. Vielleicht liegt es auch daran das mir der Film nicht so gut gefallen hat. Leider würde ich den Film - wenn überhaupt - nur an Erwachsene weiterempfehle.

 

Mehr Doku als Thriller – The Idealist 

Film: The Idealist - Geheimakte Grönland / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Lina Kahle, 15 Jahre

Der dänische Thriller „Idealisten“ von 2015 unter der Regie der bereits seit 2001 („Stargazer“) bekannten Regisseurin Christina Rosendahl, erzählt die auf einer wahren Begebenheit basierende Geschichte des Reporters Poul Brink.

Dieser untersuchte den Fall des 1968 abgestürzten US-amerikanischen Bombers, der radioaktive Trümmer zurückließ. Der verstrahlte Schnee rund um das Wrack wurde eiligst beseitigt. Jedoch wurde der Journalist Poul Brink auf den Fall nahe des Luftwaffenstützpunkts Thule aufmerksam, als er herausfand, dass viele der Männer, die damals an den Räumungsarbeiten beteiligt waren, von einer seltenen Krankheit befallen waren, für die sie niemals entschädigt, oder gegen die sie zumindest behandelt wurden. Der Redakteur stürzt sich mit Leib und Seele in den Fall und bekommt es schon bald mit den höchsten Positionen beider involvierter Staaten zu tun.
Der Film besteht aus einem stetigen Wechsel zwischen altem Orginalmaterial und der Neuverfilmung mit Peter Plaugborg in der Rolle des Poul.
Für mich hatte der Film zwei Gesichter. Zum Einen fand ich den Aufbau und die Machart des Films interessant, wobei mir besonders der Wechsel zwischen Alt und Neu gefallen hat. Zum Anderen hatte ich mir unter dem Begriff „Thriller“ eine etwas andere Art Film vorgestellt. Aufgrund der doch sehr geschichts- und politiklastigen Handlung, und der fehlenden für Thriller bekannte durchgehende Spannung, ist dieser Film für mich eher eine Dokumentation, die ich gesellschaftswissenschaftlich orientierten Menschen oder auch Zuschauern, die gerne ihre Allgemeinbildung erweitern möchten, sehr ans Herz legen kann. Jedoch rate ich allen, die sich unter einem Thriller eine Geschichte rund um Mord und Totschlag erhoffen, sich dafür lieber einen anderen Film auszusuchen.

Bildunterschrift: Filmankündigung von „The Idealist“. Foto: Lina Kahle

Bildunterschrift: Filmankündigung von „The Idealist“. Foto: Lina Kahle

 

The Idealist – Geheimakte Grönland

Film: The Idealist - Geheimakte Grönland / Eine Kritik von Festival-Blogger Hannes Tietz, 15 Jahre

Ein Thriller nach einer wahren Begebenheit über den Journalisten Poul Brink und seiner Suche nach der Wahrheit.

Im Kalten Krieg war Dänemark - nach der offizielle Regierungsposition - eine atomwaffenfreie Zone. Doch 1968 stürzte ein US-amerikanischer Bomber in Thule in Grönland aufs Eis. Radioaktive Trümmer und der versechte Schnee wurden schnell beseitig. Doch in den achtziger Jahren wird der Reporter Poul Brink misstrauisch, da viele der Arbeiter, die damals bei den Aufräumarbeiten geholfen haben, schwer erkrankt sind. Bei seinen Recherchen, die ihn auch in die USA führen, entdeckt er, dass es noch viele weitere Rätzel gibt, die es zu entschlüsseln gilt.

Ein faktentreuer, hoch spannender Thriller, der die Zuschauer durch eine tolle Schauspieler Leistung in seinen Bann zieht. Die befragten Zuschauer gaben an das der Film sehr aufschlussreich gewesen sei. Es wurde auch von einer Ehrung des echten Poul Brink und seiner Arbeit gesprochen. Ich würde den Film allen Leute empfehlen die Filme mit hohem Unterhaltungsfaktor und mit viel Spannung sehen wollen.

Bildunterschrift: Junge Journalisten beim Zuschauer-Interview. Foto: Hannes Tietz 

Bildunterschrift: Junge Festival-Blogger beim Zuschauer-Interview. Foto: Hannes Tietz

 

Lektion fürs Leben mit Fúsi

Film: Virgin Mountain / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Lina Kahle, 15 Jahre

„Ich wünschte ich hätte Fúsis Geduld und sein großes Herz. Ich wäre gerne mehr wie er.“ So lautet die Antwort des Hauptdarstellers Gunnar Jónsson im Film „Virgin Mountain“ auf die Frage, was er an der Hauptfigur Fúsi am meisten schätze.

Fúsi, das ist ein vierzigjähriger, korpulenter, herzensguter Mann, der hatte noch nie eine Freundin hatte und noch bei seiner Mutter lebt. Auf der Arbeit wird Fúsi gemobbt und ein richtiges Hobby hat er, abgesehen vom Spielen mit seinen Militärfiguren und seinem Stammchinesen am Freitagabend, nicht. Als er Geburtstag hat, schenkt ihm der Freund seiner Mutter einen Linedance-Tanzkurs und von da an sollte sich sein Leben komplett auf den Kopf stellen. 

Er lernt die fröhliche Sjöfn (Ilmur Kristjánsdóttir) kennen, die sich ihm entgegen seinen Erwartungen anzunähern versucht. Schon bald zeigt sich, dass Sjöfn an Depressionen leidet, woraufhin Fúsi in der vielleicht schwersten Zeit ihres Lebens bei ihr bleibt und sich um sie kümmert. 

Der Film ist eine wundervolle Geschichte mit grandiosen Darstellern, die keinerlei standardmäßige Märchenzüge aufweisen, sondern statt dessen mit realitätsnahen rührenden Szenen begeistert. Eine Lehre kann man aus dem Film auch ziehen: Beurteile einen Menschen niemals nach dem Äußeren, in jedem könnte ein liebevoller, gütiger Charakter wie Fúsi schlummern. 

