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Kinder, Krieg und Kino
 
Täglich erreichen uns Meldungen über Kinder und Jugendliche als Opfer von Kriegen oder kriegsähnlichen Schauplätzen. Die Medien berichten rund um die Uhr von Angriffen, Überfällen und Terrorakten im Irak, in Israel, in Palästina und anderswo. Kinder sind aber nicht nur die Opfer, sie werden auch zu Tätern gemacht. Laut UNICEF kämpfen weltweit etwa 300.000 Kinder als Soldaten, davon allein 120.000 in Afrika. Über diese Fakten und die Schicksale, die sich in Einzelfällen damit verbinden, gibt es nur sehr wenige aktuelle Spielfilme - und darunter kaum welche, die auch Kindern und jüngeren Jugendlichen gezeigt werden können.
Mit der diesjährigen Retrospektive zu diesem Thema und seinem Umfeld möchten wir an einige herausragende und beispielgebende Produktionen aus Skandinavien erinnern; an Filme, die nicht vordergründig mit vielen Effekten Kriegsgeschehen und Kampfszenen ins Bild rücken, sondern sich den oftmals ,leisen' Randgebieten annähern. Uns allen sind so bedrückende und wirkungsvolle Anti-Kriegsfilme wie "Ivans Kindheit" von Andrej Tarkowskij oder "Komm und sieh!" von Elem Klimow noch in Erinnerung. Dieses Programm ergänzt daher solche Filme um Produktionen, in denen sich Kindheit oder Jugendzeit im Vorfeld des drohenden Weltkrieges oder während der deutschen Okkupation darstellt, Kinder entwurzelt und evakuiert werden oder Geschichten wie die von "Mendel" erzählen, in der sich ein jüdischer Junge vom Holocaust-Syndrom seiner Familie befreien will und als Flüchtlingskind seine eigene Identität zu finden versucht.
Unsere kleine Filmauswahl möchte auf die größeren und leider ungebrochen aktuellen Zusammenhänge verweisen, die dem Thema "Kinder, Krieg und Kino" zuzuordnen sind. Für das Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland wird das ein zentraler Schwerpunkt für den Aufgabenkatalog des kommenden Jahres bilden. Wir werden dann gezielt nach Filmen für Kinder und Jugendliche suchen, die sich aus ihrer Perspektive heraus auf aktuelle Probleme oder Schauplätze fokussieren und Diskussionen auslösen. Die Filmreihe der Nordischen Filmtage Lübeck 2004 versteht sich somit auch als programmatischer Auftakt und verweist mit den Filmen aus Skandinavien auch auf die filmästhetischen und dramaturgischen Standards, die als Qualitätskriterien für andere und neuere Produktionen gelten.

Horst Schäfer
Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland

 

Children, Conflict and Cinema
 
Every day we hear reports of children and young people as victims of war and conflict, of attacks and acts of terror in Iraq, Israel, Palestine and elsewhere. But children are not only the victims of such violence - they are also being made into perpetrators. According to UNICEF there are some 300,000 child soldiers in the world, 120,000 of them in -Africa alone. There are very few feature films addressing these facts and the lives affected by them - fewer still that could be shown to children and young people.
In this year's retrospective centred on this theme and related issues we would like to draw attention to some outstanding and exemplary Scandinavian productions which focus on the wider impact rather than the actual direct events of war and conflict. Such deva-stating and deeply moving anti-war films as "Ivan's Childhood" by Andrei Tarkovsky or "Come and See!" by Elem Klimov remain unforgettable. This year's programme complements such films by screening productions that portray childhood and youth against the backdrop of the impending World War or German occupation, in which children are uprooted and evacuated or, as in "Mendel", a Jewish boy struggles to free himself from his family's Holocaust syndrome and find his own identity.
Our selection of films seeks to address the broader and, unfortunately, still highly relevant context of the theme "Children, Conflict and Cinema". For the Kinder- und Jugend-filmzentrum in Deutschland (Children's and Youth Film Centre in Germany), this will be the main focus of the coming year's work. We will be looking for thought-provoking children's and youth films that focus on current problems and hotspots. In this respect, the films to be shown at the Nordic Film Days Lübeck 2004 are a taste of things to come, while the films from Scandinavia also set the standards that are to be expected of other, newer productions.

Horst Schäfer
Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland


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