Die Leinwand wird schwarz, die letzten Töne des Abspannes verklingen. Doch das übliche Stimmengewirr der Schulklassen bleibt aus. Blicke starren immer noch gedankenverloren auf die Leinwand. Nein, leichte Kost ist dieser Film nicht. Die grausamen Erlebnisse. Die Ausweglosigkeit der portraitierten Flüchtlingskinder. Die Ungerechtigkeit, nach dem achtzehnten Geburtstag abgeschoben zu werden. In der Heimat warten Krieg und Tod.
Packende Schicksale - unmöglich, sich davon zu distanzieren. So setzt die Regisseurin sich sogar vor Gericht für die von ihr Gefilmten ein. Die Dokumentation – eher eine Stimme für die „vergessenen Kinder“ als Unterhaltung: Ein Spannunghöhepunkt bleibt aus, nicht aber das hautnahe Erleben harter Realität. Mit Emotionen so echt und so nah – fast schon zu intim für die Öffentlichkeit. Verstörte junge Menschen, die sich öffnen. Szenen illegaler Grenzüberquerungsversuche. Die Kamera sieht viel, was uns sonst verborgen bleibt. Wie viel Einfühlvermögen und Hartnäckigkeit muss es die Regisseurin gekostet haben, das Vertrauen der traumatisierten Flüchtlinge zu gewinnen?
Eine interessante Mischung aus Film und Schwarzweißfotos – auf die Flüchtlinge wird eingegangen, nicht alle Gesichter gezeigt. Der dramatisch melancholische Soundtrack ist stellenweise überflüssig – eine manipulierend Wirkung, die der Film nicht nötig hat. Der Zuschauer wird ohnehin erreicht.
Die ersten Schüler regen sich, manche beginnen leise zu diskutieren. Die Stimmung ist so ernst wie sonst nie in Schulkinovorstellungen. Zeit, um das Gesehene zu verarbeiten, braucht man auf jeden Fall. Ich selbst bin in einem Jahr Achtzehn, zu alt für die Tätigkeit als „Junge Filmjournalistin“. Als Flüchtlingskind in Europa wäre ich zu alt für ein Recht auf Sicherheit und Leben.