Der Applaus verklingt und ich brauche einen Moment um mich wieder in der Wirklichkeit einzufinden. „Das Geheimnis“ hätte einer von vielen Filmen sein sollen, zu denen ich heute eine Kritik schreibe, doch dass sich hinter diesem einfachen Titel eine so komplexe, mitreißende Story verbirgt, hätte ich nicht erwartet.

Als die Mutter der Geschwister Plet (12), Rianne (14) und Donna (17) in einer Sturmnacht plötzlich verstirbt, beschließen sie, dies geheim zu halten – aus Angst von den Behörden getrennt zu werden.

Der Anfang des Drehs war für die eigentlich schon erfahrenen Schauspieler ein Schock – sie sollten ohne weitere Vorbereitung fast alle Szenen improvisieren. Der Regisseur Morten Kohler berichtet, wie sich die anfängliche Unsicherheit innerhalb weniger Tage in ein wunderbares Arbeitsklima wandelte. Die Schauspieler sollten realisieren, dass sie als die Personen gecastet wurden, die sie sind und auch im Film einfach nur sie selbst sein sollten. Gerade das verleiht dem Film eine ungeheure Natürlichkeit und Überzeugungskraft.

Dem Regisseur Morten Kohler was es wichtig, mit den Schauspielern und den 40 Leuten vom Set in Kontakt zu kommen und eine Gemeinschaft zu bilden, deswegen ist der Film ein Stück außerhalb Kopenhagens gedreht worden, wo nicht jeder nach Drehschluss seine Wege gehen konnte. Er berichtete außerdem, dass die drei Kinder irgendwann begannen, die Filmfigur der verstorbenen Mutter zu mögen als wäre sie eine reale Person; sicher auch ein Grund für die großartige Schauspielleistung.

Am meisten jedoch hat mir gefallen, dass es sich um eine wirklich neue Geschichte handelt. Der Regisseur ist der Meinung, dass man auch Kindern durchaus eine so tiefgreifende Thematik wie Krankheit und Tod zutrauen kann. Wie die Autorin Astrid Lindgren ist er der Meinung, dass man Kindern alles erzählen kann, solange man sie ernst nimmt. Sein Ziel war es auch, die Grenze zwischen Kindern und Erwachsenen zu überschreiten; und das ist ihm auch eindrucksvoll gelungen. Der auf einem Thaterstück basierender Film übermittelt auf berührende Art Trauer, Wut, aber auch Trost und Zusammenhalt. Ich denke, man könnte viel von den drei Geschwistern lernen.

Ein letzter Applaus für den Regisseur nach dem Publikumsgespräch, dann beginnen die Menschen um mich herum, aufzustehen und ihre Jacken und Taschen zu sortieren. Um mich herum viele nachdenkliche Gesichter. Ja, denke ich, die Botschaft des Films ist angekommen. Dem Regisseur ist es wirklich gelungen, zu zeigen, dass egal was passiert, man das Leben genießen sollte – denn es könnte schon morgen vorbei sein.

Es gibt viele Filme, über die man kurz weint oder lacht, sich gruselt oder kurz einen netten Dialog genießt, aber Filme wie dieser, die einem wirklich im Kopf bleiben und dabei noch so realistisch sind, sind leider viel zu selten. Ein unbedingt lohnenswertes Filmerlebnis mit einer starken Botschaft, die auch für das Leben der Zuschauer eine Bedeutung hat.