Lübeck, 17.09.12 – Die diesjährige Retrospektive der 54. Nordischen Filmtage Lübeck (31.10.-04.11.12) bietet Hochspannung mit dem Programm „Das kalte Grauen - Grusel und Schauder im skandinavischen Kino 1921-2011“. Passenderweise eröffnet die Reihe an Halloween, am 31. Oktober 2012, und garantiert dem Festivalpublikum mit einer vielfältigen Filmauswahl wohliges Schaudern.
Die Stummfilmklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922) von F.W. Murnau und „Häxan“ von Benjamin Christensen werden in einmaligen Sondervorführungen in Kirchen gezeigt. Am 1. November läuft um 20 Uhr die restaurierte Fassung von „Nosferatu“ in der St. Petri Kirche zu Lübeck. Ein Ensemble aus Studierenden der Musikhochschule Lübeck unter der Leitung von Prof. Franz Danksagmüller wird den Film live begleiten. Am 3. November wird um 20 Uhr „Häxan“ (Hexen) in der Reformierten Kirche vorgeführt. Das Hamburger Gitarrenorchester Gilbert Couché spielt überraschende Sounds und Interpretationen zu diesem besonderen Filmereignis. Die Filmvorführung von „Häxan“ findet mit freundlicher Unterstützung und in Kooperation mit TT-Line (www.ttline.com) statt.
Ein weiterer Klassiker ist zweifelsohne „Vampyr“ des dänischen Regisseurs Carl Theodor Dreyer. Dieser erste Tonfilm des Regisseurs ist ein Werk voller bedrückender Intensität, der einen Mann zeigt, der unter schrecklichen Träumen leidet, sich selbst im Sarg bei seinem eigenen Begräbnis sieht und übersinnliche Erlebnisse hat. Dreyers Films spielt gekonnt mit Ahnungen und Andeutungen.
Jörg Schöning, Leiter der Retrospektive, freut sich über den Mix und die Bandbreite des diesjährigen Programms, die allen Liebhaber dieses Genres und denen, die die Filme dieser Reihe neu entdecken möchten, zusagen werden: „In der Filmgeschichte der skandinavischen Länder hat es immer wieder Beispiele für populäres, von nordischen Legenden und Mythen inspiriertes Kino gegeben, das übersinnliche Vorkommnisse zum Ausgangspunkt seiner Erzählungen nahm – wobei das Spektrum von spannender Unterhaltung bis zu höchst individuellen, künstlerischen Ausgestaltungen der Genrevorgaben reicht.“
Auch bekannte Regisseure haben sich in ihrem Œuvre dem Gruselfilm und psychologischen Thrillern zugewandt: Ingmar Bergmans „Die Stunde des Wolfs“ (Vargtimmen) aus dem Jahr 1966 erzählt die Geschichte eines Malers und seiner Frau, die auf einer abgelegenen Insel leben. Albtraumhafte Visionen reißen das Paar in einen wahnsinnigen Strudel. In Lars von Triers’ bekannter Serie „Hospital der Geister“ (The Kingdom) von 1994 regieren im Königlichen Reichskrankenhaus von Kopenhagen unter weißen Laken und verschlossenen Türen auch Wahnsinn und Übersinnliches. Das Festival zeigt Teil 1 dieser Reihe, die in zwei Programmblöcken laufen wird.
Aus den 1950er Jahren sind die Filme „Das weiße Rentier“ (1952) von Erik Blomberg über die Legende eines weißen Rens aus Lappland zu sehen und „Der Totenteich“ von 1958 über sechs Menschen aus Oslo, die in eine einsame Hütte fahren, in der vor einiger Zeit ein Morddrama geschah und dort mit mysteriösen Vorfällen konfrontiert werden. Regie: Kåre Borgstrøm.
Moderne Genrefilme kommen in der Reihe ebenfalls nicht zu kurz. Tomas Alfredsons’ sehr erfolgreicher Film „So finster die Nacht“ über „bisshafte“ Vorkommnisse in Stockholm zeigt den 12-jährigen Oskar, der die geheimnisvolle neue Nachbarstochter bei ihren nächtlichen Streifzügen begleitet. Dieser erste Kinofilm des schwedischen Regisseurs aus dem Jahr 2008 basiert auf einem Kultroman von Jon Ajvide Lindqvist, der auch in Deutschland erschienen ist.
Um Wesen der etwas größeren Art geht es in „Trollhunter“ (Regie: André Øvredal, 2010). Ein vermeintliches „Dokudrama“ über die aufwendigen Bemühungen der norwegischen Regierung, die sensationelle Neuigkeit zu verbergen, dass es in Norwegen tatsächlich Trolle gibt und dass es sie immer gegeben hat.
Ein klassischer Thriller ist der dänische Spielfilm „Cecilie“ (2006). Regisseur Hans Fabian Wullenwebers Film dreht sich um ein Paar, das in die Provinz zieht. Dort passieren der Ehefrau Cecilie merkwürdige Dinge, jemand versucht sie zu kontaktieren, aber wer? Erinnerungen von Ereignissen, die 30 Jahre zurück liegen, quälen sie. Cecilie begreift, dass sie sich den Geheimnissen der Vergangenheit stellen muss.
Ein psychologischer Horrorfilm über eine zerbrochene Familie in Östersund, der die Trennlinie zwischen Phantasie und Realität auslotet, ist „Marianne“ (2011) des schwedischen Filmemachers Filip Tegstedt. Eines Abends bekommt die Hauptfigur Krister Besuch von einer Frau, von der er weiß, dass sie tot ist. Doch bei Krister weiß man nie genau, ob er reale Dinge sieht oder halluziniert.
Aus Island präsentiert die Retrospektive den Film „Schatten aus dem Jenseits“, der 1983 im Festival lief. Ein junges Paar ist nach dem Einzug in ein altes Haus mit eigenartigen Vorkommnissen konfrontiert. Es scheint, als würde das Haus immer mehr Macht über sie ausüben. Der Film von Egill Eðvarðsson war 1984 isländischer Oscar©-Kandidat.
Alle Vorführzeiten und Programmdetails zur Retrospektive der 54. Nordischen Filmtage Lübeck stehen ab Ende Oktober unter www.filmtage.luebeck.de zur Verfügung.
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