Bildunerschrift: Hauptdarstellers Gunnar Jónsson aus dem Film „Virgin Mountain“ im Interview bei den Filmtagen in Lübeck. Foto: David Bruce-Boye

Bildunterschrift: Hauptdarsteller Gunnar Jónsson aus dem Film „Virgin Mountain“ im Interview bei den Filmtagen in Lübeck. Foto: David Bruce-Boye

 

Ein „großer“ Mann mit großem Herzen

Film: Virgin Mountain / Eine Kritik von Festival-Blogger Hannes Tietz, 15 Jahre

Die Geschichte eines 40 -jährigen Mannes der bei seiner noch Mutter lebt. Weil er noch Jungfrau ist wird er von seinen Kollegen gehänselt. Doch als er von dem Freund seiner Mutter einen Tanzkurs zum Geburtstag bekommt ändert sich sein Leben schlagartig. Denn als er dort Sjöfn kennenlernt und sie an ihm Interesse zeigt schafft er es aus seinem monotonen Tagesablauf auszubrechen. Doch schnell wird klar das Sjöfn innerlich zerrissen ist. Und so versucht Fùsi ihnen ein gemeinsames Leben aufzubauen.

„Virgin Mountain“ ist für mich einer der emotional bewegendsten Filme, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Sobald der Film losgeht merkt man, dass man etwas Besonderes anschaut. Durch die gute Kameraführung und durch passend ausgewählte Musik . Auch mit wenigen Wörtern schafft es der Hauptdarsteller tief zu bewegen. Er versetzt sich perfekt in den Charakter von Fùsi hinein zu versetzen. Was den Film auch zu einer Außergewöhnlichkeit macht ist das der Regisseur das Drehbuch für den Schauspieler geschrieben hat. Selbst nach einer Stunde musste ich immer noch über diesen Film nachdenke und wenn ein Film so etwas schafft, dann hat der Regisseur alles richtig gemacht. Deshalb kann ich den Film nur allen aus tiefsten Herzen empfehlen.

Bildunterschrift: Hauptdarsteller im Film Virgin Mountain. Foto: Hannes Tietz

Bildunterschrift: Hauptdarsteller im Film Virgin Mountain. Foto: Hannes Tietz

 

Spiel mit mir

Film: Agnes / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Magdalena Giesen, 13 Jahre

Der schwedische Kurzfilm „Agnes“, der 2014 gedreht wurde, handelt von einem sechsjährigen Mädchen namens Agnes, dass von Sigrid Johnson gespielt wird. Sie liebt ihren Bruder über alles, doch er wird immer erwachsener und findet eine Freundin, sodass er nicht mehr viel Zeit für seine kleine Schwester hat. Sie versucht also die Aufmerksamkeit von ihm wieder auf sich zu ziehen. Man sieht, wie Agnes sich langweilt, während ihr Bruder bei seiner Freundin ist.
Der Film ist sehr realistisch und man kann sich gut in beide Rollen hineinversetzen. Mir gefiel besonders, wie Agnes versucht hat, seine Aufmerksamkeit zu bekommen, da dies gut dargestellt wird. Der Film zeigt, wie es für die Kleinen ist, wenn ihre großen Geschwister weniger Zeit für sie haben und eine Freundin, oder einen Freund finden. Ich empfehle den Film, da Regisseurin Anja Lindt eine gute Botschaft herüberbringt und er für alle Altersstufen geeignet ist.

 Agnes - Blogfoto

Bildunterschrift:Hand in Hand – doch irgendwann gibt es auch eine Abnabelung zwischen Geschwistern. Foto: Magdalena Giesen

 

Muss man als Model magersüchtig sein?

Kurzfilm: Anja / Eine Kritik von Festival-Blogger Kennet Lambrecht, 12 Jahre

Anja ist ein junges Mädchen, das kurz davor steht, ihren Traum, ein Model zu sein, zu erfüllen. Sie muss ihr Gewicht halten, damit sie den bevorstehenden  Job bekommen kann. „Anja“ ist ein Kurzfilm über Magersucht und Modelträumen.
Ihre Mutter spornt Anja an und möchte, dass sie ihre Träume lebt. Ihr Vater aber hat Bedenken und würde sie nur gehen lassen, wenn sie zunimmt und ihre Periode wieder bekäme. Anja würde alles machen, um Model zu werden. Wie weit wird sie gehen?
Ein guter Film, der von allen Schauspielern  überzeugend gespielt wird. Er spricht auch das Thema an, ob Models magersüchtig sein müssen.
Der Film brachte mich dazu, das Thema der Magersucht neu zu überdenken. Ich fand den Film emotional sehr ansprechend. Aber Achtung: Zum Schluss aufpassen, da man sonst einen sehr wichtigen Teil der Geschichte verpasst.

 

Ein Japaner auf einem anderen Planeten

Film: Cold Fever /Eine Kritik von Festival-Blogger Tobias Lehmann, 17 Jahre

Ein amerikanisches Roadmovie in Island. Ja, so etwas gibt es. In „Cold Fever” von 1995 entschließt sich der Büroangestellte Hirata (gespielt von Masatoshi Nagase), seinen Urlaub anstelle von Hawaii auf Island zu verbringen, um ein Totenritual für seine dort verstorbenen Eltern abzuhalten. Aus der Großstadt Tokyo kommend ist ein Kulturschock vorprogrammiert. Und so schlägt der Japaner sich durch die Eiswüsten eines Landes, dessen Charme sich ihm auf den ersten Blick nicht erschließen lassen will.
Anders als bei den meisten anderen Filmen des Festivals, handelt es sich bei „Cold Fever” um eine amerikanisch-europäische Kooperation. Der Einfluss des Amerikaners Jim Stark als Produzent und Co-Autor des Drehbuchs macht sich deutlich bemerkbar. Der Film stellt die stille Welt Islands mit der auf Leistung und Effizienz getrimmten Metropole Tokyo gegenüber und konfrontiert Hirata mit nordischer Entschleunigung. Der obligatorische Kulturschock ist angenehm anders, denn diemal sind wir Europäer die Fremdartigen.

