Europäisches Kino aus dem Norden
 
Unter den zahllosen Filmfestivals in aller Welt nehmen die Nordischen Filmtage Lübeck eine ganz besondere Stellung ein. Sie verfügen über eine lange Tradition und einen klaren Auftrag: Sie widmen sich dem Kino im Norden Europas - und dies nun bereits zum 46. Mal. Aber im Laufe der Jahre ist das Festival nicht nur ein Mitglied der nordischen Filmfamilie geworden, sondern auch ein wichtiges Bindeglied zur Kino- und Fernsehbranche in Deutschland und zum Herzen des deutschen Publikums.
Immer mehr Filme aus dem Norden Europas sind in Deutschland zu sehen und begeistern ihre Zuschauer. Das ist ein Zeichen dafür, dass sie universelle Geschichten erzählen, auch wenn sie aus kleinen europäischen Ländern kommen und mit vergleichsweise geringen Budgets produziert werden. Dass sie einer typisch nordischen Erzähltradition vepflichtet sind, einen ganz besonderen Humor oder ganz spezifische Mythen aufweisen, macht ihre Besonderheit aus. Das ist ihr Beitrag zur Vielfalt der europäischen Filmkultur.
Als Präsidentin der Vereinigung der Europäischen Film- und Fernsehregisseure FERA setze ich mich für den Erhalt dieser Vielfalt ein. Auch wenn ich selbst meinen nächsten Film - eine Adaption von Henrik Ibsens "Nora oder Ein Puppenheim" - in englischer Sprache drehen werde, bin ich davon überzeugt, dass es die Aufgabe der europäischen Länder ist, ihre reiche Kulturtradition auf dem Gebiet des Films fortleben zu lassen und ausreichende Rahmenbedingungen für die Produktion und Präsentation von Filmen zu schaffen, die ihre universelle Kraft aus ihrer jeweils besonderen Sprache und Identität beziehen. Festivals wie den Nordischen Filmtagen Lübeck kommt in diesem Konzept eine besondere Bedeutung zu. Sie laden ein zur Begegnung mit der Aufsehen erregenden Filmkultur im Norden Europas und mit ihren interessanten Künstlerpersönlichkeiten.
Ich freue mich ganz besonders, dass einige Schauspielerkollegen dabei sind, die den Wechsel ins Regiefach gewagt haben - wie die Dänin Paprika Steen, die Schwedin Tova Magnusson-Norling oder der norwegische Shooting Star Aksel Hennie. Und Torun Lian war in Norwegen zunächst eine renommierte Autorin, bevor sie zur erfolgreichen Filmregisseurin wurde. Aus meiner eigenen Arbeit weiß ich um die produktive Wechselwirkung der Erfahrungen vor und hinter der Kamera. Auch davon kann das europäische Kino nur profitieren. Ich wünsche dem Festival viel Erfolg!
 
Liv Ullmann
Ehrenvorsitzende der Nordischen Filmtage Lübeck
 
 
 
European Cinema from the North
 
IThe Nordic Film Days Lübeck hold a very special place among the countless film festivals throughout the world. The festival has a long tradition and a clear focus: Northern European cinema. Now in its 46th year, the festival is more than just a member of the Nordic family - it is a -major link to the film and television industry in Germany and connects directly with German audiences.
More and more films from Northern Europe are being screened in Germany, to the delight of cinema-goers. This is because, even though they may be relatively low-budget productions from small European countries, the stories they tell are universal. What is so special about them is the way they are rooted in a typically Nordic tradition of story-telling, with their own special -humour and specific myths. This is their con-tribution to the rich tapestry of European cinema.
As President of FERA, the Federation of European Film Directors, I support the continuation of this diversity. Although I am making my next film - an adaptation of Henrik Ibsen's "Doll's House" - in English, I firmly believe that it is the task of the European countries to nurture their cultural traditions in the field of film and to create a climate in which films can be produced and presented that draw their universal appeal from their respective language and identity. Festivals such as the Nordic Film Days play an important role in this respect. They invite us into the exciting world of northern European cinematic culture with all its fascinating artists.
I am delighted that this year's festival includes work by some colleagues who have dared to make the leap from acting to directing - such as Denmark's Paprika Steen, Sweden's Tova Magnusson-Norling and Norway's Shooting Star Aksel Hennie. Torun Lian was a well-known author in Norway before becoming a successful film director. I know from my own experience how fulfilling it can be to work on both sides of the camera. It is not only personally enriching, but enriching to European cinema as well. I wish the festival every success.
 
Liv Ullmann
Honorary President of the Nordic Film Days Lübeck