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LÜBECK, 2. November 1995 - Der Auftakt ist gemacht. Ulrich Meyenborg, Senator für Kultur, Bildung und Jugend eröffnete heute pünktlich um 15.30 Uhr das Filmforum Schleswig-Holstein. Traditionell läutet dieser Programmteil die Nordischen Filmtage Lübeck ein, die in diesem Jahr zum 37. Mal stattfinden. Im Mittelpunkt der Präsentation von Filmen junger Regisseurinnen und Regisseure wie auch der Rede des Senators stehen zwei wichtige Eckdaten der Filmgeschichtete. "Wenn man im November 1995 in Deutschland das Programm eines Filmfestivals eröffnet, kommt man nicht umhin, an zwei Jahreszahlen zu erinnern: 1895, das Jahr in dem das Kino geboren wurde, und 1945, als vor aller Welt offensichtlich war, daß die jüngste Kunstrichtung schon längst ihre Unschuld verloren hatte", so Meyenborg.
Fast auf die Stunde genau vor einhundert Jahren fand im Berliner Wintergarten die erste öffentliche Filmvorführung statt. Der Erfolg war überwältigend, der Siegeszug des Kinos besiegelt. Doch nicht nur Positives verbindet Meyenborg mit der Erfindung der Kinemathografie. "Was früher in Worten überliefert wurde, wird heute in Bildern übermittelt", sagt er. Die Bedeutung eines Ereignisses werde inzwischen oft nur an der Anzahl der Kameras gemessen, die darauf gerichtet sind. "Was nicht von einer Kamera dokumentiert ist, scheint nicht stattgefunden zu haben", so Meyenborg. Doch der Film sei durchaus nicht immer objektiv. Krasses Beispiel: die Zeit des Nationalsozialismus, wo er zur Ideologiebildung, zur Kriegsertüchtigung sowie Ablenkung der Massen instrumentalisiert wurde. Dennoch weist Meyenborg darauf hin, daß es ebenfalls Filmaufnahmen waren, diesmal der Alliierten, die der Welt das Grauen in den Konzentrationslagern vor Augen geführt haben. Nach Meyenborg hat sich der Film also auch "als besonders wirkungsvolles Medium der Erinnerung und Sensibilisierung erwiesen. Künstlerisch und historisch verantwortungsvoll genutzt, ist er Gedächtnis und Gewissen der Menschheit."
Der Eröffnungsfilm "Der Fall Cap Arcona" von Günter Klaucke und Karl Hermann, der im Anschluß an die Rede des Senators gezeigt wurde, ist ein Beispiel dafür, wie Kino eine wichtige Rolle bei der Aufarbeitung der eigenen Geschichte spielen kann. Die Dokumentation schildert den Angriff der britischen Royal Air Force, im Mai 1945, auf drei Schiffe in der Neustädter Bucht, bei dem 7.000 Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern ums Leben kamen.
Insgesamt werden auf dem Filmforum Schleswig-Holstein 29 Filme präsentiert, darunter eine ganze Reihe an Kurzfilmen. +++
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