Während so am Anfang noch die großen kulturellen Unterschiede im Fokus stehen, findet der Japaner nach und nach immer mehr Gemeinsamkeiten, die ihn mit Island verbinden. Besonders der Glaube an Geister und Feen, der ihn sein eigenes Denken hinterfragen lässt.
Stärke des Films ist besonders seine Selbstironie. Dabei rutscht er aber teilweise in zu simple Klischees und Vorurteile ab, doch das sei ihm vergeben. Dem skurril unterhaltsamen Humor sein Dank. Trotz oder gerade wegen seines Alters sticht „Cold Fever” aus der Masse der Festivalfilme hervor. Der amerikanische Einfluss macht den Film kurzweilig und unterhaltsam, wenn auch weniger tiefgreifend und anspruchsvoll als andere Festivalfilme.

 

Actionfilm unter der flimmernden Sonne Griechenlands

Film: Die Insel der Geheimnisse / Eine Kritik von Festival-Blogger Kennet Lambrecht, 12 Jahre

Es sind Ferien. Der 14-jährige Toni muss sie dieses Jahr mit seinem Vater und dessen neuer Familie verbringen. Alle außer Toni genießen das Strandleben auf Kos. Seine Stiefmutter nervt ihn und seine Stiefbrüder sind einfach nur kindisch und die reinsten Loser. Dann aber trifft er die einheimische Apnoetaucherin Adriana, die, bevor er sie richtig kennenlernen kann, gekidnappt wird.
Toni ist der einzige, der sie retten kann. Als der Rettungsversuch ihn aber überfordert, und er nicht mehr weiß, wem er trauen kann, merkt er, dass er auf Hilfe anderer angewiesen ist – seine Stiefbrüder sind die Lösung.

Ein actiongeladener Familienfilm vor schöner Landschaftskulisse. Spannend gedreht mit absehbarem Ende. Die Schauspieler passen sehr gut in ihre Rollen und stellen ihre Parts realistisch dar. Die Dialoge sind witzig und locker. Eine dringende Empfehlung für Jung und Alt. Für mich einer der besten Filme, die ich bisher bei den Nordischen Filmtagen gesehen habe.

 

Drei junge Abenteurer auf Tauchmission

Film: Die Insel der Geheimnisse / Eine Kritik von Festival-Blogger Paul Pahlke, 13 Jahre

Der Film „Die Insel der Geheimnisse“, von Taavi Vartia, erzählt die Geschichte eines Jungen namens Toni, der seine Mutter verloren hat und nun mit der neuen Freundin seines Vaters und ihren Söhnen  nach Griechenland auf die Insel Kos verreist. Toni findet zuerst alles langweilig und auch seine neuen Halbbrüdern findet er alles andere als interessant. Doch als er dann die hübsche Adriana kennen lernt, wird der Urlaub für ihn immer interessanter. Doch plötzlich wird diese entführt und Toni ist ihre einzige Hoffnung auf Rettung. Doch alleine kann er sie nicht von den Kunsträubern befreien und muss sich not gedrungen an seine beiden Halbbrüder Veeti und Aleksi wenden. Wird es den dreien gelingen, Adriana rechtzeitig zu befreien und auch selbst nicht gefangen zu werden?

Der spannende Abenteuerfilm ist durchzogen von aufregenden Actionszenen, der auch mit einem Actionfilm für Erwachsene locker mithalten kann. Von der Entführung bis zur Verfolgungsjagd fehlt hier nichts! Ein Augenschmaus sind auch die schönen Landschaftsaufnahmen, das Licht und die strahlenden Farben. Dieser Film ist typisches Familienkino von Liebe bis Action. Ein absolut empfehlenswerter Film für die ganze Familie.

 

Film: Die junge Sophie Bell

Eine Kritik von Festival-Bloggerin Clara Ipsen, 14 Jahre

Berlin: Farben, Energie, Tempo. Ein Ort für junge, kreative Leute mit Perspektive. Sophie und Alice haben gerade die Schule abgeschlossen und schmieden Pläne, von Schweden aufzubrechen, um in Deutschlands Hauptstadt das Leben zu entdecken. Doch Sophie springt ab, hängt zu sehr an ihrer Heimat und so macht Alice sich mit ihrem Freund Ivan alleine auf. Kurz darauf erreicht Sophie die Nachricht: Alice ist tot - Selbstmord. Sie kann es nicht begreifen. Warum?
Der Drang zu erfahren, was in Alices letzter Nacht passiert ist, treibt die junge Frau schließlich doch nach Berlin. Eine abenteuerliche Recherche beginnt. Schüchtern und mit gebrochenem Englisch zieht sie in das alte WG-Zimmer von Alice. Die Tote ist überall, ihre Sachen liegen herum, ihr Geruch ist da, alle sprechen von ihr. Immer stärker dringt Alice in Sophies Bewusstsein. Plötzlich taucht sie in der Disco auf, begleitet Sophie bei der Arbeit. Die Realität von der Illusion zu unterscheiden, fällt selbst dem Zuschauer schwer.

Immer wieder treibt es Sophie zu der Brücke, von der Alice gesprungen ist. Wie es wohl ist, wenn man springt, stirbt und nie wieder aufwacht? Auf einmal steht sie auf dem Geländer. Die Züge rauschen unter ihr hindurch, die Lichter verschwimmen. Spring!

„Die junge Sophie Bell“ ist ein sehr gelungener Film, der besonders Jugendliche, auf der Schwelle zum Erwachsenwerden anspricht. Der ausschließlich mit Handkameras gedrehte Film bietet auch den Technikfreaks ein sehenswertes Ereignis. Spannend und lebendig zeigt die Geschichte einen Wendepunkt im Leben eines Jugendlichen der auch mich über meine Zukunft nachdenken ließ. Ein Film der unter die Haut geht.

