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ACHTUNG! EILT ! Der große Sieger der 37. Nordischen Filmtage kommt aus Norwegen

LÜBECK, 5. November 1995 - Eine Riesenüberraschung: Sieger der 37. Nordischen Filmtage Lübeck ist der Newcomer Bent Hamer aus Norwegen. Sein Regie-Debüt "Eggs" wurde gleich mit zwei Preisen ausgezeichnet. Er erhielt am Sonntag abend im Filmpalast Stadthalle zum einen den heiß begehrten NDR-Förderpreis in Höhe von 25.000 Mark, symbolisiert durch den "Optimus". Dazu die NDR-Jury: "Dem Regisseur ist es gelungen, in seinem Film eine Qualität zu erreichen, ohne die jedes wahre Kunstwerk undenkbar ist: Einfachheit! In seinem kühnen Entwurf versagt sich der Autor jeder unnötigen Abschweifung. Von der ersten bis zur letzten Minute konzentriert er sich auf seine Geschichte."

Auch der Ehrenpreis der Baltischen Filmschaffenden ging an den jungen norwegischen Regisseur. "Bent Hamer hat es geschafft, in einer stilistisch-asketischen Form eine anrührende Geschichte zu erzählen. Er beschreibt die Einsamkeit des Menschen und die Zärtlichkeit des Zusammenseins, erzählt uns von der Angst und dem Mut, einfach zu leben. Vor allem aber demonstriert Bent Hamer die Kraft des Humors, die alte Menschen aufbringen können, wenn sie mit Sentimentalität und Ängsten fertig werden müssen", so die baltische Jury. "Eggs" sorgte auch schon an anderer Stelle für Furore: Der nur in 22 Tagen abgedrehte Film erhielt bereits im kanadischen Toronto den diesjährigen internationalen Kritikerpreis.

Seit vielen Jahren fördern die Lübecker Nachrichten die Nordischen Filmtage Lübeck. Der Wettbewerb um den Publikumspreis, "Die Lübecker Film-Linse", stieß in diesem Jahr auf besonders starke Resonanz. "Das Publikum dieses Festivals der nordischen Filmkunst zeichnet sich seit jeher durch besondere Kompetenz aus. Deshalb haben wir den mit 5.000 Mark dotierten Preis gestiftet", sagt Achim Hauenschild, stellvertretender Chefredakteur der Lübecker Nachrichten. Die Zuschauerinnen und Zuschauer entschieden sich für "Zehn Messer im Herzen" des norwegischen Regisseurs Marius Holst. Es ist bereits die vierte Auszeichnung für diesen Spielfilm. Auf den Berliner Filmfestspielen erhielt er den "Blauen Engel", in Rouen "Grand Prix" und "Audience" sowie den "Debutant-Prize" in Montreal.

Der diesmal zum dritten Mal ausgeschriebene Kinderfilmpreis der Nordischen Filminstitute ging an die dänische Produktion "Belma" von Lars Hesselholdt. "Der Film schildert ein aktuelles europäisches Thema, die Folgen des Krieges im ehemaligen Jugoslawien, auf eine höchst sensible und differenzierte Weise", erklärte die Jury.

Mit 5.000 Mark ist in Lübeck der Dokumentarfilmpreis der IG Metall dotiert. Der Gewinner ist dieses Jahr der Deutsche Claas Danielsen mit seinem Film "Memoiren einer frustrierten Hedonistin", der auf dem Filmforum Schleswig-Holstein gezeigt wurde. "Wir haben uns für diesen Film entschieden, weil es dem Regisseur mit hervorragenden filmischen Mitteln gelungen ist, eine über 80jährige Frau zu porträtieren. Der Film kann eine Ermutigung sein, den Lebenssinn und Lebensmut im Schönen zu suchen, was immer das auch für den Einzelnen bedeuten mag", so die Begründung der Jury.

Zum dritten Mal vergab SOURCES (Stimulating Outstanding Resources for Creative European Screenwriters) bei den Nordischen Filmtagen Lübeck den Drehbuchpreis in Höhe von 2.000 ECU (umgerechnet rund 4.000 Mark). Der Preis geht an die Isländerin Maria Sigurdardóttir für das Drehbuch zum 15minütigen Kurzfilm "Zwei Mädchen im Krieg", bei dem sie auch Regie führte. Sigurdardóttir studierte Film und Kunstgeschichtete. Jetzt erhält die 30jährige die Möglichkeit, an einem der begehrten SOURCES-Workshops teilzunehmen: in diesem Jahr in Galway in Irland. Die Amsterdamer Organisation SOURCES ist eine aus Mitteln des MEDIA-Programms der Europäischen Union und der niederländischen Regierung geförderte Institution. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, den Standard europäischer Film- und Fernsehproduktionen zu optimieren. Dazu die Jury: "'Zwei Mädchen im Krieg' erhält den diesjährigen Drehbuchpreis von SOURCES, weil der Film von der ersten bis zur letzten Einstellung spannend ist und betroffen macht. Er kommt dabei mit einem Minimum an Sprache aus, besticht einzig durch seine Bilder."

Insgesamt waren auf den 37. Nordischen Filmtagen Lübeck rund 100 Produktionen aus Skandinavien, dem Baltikum und Schleswig-Holstein zu sehen. Der Andrang des Publikums, der Filmschaffenden und der Medien war selten so groß. Es ließen sich allein 165 Journalisten in Lübeck akkreditieren. Bekannte Größen aus Kunst und Politik erschienen als Ehrengäste auf dem Festival - unter ihnen die Generalkonsuln und Botschafter von Island, Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland, die die Schirmherrschaft für die Filmtage übernommen haben. Zum feierlichen Abschluß zeigte sich die Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, Heide Simonis, begeistert von dem Enthusiasmus der Veranstalter und Teilnehmer sowie dem kontinuierlich wachsenden Zuschauerinteresse.

Zum Rahmenprogramm des Festivals gehörte in diesem Jahr die Retrospektive auf den Stummfilm-Klassiker Georg af Klercker, die Hommage an den finnischen Schauspieler Matti Pellonpää und die Ausstellung eindrucksvoller Filmplakate aus der Frühzeit des schwedischen Films. Zahlreiche Gäste besuchten das "rollende Museum" anläßlich des hundertsten Geburtstages des Kinos in einem Bus. Fester Bestandteil des Programms war erneut das vielbeachtete Filmforum Schleswig-Holstein, in dem Filme von jungen Regisseurinnen und Regisseuren aus Schleswig-Holstein beziehungsweise Produktionen, die hier realisiert wurden, zu sehen waren.

Andrea Kunsemüller, die Künstlerische Leiterin der Nordischen Filmtage, sagte zum Abschluß: "Wir haben in den 37 Malen des Bestehens der Nordischen Filmtage Lübeck gezeigt, daß wir bereit sind, kleine filmische Kostbarkeiten zu zeigen, die eine Nische ausfüllen: die Nische der Zuneigung zum nordischen Film und die Bereitschaft, sich auf sperrige, unangepaßte Filme einzulassen."

Die 37. Nordischen Filmtage Lübeck waren nicht nur ein Zuschauermagnet mit etwa 8.000 Gästen, sondern auch ein wichtiger Treffpunkt für Filmschaffende aus ganz Europa. Mehr als 60 Regisseure und Produzenten kamen in der Hansestadt zusammen. Damit bestätigten die Nordischen Filmtage Lübeck nachhaltig, daß sie eines der wichtigsten Festivals für Filmemacherinnen und Filmemacher im Norden Europas sind. +++



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