11. Filmforum Schleswig-Holstein bei
den 40. Nordischen Filmtagen

Lübeck, 22. Oktober
 
Das Filmforum Schleswig-Holstein bildet nach wie vor den Auftakt zu den Nordischen Filmtagen Lübeck, doch nach zehn Jahren ist es voll in das Festival integriert. Erstmals reicht das Filmforum bis Sonntag abend und präsentiert sein Programm im Kino 1 des Filmpalasts Stadthalle im Wechsel mit den Dokumentarfilmen des Hauptprogramms.
 
Traditionell legt auch das Filmforum, das seit seiner Gründung 1988 von Linde Fröhlich geleitet wird, einen Schwerpunkt auf Dokumentationen. Mehrere Filme des diesjährigen Programms beschäftigen sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Sie zeigen Hintergründe auf ( "Mythos, Macht und Mörder" von Kerstin Stutterheim und Niels Bolbrinker) oder stellen Persönlichkeiten vor, die den Mut hatten zu widerstehen ("Der Mut des Fliegers" über den von den Nazis hingerichteten Reformpädagogen Adolf Reichwein, Regie: Wolfgang Brenner und Karl Hermann). Und auch Menschen, die nach Niederlagen die Kraft fanden, Neues zu beginnen ("Ein langes Leben" über die Künstlerin Olga Bontjes van Beek, Regie: Konstanze Radziwill und Sara Fruchtmann). Tugenden, die auch im heutigen Leben gefragt sind, wie weitere Portäts eigenwilliger Menschen aus dem Norden beweisen ("Dat geit los" über den Schleswiger Landwirt Bernhard Haar, Regie: Harriet Kloss, oder "Gaarden" von Antje Hubert). Daß es Menschen sind, die Geschichte nicht nur erleben, sondern tatkräftig gestalten und lebendig nachvollziehbar machen, zeigt die von Kurt Siebig zusammengestellte "Jahrhundert - Story", eine Kurzfilmanthologie zur Landesgeschichtete, die das diesjährige Filmforum eröffnet.
 
Reichhaltig ist auch das aktuelle Spielfilmangebot. Vom Politthriller mit den Stars des deutschen Kinos (Miguel Alexandres "Macht" mit Katja Riemann und Peter Sattmann) über eine Liebesgeschichtete junger Leute im Norden ("Alles auf die 17" von Kai Christiansen) und eine wundersame, abenteuerliche Reise vor die Westküste Afrikas ("Früchtchen" von Herbert Brödl, Kamera: Volker Tittel) bis zur verschiedenesachtelten, experimentellen Detektivgeschichtete ("Die Spur" von Peter Ott) ist die ganze Bandbreite visuellen Erzählens vertreten. Bemerkenswert ist, daß es sich um Werke junger Regisseure handelt, die ihre Zukunft im Kino noch vor sich haben. Auch die Kurzfilme beweisen, daß an deutschen Filmhochschulen und vielen anderen Produktionsstätten hoffnungsvolle Talente heranwachsen. So ist das Filmforum auch ein Ort der Entdeckung für das Kino von morgen.
 
Deshalb ist es umso erfreulicher, daß das Filmforum Schleswig-Holstein in diesem Jahr erstmals ein Kinderfilmprogramm präsentieren kann. Es umfaßt zwei Kurzfilme ("Der kleine Ritter" von Michael Zamjatnins und "Ball-Spiel" von Cay Wesnigk), einen mittellangen Spielfilm ("Anja, Bine und der Totengräber" von Andrea Katzenberger) und eine Dokumentation mit Spielhandlung ("Hannes Salzreise" von Wilfried Hauke).
All diese Filme sind auch für ein älteres" Publikum interessant, und sie beweisen, daß die schleswig-holsteinische Filmszene erwachsen geworden ist: Jetzt kann sie auch an Kinder denken !

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