 

Die Geschichte eines Vaters, der nach Hause zurückehrt, aber nie richtig ankommt

 Film: Die Rückkehr / Eine Kritik von Festival-Blogger Hannes Tietz, 15 Jahre

Die Mutter den ganzen Tag im Bett, der Vater Offizier in Afghanistan. Oscar hat schon längst die Verantwortung in Haus und über seinen kleinen Bruder übernommen. Doch als sein Vater nach einem Jahr nach Hause kommt ändert sich der normale Tagesablauf schlagartig. Denn wer im Krieg war wird nie wieder derselbe sein. Als Vater dann am nächsten Tag nicht von seinem Jagd-Ausflug zurückkommt, befürchtet Frederik das Schlimmste. So machen sich die beiden auf den Weg um ihren Vater zu finden.

„Die Rückkehr“ ist ein packendes Drama mit sehr viel Tiefgang, das zum Nachdenken anregt. Die Schauspieler schaffen es durch eine gute Darstellung das Publikum zu bewegen und mitzureißen. Der Regisseur reißt ein sehr aktuelles Thema an, an das sich noch nicht viele herangewagt haben. Er macht auf die Probleme aufmerksam, die Soldaten bei ihrer Heimkehr aus dem Krieg haben und sagt auch, dass es Dinge gibt, die einen schwer wieder loslassen. Der Film besticht außerdem durch wunderschöne Landschaftsaufnahmen und passende Filmmusik. Der Film ist empfehlenswert für Leute die schöne Landschaftsaufnahmen mögen.

 Die Rückkehr - Blogfoto Hannes Tietz

Bildunterschrift: Festival-Blogger (re.) bei ihrer Arbeit nach der Filmvorführung. Foto: Hannes Tietz

 

Zuhause, doch noch längst nicht angekommen

 Film: Die Rückkehr / Eine Kritik von Festival-Blogger Louis Strelow, 14 Jahre

Als Einar, ein norwegischer Soldat, nach einem Jahr in Afghanistan nach Hause zurückkehrt, herrscht vor allem zwischen ihm und seinem älteren Sohn Oscar eine unangenehme Stimmung. Schnell wird klar, dass der Krieg tiefe Wunden in Einar hinterlassen hat und er noch längst nicht zuhause angekommen ist. Als Einar dann auch noch Jagen geht und am nächsten Morgen nicht zurückkommt, wird Fredrik und seinem Bruder Oscar klar, dass sie sich auf die Suche nach ihrem Vater begeben müssen.
„Die Rückkehr“ von Henrik Martin Dahlsbakken ist ein sehr eindrucksvoller, atmosphärischer Film, was vor allem an der sehr überzeugenden Schauspielerleistung und der fesselnden Musik liegt. Der Einstieg in den Film ist zwar etwas behäbig, allerdings ändert sich das im Verlauf des Filmes, sodass die Handlung im Hauptteil kontinuierlich voranschreitet. Die Schauspieler kommen außerdem aufgrund weniger Perspektivenwechsel noch besser zur Geltung, oft verharrt die Kamera auf dem Gesicht der Protagonisten. Auch die Landschaft wird oft gefilmt, allerdings stört das teilweise das Voranschreiten der Handlung, sonst bieten die Landschaftsaufnahmen jedoch einen gelungenen Rahmen zum Film.

 Abschließend kann ich den Film nur denjenigen empfehlen, denen auch bei etwas langwierigeren Szenen nicht der Geduldsfaden reißt und die sich für die norwegische Landschaft begeistern. 

 Die Rueckkehr - Blogfoto Louis Strelow

 Bildunterschrift:Landschaften wie diese sind im Film oft zu sehen. Foto: Louis Strelow

 

Zwei Brüder, zwei Rucksäcke und ein verloren gegangener Vater

Film: Die Rückkehr / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Clara Ipsen, 14 Jahre

Oscar und Frederik, zwei kleine Gestalten, die sich in den Weiten Norwegens zu verlieren scheinen. Nachdem ihr Vater, ein Kriegsveteran aus Afghanistan, von seinem Jagdausflug nicht wieder kommt, machen sich die beiden Brüder auf die Suche. Quer durch die Landschaft mit einer Landkarte hoffen sie Einar zu finden und nach Hause zu bringen.  

"Die Rückkehr" ist ein atemberaubender Film, der mit seinen langen Sequenzen und wenigen Worten eine dramatische Atmosphäre erzeugt. Die wenigen Kamerawechsel endschleunigen den Film, was die Story am Anfang ein wenig langsam macht, doch während des Mittelteils spitzt sich die Lage zu. Als die beiden Brüder endlich ihren Vater finden, wird klar, dass der Soldat viel mehr erlebt hat, als er zugeben will. Vielleicht auch zu viel für ein Leben.  Besonders die langen Nahaufnahmen bringen einen nah zu den Hauptpersonen. Eine Sekunde länger und man sieht Regungen im Gesicht, die auf Unsicherheit und Trauer hindeuten. Großes Lob an die Schauspieler, die wirklich die Geschichte glaubhaft und realistisch dargestellt haben.

Insgesamt ein sehr skandinavischer Film mit einem typischen Hauch von Melancholie, nichts für schwache Nerven und Vegetarier (Tiere sind zum Essen da), doch das sollte Besucher nicht abschrecken.

 blogfoto Die Rueckkehr - Clara Ipsen

Bildunterschrift: Melancholische Landschaft. Könnte in Skandinavien sein, ist aber Lübeck. Die Stimmung passt zum Film „Die Rückkehr“. Foto: Clara Ipsen

 

Das Drama zwischen Krieg und Familie

Film: Die Rückkehr / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Lina Kahle, 15 Jahre

„Du und dein Bruder, ihr bedeutet mir die Welt. Alles, was ich jemals getan habe“, der Mann mit dem traurigen Blick sieht seinem achtzehnjährigen Sohn tief in die Augen, „habe ich für euch getan.“ Das  norwegische Drama „Die Rückkehr“ rund um den zweifachen Vater und dazu traumatisierten Kriegsrückkehrer aus seinem jüngsten Einsatz in Afghanistan feierte bei den 57. Nordischen Filmtagen seine Deutschland-Premiere. Es ist der erste Langfilm des studierten Medienwissenschaftlers Henrik Martin Dahlsbakken und rührte den einen oder anderen Besucher mit bewegenden Vater-Sohn-Momenten und dramatisch unterlegter Musik zu Tränen.

