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Vielfalt und Eigenständigkeit auf den 41. Nordischen Filmtagen Lübeck
Rund 100 Filme aus den nordischen und baltischen Ländern und aus Schleswig-Holstein zeigen die 41. Nordischen Filmtage Lübeck vom 4. - 7. November 1999. Heide Simonis, Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, und Jobst Plog, Intendant des NDR und
Präsident von ARTE, eröffnen um 19.00 Uhr das Hauptprogramm im großen Kino des Filmpalasts Stadthalle, das mit dem norwegischen Spielfilm "Die Souffleuse" von Hilde Heier beginnt. Die Regisseurin nimmt zusammen mit der Hauptdarstellerin Hege Schøyen und dem Produzenten
Christian Wildhagen an der Eröffnungsveranstaltung teil. "In diesem Jahr gilt unser besonderes Interesse dem vielfältigen Angebot an modernen, eigenständigen Spiel-, Dokumentar- und Kinder- und Jugendfilmen," sagt Andrea Kunsemüller, Vorsitzende der
Künstlerischen Leitung. "Die sind unsere Stars." Etwa 20 Regisseurinnen und Regisseure werden ihre Filme in Lübeck persönlich vorstellen. Rund ein Dutzend Spielfilme aus Dänemark, den Färöern, Finnland, Lettland, Litauen, Island, Norwegen und Schweden
konkurrieren um den mit 25.000 DM dotierten NDR-Förderpreis, den begehrten Publikumspreis der Lübecker Nachrichten und weitere Preise. In der diesjährigen NDR-Jury sind Marion Döring von der European Film Academy, die isländische Regisseurin Gudny
Halldórsdóttir, der Leiter der Filmstiftung NRW Dieter Kosslick, die NDR-Redakteurin Vera Kriegeskotte und der Filmregisseur Peter Lichtefeld. Die diesjährige Retrospektive wirft einen differenzierten Blick auf den dänischen Märchendichter Hans Christian
Andersen, dessen Erzählungen den Stoff für unzählige Filme geliefert haben. In Jannik Hastrups abendfüllendem Zeichentrickporträt "Hans Christian Andersen langer Schatten" entdeckt man auch einen weniger heiteren Aspekt des dänischen Dichters, der sein Leben lang unter
Armut, Krankheit und mangelnder Anerkennung litt. So sind die filmischen Nacherzählungen der Märchen oft eher für Erwachsene als Kinder verständlich. Ehrengast der 41. Nordischen Filmtage ist der 1913 geborene norwegische Regisseur Arne Skouen, der seinen ersten
Spielfilm "Straßenjungen" vor genau 50 Jahren drehte. Die Filmtage widmen Arne Skouen eine Werkschau. Der Film "Soweit die Kräfte reichen" (1957), in dem es um den norwegischen Widerstand im zweiten Weltkrieg geht, war der erste norwegische Spielfilm, der für einen "Oscar" nominiert
wurde. "An-Magritt" (1969) brachte die in der Zwischenzeit weltberühmt gewordene Liv Ullmann nach Norwegen zurück, die in der Titelrolle einen triumphalen Erfolg feierte. Der Dokumentarfilm gehört zu den stärksten Produktionen der nordischen Filmindustrie. Ob es um
Persönlichkeiten wie die dänische Schriftstellerin Kirsten Bang, den finnischen Komponisten Jean Sibelius oder die norwegische Hutmacherin May Aubert geht, ob es sich um Völker wie die Samen und Selkupen oder um gesellschaftliche Probleme wie in dem finnischen Werk "Gebt uns unsere
Skelette!" handelt - immer wird die gleiche Sorgfalt für Dokumentarfilme wie für Spielfilme aufgewandt. Möglicherweise sind deshalb die Dokumentationen nicht nur im Fernsehen, sondern oft auch im Kino zu sehen sind. Weltberühmt sind auch die skandinavischen Kinder-
und Jugendfilme. Das diesjährige Programm bietet Filme für die Kleinen und Mittleren (etwa "Cirkeline - Großstadtmäuse" oder den Eröffnungsfilm "Tsatsiki") und die Großen (z.B. "Happy End" aus Schweden), Animationsfilme wie "Gurin mit dem Fuchsschwanz" und Spielfilme
mit Schauspielern - und nicht wenigen Tieren! - wie etwa bei "Der Junge und der Luchs". Und in diesem Jahr gibt es eine Besonderheit: eine preisgekrönte dänisch-schwedische Koproduktion, "Aligermaas Abenteuer" von Andra Lasmanis, die in der Mongolei spielt und dort gedreht
wurde. Das Filmforum Schleswig-Holstein führt uns von Amrun bis Nicaragua, von Kiel bis Kirgisien, von Lübeck bis zur Connemara-Küste in Irland. Preisgekrönte Werke wie "Bismuna - Ein Abenteuerfilm" oder "Wo der Himmel die Erde berührt" wechseln sich mit
Uraufführungen wie "Alexandra - Die Legende einer Sängerin" ab. Kunst, die unbequeme Vergangenheit, eigenwillige Persönlichkeiten - unerschöpflich scheint die Themenvielfalt der regionalen Filmschaffenden in dem von Linde Fröhlich geleiteten
Filmforum-Programm. In einer Sondervorstellung wird der deutsche Stummfilm "Die Buddenbrooks" von Gerhard Lamprecht aus dem Jahre 1923 gezeigt. Die Stiftung Deutsche Kinemathek Berlin, die den Film unter der Leitung von Artem Demenok restaurierte, gab die Erstaufführung dieser
Fassung nach Lübeck, wo der Thomas Mann-Roman bekanntlich spielt. Dr. Manfred Eickhölter vom Heinrich- und Thomas-Mann-Zentrum in Lübeck hält die Einführung, Werner Loll begleitet den Film am Klavier. Die Nordischen Filmtage Lübeck warten mit einer neuen
Sektion auf: Reviews & Previews heißen Filme, die einen deutschen Verleih haben und entweder bereits gelaufen sind oder bald ins Kino kommen - und dennoch bei den Filmtagen nicht fehlen dürfen. Dazu gehören zum Beispiel Søren Kragh-Jacobsens preisgekrönter Spielfilm
"Mifune" und die heiß erwartete neue Folge mit den bekannten Ganoven "Die Olsen-Bande - Der letzte Coup". Veranstalter der Nordischen Filmtage Lübeck ist die Hansestadt Lübeck, Bereich Kunst und Kultur. Das Festival wird darüber hinaus vom Land Schleswig-Holstein,
dem Medienpartner NDR und zahlreichen Sponsoren und Freunden finanziert. |