Nosferatu von 1921, der erste Horrorfilm überhaupt, beginnt mit Gelächter, als der Pastor der Petrikirche uns viel Spaß beim Film wünscht und seine Rede mit den ironischen Worten „fürchtet euch nicht“ beendet. Das Licht geht aus und still wird es in den mittelalterlichen Kirchgewölben von St. Petri. Ein flimmerndes Schwarzweißbild erscheint auf der Leinwand, aus dem Hintergrund ertönt Wispern und leise Musik.

„Na toll“  habe ich gedacht, als ich das erste Mal die Beschreibung des Filmes gelesen habe, „Ein Stummfilm, und das in Schwarzweiß“. Als Sechzehnjährige ist man an hochmoderne Filmtechnik gewohnt, je schärfer, effektreicher und dreidimensionaler, desto besser; was sollte ich da mit einem alten, verpixelten Stummfilm?

Doch schon nach wenigen Minuten bin ich fasziniert davon, mit welch einfachen Mitteln so viele Stimmungen und Gefühle vermittelt werden können. Die musikalische Untermalung von Studenten der Musikhochschule ist absolut perfekt an das Geschehen angepasst und sorgte für eine ganz besondere Stimmung. Zugegeben – die Handlung zu begreifen ist stellenweise etwas Mühsam, da für mich die altdeutsche Handschrift der Briefe nicht lesbar ist und ich nach drei vorherigen Kinobesuchen an diesem Tag nicht mehr ganz so konzentriert bin. Dennoch ist es interessant, einmal mitzuerleben, woraus sich die heutigen Filme entwickelt haben. Die Petrikirche ist der perfekte Ort für diese Vorstellung – ein historischer Film in einem historischen Gebäude, dass sogar in einer Szene gezeigt wird; ganz zu schweigen von der guten Akkstik und dem zu Gruselfilmen passendem Backsteingewölbe.

Auch wenn ich vielleicht durch moderne Filmtechnik schon zu abgestumpft bin, um mich wirklich zu fürchten, ist "Nosferatu" ein tolles Erlebnis. Filme über historische Ereignisse sieht man häufig; aber einen alten Filme zu gucken, den die Menschen früher als moderne Unterhaltung gesehen haben, ist tausendmal eindrucksvoller.