Als ihr Vater einen Tag nach seiner Rückkehr aus dem Krieg von einem Jagdausflug nicht zurück kommt, begeben sich die jugendlichen Geschwister Fredrik (Fredrik Grøndahl) und Oscar (Åsmund Høeg) auf eine abenteuerliche Reise, um ihn zu finden. Die Geschwister kämpfen sich durch Wind und Wetter, während sie alles daran setzten, ihren Vater heil nach Hause zu bekommen. Als sie ihn gesund in einer Höhle inmitten eindrucksvoller norwegischer Berglandschaft antreffen, werden berührende Momente zwischen dem liebenden Vater und seinen Kindern geschaffen, die nur von dem Schatten der Kriegserfahrung getrübt werden.

Der Film nimmt zum Ende des Films eine plötzliche, drastische Wendung, die auch Johannes Nadeno aus Lübeck nicht ganz unbewegt lassen. „Ich muss mich erst mal von dem Ende erholen“, so der Fotograf. „Man hat an dem Film gemerkt, dass Kriegseinsätze ein Problem sind über das nicht geredet werden kann.“  „Die Rückkehr“ ist ein anspruchsvoller, wie berührender Film, der seinem Überbegriff „Drama“ allemal gerecht wird und zudem fantastische Einblicke in die Schönheit Norwegens gewährt. Ein inspirierender Film für kleine und große Zuschauer über 12 Jahre, der zum Nachdenken anregt, was doch wirklich im Leben zählt: Den Nächsten zeigen, was sie bedeuten, denn vielleicht wird es eines Tages dafür zu spät sein.

 Blogfoto Die Rueckkehr - Minowa Maurer

Bildunterschrift: Einöde und trotzdem eindrucksvolle Landschaft, wie sie im Film „Die Rückkehr“ gezeigt wird. Foto: Minowa Maurer

 

Zwei Söhne werden erwachsen

Film: Die Rückkehr / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Magdalena Giesen, 13 Jahre

Das norwegische Drama "Die Rückkehr" handelt von einem Vater, der aus dem Krieg wieder zu seiner Familie kommt. Noch am ersten Abend nach seiner Rückkehr sagt er zu seinem älterem Sohn Oskar, dass er auf die Jagd gehen will. Als er dann nach einem Tag nicht wiederkommt, beschließt Oscar mit seinem jüngeren Bruder Fredrick, ihn zu suchen. Sie schlagen sich mit Angst um den Vater durch die Kälte. Nach vielem Suchen finden sie dann seine Hütte. Durch die schreckliche Erfahrung, die die beiden Brüder nun mit ihrem Vater machen, merken sie, dass sie den anderen umso mehr brauchen. Der Film ist sehr mitreißend und gut gespielt. Es gab schöne Aufnahmen von den Landschaften. Nach dem Film interviewte ich mit den Festival-Bloggern Lina, Clara und Hannes Katrin Hoffmann, die nach Lübeck gekommen war, um Filme für das Kinderfilm-Festival in München zu sichten. Sie fand den Film für Kinder ab 12 sehr geeignet, weil diese schon nachvollziehen können, welche Empfindungen der Vater und die Kinder haben.

Ich würde ihn allen weiterempfehlen, die Lust auf einen spannenden, aber nicht zu schrecklichen Drama-Film haben.

 

Neue Freunde, neues Leben

 Film: Dryads - Girls don't Cry / Eine Kritik von Festival-Blogger Paul Pahlke, 13 Jahre

Die 15-jährige Hilde (Annelie R. Aune) lebt mit ihrer Familie in einer langweiligen Vorstadt und genau so langweilig sieht auch ihr Leben aus. Doch dieses ändert sich schlagartig als in das Nachbarhaus eine Rockband einzieht. Diese Geschichte erzählt der Film „Dryads – Girls don’t cry“.

Die begabte Fotografin fängt an sie zu fotografieren und näher kennen zu lernen. Vor allem  die Sängerin Henriette (Iben M. Akerlie) findet sie besonders beeindruckend und fängt an mit ihr befreundet zu sein. Von nun an verändert sich ihr Leben von Tag zu Tag. Sie ändert ihren Kleidungsstil und passt ihren Musikgeschmack der Musik von der Band „Dryads“ an. Doch ihre Eltern sind ganz und gar nicht von Hildes neuen Freunden begeistert und verbieten ihr, diese weiter zu besuchen. Doch natürlich beachtet sie dies nicht und fängt an, mit den geschossenen Bildern ein Musikvideo zu der ersten Single der Band zu schneiden. Doch als das Video auf YouTube zum Hit wird, bekommt die Band das mit und auf einmal ändert sich alles! „Dryads“-Regisseur Sten Heelevig lässt die Zuschauer in das Leben eines Mädchen schauen, das nicht wirklich begeistert von ihrem Leben ist und nun die Chance auf ein neues Leben bekommt, obwohl dies nicht von den Eltern erlaubt wird. Also muss sie sich entscheiden! Und genau diese Stimmung wird super vermittelt. Durch sehr gut passende Musik und gut gewählte Drehorte wird der Film zu einem schönen Kinoerlebnis!

In diesem Film wird sehr viel mit Musik gearbeitet, daher ist dieses Film perfekt für Leute die Musikfans sind und sich für Film- und Rockmusik interessieren. Allerdings sollte man schon so um die 14 sein damit man auch etwas mit dem Film anfangen kann und ihn genau so genießen kann wie ich.

