Wie geht man als junges Mädchen mit dem plötzlichen Tod des kleinen Bruders und des Vaters um? Und das, wenn sich die Mutter aus Trauer fast gar nicht mehr um einen kümmert? Lára ist dieser Situation ziemlich gut gewachsen: Sie kocht für ihre Mama, verliert ihr fröhliches Lachen trotz allem nicht und versucht so viel wie möglich über ihren verstorbenen Vater zu erfahren… Bei dieser Suche verschlägt es sie auf direktem Wege ins alte Theater der Stadt, wo ihr Vater früher viel gespielt hat. Doch schon bald nachdem Lára sich mit dem verrücktem Team des Theaters angefreundet hat und sogar bei deren Inszenierung von „Don-Quichote“ mitspielen darf, tauchen die Probleme auf: Die Stadt hat kein Geld mehr und das Theater soll schließen! Können Lára und ihre neuen Freunde es schaffen, ihre Feindin Stefania zu besiegen und das Theater zu retten?
Trotz trauriger Thematik ein äußerst humorvoller Film mit vielen abgedrehten Charakteren, verrückten aber sehr pfiffigen „running gags“ und vielen schlagfertigen Sprüchen, der für meinen Geschmack aber ein bisschen viele Klischees bedient: Wenn Lára schon ungesehen aus einem Krankenhaus ausbricht, müssen dann auch noch alle alten Kalle-Blomquist-Tricks wieder aufgewärmt werden und gruselige Szenen im Nebel auf dem Friedhof stattfinden? (Viele weitere Anspielungen sind allerdings sehr gelungen!) Abgesehen von der teils eher peinlichen, den erwünschten Effekt zunichtemachenden „Minigangster-Musik“, ist der Film für jüngere Kinder sicherlich sehr spannend. Auch das Publikum reagierte sehr, sehr positiv auf „Raben, Butterblumen und Myrrhe“: Trotz Verzögerung der Vorstellung wegen eines technischen Defekts blieben alle Leute sitzen, stellten am Ende im Gespräch viele interessierte Fragen und lachten während des Films sehr viel.
Eigentlich hätte „Raben, Butterblumen und Myrrhe“ genug Stoff für zwei Filme und es ist im Grunde schade, dass der tote Bruder und Vater im Laufe des Films mit all seinen schrillen Typen immer mehr aus den Augen verloren werden.
Zu Beginn der Vorstellung „warnte“ Regisseur Helgi Sverrisson vor „einem langen Anfang“, der mich aber am meisten berührte. Unvergesslich auch das Bild einer gelben Butterblume vor einem dunklen See, das auch symbolisch zu sehen ist. Lára ist wie eine „aufmunternde Butterblume“ vor der ewig trauernden Mutter, die gerade ihre Beziehung zu Lára grandios darstellt. Überhaupt überzeugen mich beinahe alle Schauspieler durch ihr hohes Niveau, abgesehen von der „Bösewichtin“ Stefania, die einen einfach zu sehr an Kasperletheater erinnert.
Schon für Kinder ab neun Jahren (freigegeben ist der Film ab zwölf) würde ich diesen abwechslungsreichen Kinderkrimi weiterempfehlen, da keine Szenen dabei sind, vor denen Kinder in diesem Alter noch Angst haben müssen. Vielmehr begeistert der isländische Film durch Humor und verschiedenste Anspielungen, steht aber dennoch unter dem – in diesem Kontext sehr traurigen - Motto: „Der Tod sollte einen nicht an etwas hindern, sondern einen ans Leben erinnern!“