 

Erwachsen sein? Das ist nichts für meine Eltern

Film: Ich will zu Dir / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Lina Kahle, 15 Jahre

„Mama, Papa ist am Telefon“, flüstert Elin und streckt ihrer weinenden Mutter das Telefon hin. „Ich will ihn nicht sprechen, leg auf!“

Dies ist nur einer der dramatischen Ausschnitte aus dem fünfzehnminütigen schwedischen Kurzfilm „Ich will zu Dir“ unter der Regie des bereits aus dem letzten Jahr bekannten Regisseur Victor Lindgren („Zieh mich aus“, 2014). Elin (Juni Walch) ist Zehn, ihre Schwester noch jünger, doch wer sich in der einstigen Familie kindisch benimmt, sind die geschiedenen Eltern der Mädchen, die nicht einmal mehr miteinander telefonieren können ohne sich zu streiten. Und das ganze spielt sich auch noch direkt vor den Augen ihrer jungen Kinder ab.

In dieser Zeit, in der die Mädchen Zuhause nie Ruhe vor Drama und Krach haben, wachsen sie mehr zusammen denn je, und beweisen wahre Größe in Form von tiefer Schwesternliebe. Der schwedische Film von 2015 feierte hier auf den nordischen Filmtagen seine deutsche Premiere und bewegte mit ruhigen Sequenzen, wenigen, aber berührenden Worten und vor allem dem nicht unrealistischen Einblick in das Leben von Scheidungskindern, auf deren Kindheit der Schatten der Trennung ihrer Eltern liegt.

Vor allem aber zeigt der Film, dass Erwachsensein nicht immer etwas mit dem Alter, sondern viel mehr mit innerer Größe zu tun hat und beweist, dass eben auch zwei kleine Mädchen in schweren Situationen mehr Zusammenhalt und Stärke beweisen können, als zwei erwachsene Menschen einen ganzen Lebensabschnitt lang.

 Blogfoto Lina Kahle

Bildunterschrift: Schwieriger Kontakt zwischen den Eltern in „Ich will zu Dir“. Foto: Lina Kahle

 

Film: Pixy, der kleine Wichtel

Eine Kritik von Festival-Blogger David Bruce-Boye, 13 Jahre

In dem Film „Pixy, der kleine Wichtel“ von Carsten Rudolf geht es um einen kleinen Jungen (Hugo), der einen gestrandeten Elfen an

Weihnachten bei sich im Haus auffindet. Das Problem ist aber, dass sein Vater Weihnachten wegen seiner Kindheit auf das tiefste verabscheut. Wenn er den Elfen bei sich im Haus entdecken würde. Hugo vertraut sein Geheimnis aber seinen beiden älteren Geschwistern an: Alfred, sein größerer Bruder, und Vega, die älteste Schwester. Zu viert erleben sie viele Abenteuer mit einigen brenzligen Situationen wo letzten Endes Pixy seinen Beutel mit unendlich viel Elfenschnee verliert. Da Elfen sehr sonnenempfindlich sind, begibt sich Pixy in eine gefährliche Situation. Wird Pixy noch seinen auf der Erde lebenswichtigen Beutel wiederfinden und wird Hugos Vater den Elfen finden?

 

Ein verpixeltes Weihnachten

Film „Pixy, der kleine Wichtel“ / Eine Kritik von Festival-Bloggerin Janna Klabunde, 14 Jahre

Ein Vater, der dem Fest nichts abgewinnen kann, eine arbeitende Mutter und zwei große Geschwister, das ist Hugos deprimierendes Fest. Zumindest bis der Wichtel Pixy an der Tür klingelt. Obwohl Hugos Familie Weihnacht mit Nachnamen heißt, glaubt ihm keiner, dass ein verlorener Weihnachtswichtel im Haus lebt. Ein rasantes Jahr beginnt und mehr und mehr Teile der Familie ehrfahren von dem kleinen Mitbewohner.

Was mir besonders gefiel, waren all die unvorhergesehenen Dinge, die passiert sind. zum Beispiel der spontane Urlaub der Familie Weihnacht. Außerdem haben mir die fröhlichen bunten Farben sehr gefallen, wie zum Beispiel das kräftige Rot zur Weihnachtszeit. Was mir nicht gefallen hat war, dass ernstere Themen im Film zu kurz kamen, wie zum Beispiel das Trauma von Hugos Vater und warum er krankgeschrieben war.

Ich kann den Film „Pixy“ nur weiter empfehlen an alle, die gerne Weihnachtsfilme sehen und bei denen der Weihnachtsfunke noch nicht übergesprungen ist. Denn bei diesem Film bekommt jeder Lust, den Baum zu schmücken und Lebkuchen zu essen.

 

Film: Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut

Eine Kritik von Festival-Blogger David Bruce-Boye, 13 Jahre

Der Film „Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut“ von Viviane Andereggen handelt von einem 12-jährigen jüdischen Jungen, dessen Eltern getrennt sind und gelegentlich Restaurants verwüsten, wenn es darum geht, ob Simons Vorhaut abgeschnitten werden soll oder nicht. Simons Vater (Frank) ist dafür, da er fest nach dem Jüdischen Glauben lebt und diesen fest vertritt. Seine Mutter hingegen (Hannah) sieht dies nicht ein und meint, dass es unnötig sei und probiert Simon dies mit diversen Fotos und Vorträgen deutlich zu machen.

In der Mitte des Filmes findet er seine erste große Liebe: die 32-jährige Religionslehrerin Rebecca. Aber leider stellt sich heraus, dass sein Vater auch an ihr interessiert ist. Die zwei guten Freunde von Simon, Ben und Klemenz, die alle eine Freundin suchen, helfen Simon dabei, sich immer beliebter bei ihr zu machen und seinen Vater in ein schlechtes Licht zu rücken. Doch als der Vorstand der Gemeinde den Keller der beiden anschaut, um das alte Versteck des Großvaters zu besichtigen, der einst auf der Flucht vor den Nazis war, machen sie einen verstörenden Fund.Der Film ist im Großen und Ganzen sehr unterhaltsam und spricht trotz der witzigen Dialoge ein wichtiges Thema an und verfehlt es auch nicht. Aber ich finde, dass der Film ab Mitte des Filmes zu vollgepackt wird und ein bisschen das Thema verliert. Er kommt dann aber am Ende wieder auf das Thema zurück. Der Film ist erst ab einem Alter von 12 empfehlenswert, da man erst dann etwas damit anfangen kann und auch den Humor verstehen kann.

 

Ein einschneidendes Erlebnis

Film: Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut / Eine Kritik von Festival-Blogger Louis Strelow, 14 Jahre

Der Film „Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut“ der Regisseurin Viviane Andereggen handelt von dem 12-jährigen Simon, der sich in die Rabbinern Rebecca verliebt. Trotz des großen Altersunterschieds hofft Simon auf seine Chance, doch gleichzeitig merkt er, dass auch sein frisch getrennter Vater ein Auge auf die 32-Jährige geworfen hat. Um den „Konkurrenzkampf“ für sich zu entscheiden, versuchen Simon und seine Freunde alles, bis Simon keinen Ausweg mehr sieht und das anfangs unmöglich geglaubte geschieht: Simon will sich beschneiden lassen.

„Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut“ ist meiner Meinung nach eine gelungene Komödie, in die sich Kinder und Jugendliche aufgrund der überzeugenden Schauspielleistung der Protagonisten gut hineinversetzen können, auch wenn in den Dialogen manchmal die Dynamik und Spannung fehlt. Der Geschichte kann man gut folgen, außerdem ist der Film an vielen Stellen lustig, was auch im Kinosaal zu zahlreichen Lachern geführt hat. Viele Kameraperspektiven nah am Gesicht der Schauspieler führen auch zur Identifikation mit diesen, weshalb einem Simon und seine Freunde schnell sympathisch sind. Daher kann ich den Film vor allem Jugendlichen in Simons Alter empfehlen, da diese sich wohl am besten mit den Protagonisten identifizieren können.

 Blogfoto Hannes Tietz

Bildunterschrift: Festival-Blogger Louis Strelow (li.) und Paul Pahlke beim Interview mit Regisseurin Viviane Andereggen. Foto: Hannes Tietz 

 

 „Der hat Arme wie ‘ne Sechsjährige.“

Film: Spatzen / Eine Kritik von Festival-Blogger Louis Strelow, 14 Jahre

Vieles hat sich geändert seit Ari zu seinem Vater ins Fischerdorf gezogen ist: die tägliche Arbeit in der Fabrik ist anstrengend und zuhause macht sein ständig betrunkener Vater oft Ärger. Um diesem eintönigen Alltag zu entfliehen, trifft Ari sich nun häufig mit seinem neuen Kumpel Bassi und dessen Clique. Hier macht er das erste Mal Erfahrung mit Drogen und Gewalt und wird langsam aber sicher erwachsen.

Der isländische Film „Spatzen“ hat eine Spielfilmlänge von 99 Minuten, ein Großteil der Szenen ist dabei in den Westfjorden Islands entstanden. Der Regisseur Rúnar Rúnarsson ist schon seit 2004 mit Filmen bei den Nordischen Filmtage vertreten und wollte mit „Spatzen“ zum einen seine eigene Geschichte erzählen, zum anderen aber auf die Finanzkrise Islands hinweisen. In „Spatzen“ sind wenige Schnitte bzw. Perspektivenwechsel, was den Film ruhig wirken lässt, außerdem werden oft Nahaufnahmen der Protagonisten gezeigt. Die Hintergrundmusik des Filmes ist zum großen Teil klassisch, teilweise singt auch Ari selbst. Die Reaktionen des Publikums auf den Film waren größtenteils positiv, weshalb der Film Sympathisanten von Coming-of-Age-Dramen zu empfehlen ist.

 Blogfoto Louis Strelow

Bildunterschrift: Flaschen-Chaos auf dem Tisch: Foto: Louis Strelow

 

Portraits, Reportagen und Interviews

Portraits:

Festival-Blogger David Bruce-Boye, 13 Jahre

Portraitiert von Paul Pahlke, 13 Jahre

„Wenn ich jemanden treffen, den ich gut kenne, dann ist lachen garantiert“, sagt David selbst über sich. Genau so erlebe ich ihn auch. Wo er hin kommt ist gleich eine gute Stimmung. Der gebürtige Lübecker besucht die 8. Klasse des Katharineums, wo er auch eins seiner Hobbys ausübt. David ist nämlich in der Musical AG des Katharineums und dies schon seid drei Jahren. In diesem Jahr spielt er Michael Jackson. 

Außerdem spielt er Basketball und Klavier. Pianist wäre auch ein Beruf, den er sich sehr gut vorstellen könnte, aber eher weniger als Journalist. Trotzdem macht ihm dieses Projekt wahnsinnig Spaß, da er gerne Artikel schreibt und sich sehr für Filme interessiert. Deswegen ist er auch bei den Jungen Festival-Bloggern dabei. Interviews führen, Fotos machen und Artikel schreiben, dies sind die Dinge die David am meisten Spaß an diesem Projekt machen. Auf dieses Projekt wurde er durch Freunde aufmerksam, die in den letzten Jahren dabei waren und ihm dieses empfohlen hatten. Die Nordischen Filmtage mag er wegen der guten Atmosphäre und er findet es spannend neue Filmkulturen kennen zu lehren. Er freut sich auf eine weitere spannende Zeit bei den Jungen Festival-Bloggern.

 

Festival-Blogger Hannes Tietz, 15 Jahre

Portraitiert von Magdalena Giesen, 13 Jahre

Hannes ist 15 Jahre alt und geht in die 9. Klasse der Thomas-Mann-Schule in Lübeck. Seine Hobbys sind Volleyball, Basketball und Klavier spielen. In seiner Freizeit macht er gerne Sport, oder trifft sich mit seinen Freunden, um zum Beispiel ins Kino zu gehen. 

Er besucht die Nordischen Filmtage jetzt schon, seit er ein Kind ist, und guckt sich jedes Jahr rund zwei Filme an. Aber dieses Jahr hat er sich dazu entschieden, ein Festival Blogger zu werden, da er dies von Freunden empfohlen bekommen hat. Ihm gefällt vor allem, dass er seine eigene Meinung vertreten und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Ob er später mal Journalist werden möchte, weiß er aber noch nicht. Von den Filmtagen erhofft er sich, dass er noch gute und interessante Filme gucken kann. Es gefällt ihm vor allem, dass es viele verschiedene Filme aus unterschiedlichen Ländern gibt. Aber er mag es nicht, wenn der Spannungsbogen überzogen ist und sie zu lang sind. Einen guten Film macht für ihn aus, dass er gute Schauspieler und ein gutes Thema hat.

 

Festival-Blogger Tobias Lehmann, 17 Jahre

Portraitiert von Lina Kahle, 15 Jahre

Zwischen Abitur und Bogenschießen bei den Nordischen Filmtagen:
Tobias ist siebzehn, macht grade Abitur und hat zudem viele außergewöhnliche Hobbies. Unter anderem Bogenschießen. Außerdem geht er in seiner Freizeit laufen, er liest, spielt seit zwei Jahren Gitarre und jobbt in einer Apotheke als Medikamentenkurier. Der vielseitige Abschlussschüler kann sich für seine Zukunft durchaus einen Beruf im Bereich des Journalismus vorstellen. „Deswegen bin ich hier.“, so der fast Volljährige.

Was Filme angeht, steht Tobias auf "Herr der Ringe", er hat sowohl alle Bücher gelesen, als auch die Filmreihe mehrmals gesehen. Auch Serien guckt er, am liebsten die beliebte „Game Of Thrones“-Reihe.

 

Interviews:

Interview mit Franziska Kremser-Klinkertz, Leiterin Kinder- und Jugendfilme bei den Nordischen Filmtagen Lübeck

Aufgezeichnet von Festival-Blogger David Bruce-Boye, 13 Jahre

Wie heißen sie eigentlich?

Franziska Kremser-Klinkertz: Ich bin Franziska Kremser-Klinkertz.

Was genau ist denn ihre Tätigkeit bei den Nordischen Filmtagen?

Kremser-Klinkertz: Ich bin verantwortlich für das Kinder- und Jugendprogramm bei denen ich die Filme ausgesucht habe und  ich bin im Workshop der "Young Nordic Filmmakers".

Und wie lange machen sie das schon?

Kremser-Klinkertz: Ich bin gerade in meinem siebten Jahr.

Was war denn für sie das besonderste Erlebnis bei den Nordischen Filmtagen?

Kremser-Klinkertz: Ich glaube, das war ein Treffen mit einem Regisseur, der gedacht hatte, dass sein Film gar nicht auf Festivals laufen würde und an andere Länder verkauft wird, weil es da Schwierigkeiten mit dem Institut gab. Und der Film hatte dann in dem Jahr beide Preise im Programme gewonnen.

Wissen sie noch, wie der Film hieß?

Kremser-Klinkertz: The Secret.

Ok. Und die letzte Frage: Was ist denn das Besondere, was sie jedes Jahr hierher zieht?

Kremser-Klinkertz: Das ist eindeutig immer die Atmosphäre, dass alle so freudig und glücklich sind.

 

Interview mit Märt Pius (Johannes) über den estländischen Film „Nullpunkt“

Von den Festival-Bloggern Janna Klabunde (14), Kaja Herion (14) und Louis Strelow (14)

Zu erst würde uns interessieren, wie lange es gedauert hat, bis alle Szenen gedreht wurden.

Märt Pius: Da wir sowohl Szenen im Herbst und Winter als auch im Frühling gefilmt haben, hat der gesamte Drehprozess etwa ein Jahr gedauert.

 Bei welchen Szenen hatten Sie die meisten Probleme?

Pius: Da den ganzen Tag über mehrere Wochen gedreht wurde, war das Spielen für mich eigentlich nie ein Problem. Allerdings wurde der gesamte Dreh in drei Teile geteilt, weshalb es oft ein bisschen schwer war, wieder in die Rolle reinzufinden. Das ganze Team war sehr motiviert, am Set habe ich mich sehr wohlgefühlt.

Gibt es denn Ähnlichkeiten zwischen Ihrer Rolle und Ihnen?

Pius: Tatsächlich erinnert mich Johannes ein bisschen an mich selbst. Wie er musste ich in meiner Kindheit oft umziehen, und habe daher auch ein bisschen Erfahrung wie schwer das manchmal sein kann.

In Estland war der Film ein Erfolg: Haben Sie Pläne für die Zukunft?

Pius: Ich möchte gerne weiterhin in Spielfilmen oder im Fernsehen spielen, Genaueres ist allerdings nicht geplant.

Ist es für Filme aus einem kleinen Land wie Estland schwer, auch internationalen Erfolg zu erlangen?

Pius: Nein, „Nullpunkt“ ist in vielen verschiedenen Ländern bei Festivals zu sehen.

 

Publikums-Interview mit Viviane Andereggen, der Regisseurin des Films: „Simon sagt ‚Auf Wiedersehen’ zu seiner Vorhaut.“

Protokolliert von Festival-Blogger Paul Pahlke, 13 Jahre

Frau Andereggen, wie und wann sind sie darauf gekommen diesen Film zu drehen?

Viviane Andereggen: Ich wollte eigentlich schon seid ich 15 bin eine Jüdische-Komödie drehen und als vor drei Jahren die Debatte über die Beschneidung aufkam, war das der Ausschlag gebende Punkt diesen Film zu drehen.

Sind sie denn selbst Jüdin?

Andereggen: Ja, bin ich.

Wie viel Geld hatten sie denn für den Dreh dieses Filmes zur Verfügung?

Andereggen: Wir hatten 900.000 Euro zur Verfügung.

Und wo haben sie denn gedreht?

Andereggen: Wir haben den Großteil in Hamburg und Umgebung gefilmt.

Zu guter Letzt würden wir gerne erfahren, wie Sie die Nordischen Filmtage finden.

Andereggen: Das Festival ist sehr gut organisiert und auch die Stadt an sich gefällt mir sehr. Die Innenstadt ist sehr sauber, außerdem ist die Architektur beeindruckend.